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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Fernsehen ansehen? Wie war das gestern Abend?
    Ich hatte den Film vorher einmal gesehen, bei einem Festival in München, und das hat gut getan, mit einem Publikum, das den Film mochte, hautnah gemeinsam im Kino zu sitzen. Gestern Abend habe ich ihn zum zweiten Mal gesehen.
    Wie bereitet sich Iris Berben auf einen Fernsehabend mit Iris Berben vor?
    Handy aus, das Festnetztelefon wird ausgestöpselt. Ich will nicht gestört werden und versuche mir vorzustellen, wer jetzt alles auch vor dem Fernseher sitzt, Freunde, Weggefährten. Diese Jungfräulichkeit der Erstausstrahlung spüre ich. Und frage mich natürlich: Was sagt meine Mutter? Was sagt der oder der dazu? Ich habe den Film zusammen mit Heiko gesehen, der ihn noch nicht kannte, auch er hatte also einen frischen Blick.
    20  Uhr 15 , der Vorspann läuft. Aufgeregt?
    Ja. Ja! Die Aufregung entsteht auch, weil der Film etwas Unabänderliches hat. Beim Theater können Sie am nächsten Abend notfalls korrigieren, hier nicht. Und natürlich siehst du selbst jede Menge Szenen, die du noch hättest anders, besser, genauer machen können. Du bist ein unfairer Beobachter, weil der Fokus beim ersten Mal ganz auf dich selbst gerichtet ist. Beim zweiten Mal sehe ich dann schon mehr vom Ganzen. Das geht mir übrigens manchmal so, wenn ich nach Jahren mal wieder einen Film zufällig sehe, weil er im Fernsehen läuft oder weil ich ihn zu Hause in den DVD -Player lege, dass ich plötzlich gnädiger mit mir bin.
    Warum ist das so?
    Man braucht den Abstand. Ohne zeitliche Distanz betrachtet man sich selbst eindimensional, weil man nicht das ganze Bild sieht. Bei »Sketchup« habe ich das erst kürzlich erlebt. Ich kam gerade aus Amerika zurück, hatte Jetlag, schaltete den Fernseher ein, und plötzlich läuft eine alte Folge von »Sketchup«. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich eine halbe Stunde lang vor dem Fernseher schallend gelacht und mich amüsiert habe, über die Dialoge, über den Kollegen Diether Krebs, über mich. Damals, als wir »Sketchup« gedreht haben, ging mir das nie so! Da saß ich vor dem Fernseher und dachte viel zu oft: Dein Einsatz kommt zu spät, spiel doch schneller, wo war da dein Timing? Das war quälend.
    Nun war der Abstand da …
    … und ich konnte lachen. Wir sind alle eitel, und damit meine ich nicht das Aussehen, sondern die Eitelkeit der Perfektion. Das Selbstkritische überwiegt anfangs immer. Gestern Abend vor dem Fernseher habe ich das Spiel von Nina Kunzendorf bewundert, und ich bin sicher, dass auch ihr Blick auf sich selbst viel kritischer war. Diese Selbstkritik ist auch gut so, man darf sich nicht einlullen lassen in diesem Beruf, auch von Außenwirkung nicht. Übrigens in beide Richtungen nicht: weder wenn die Quote oder Kritik schlecht ist, noch wenn sie gut ist. Gerade wenn die Zahlen nicht gut sind, darf man sie sich, wenn man wirklich überzeugt von der Arbeit ist, nicht wegnehmen lassen. Man muss aufpassen, dass man nicht die Zahlen allein zum Maßstab macht.
    Sie haben in den Tagen vor der Ausstrahlung des Films in der Öffentlichkeit dafür geworben, durch Interviews und Auftritte. Am Samstag waren Sie zu Gast bei »Wetten, dass …?«. Sie sind der einzige Gast der Show, dessen Auftritte »zweistellig« sind, wie Thomas Gottschalk sagte. Sie waren zehnmal da, kennen die Sendung und ihre Gesetze. Sie wussten also, Sie werden an diesem Abend einmal die Chance bekommen, diesen ernsthaften Film …
    … der überhaupt nicht in eine Unterhaltungsshow passt …
    … so zu bewerben, dass Sie doch möglichst viele Zuschauer auf ihn neugierig machen, die sich dann ein paar Tage später den Film ansehen.
    In diesem Fall war es sogar noch etwas anders. Ich habe vor einem Dreivierteljahr einen persönlichen Brief von Thomas bekommen: ob ich in eine seiner drei letzten Ausgaben von »Wetten, dass …?« kommen würde. Ich habe dann zur dritten Show zugesagt, da gab es den Ausstrahlungstermin für den Film noch nicht. Es war ein Freundschaftsdienst für Thomas und für mich. Aber natürlich haben Sie recht: Man hat etwas dabei, auf das man aufmerksam machen möchte. In diesem Fall hieß es von Seiten der Redaktion schon früh, der Inhalt des Films passe ja gar nicht so gut in das Format. Einen Ausschnitt wolle man lieber nicht zeigen, man könne ja kurz auf dem Sofa darüber reden, mehr gehe nicht. In der Tat ist das bei diesem Film nicht leicht, weil er aus Dialogszenen besteht, die ohne Kontext oft nicht verständlich sind. Ich habe mir

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