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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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nicht mehr erlebt. Da
klopfte es an der Tür.
    „Hier, ein Erkältungstee für dich“, sagte Thorsten verlegen
und stellte den Tee neben Emilys Bett ab. „Ich geh dann mal. Und gute Besserung!“
    Emily wackelte dankbar mit dem Kopf und war ganz gerührt
über so viel Fürsorge von unerwarteter Seite. Sie hörte die Tür ins Schloss
fallen und ließ sich in einen dämmerartigen Zustand hineingleiten, in dem die
Welt wie in Watte gepackt schien. Sie dachte an die letzten Wochen ihrer
blutjungen Beziehung mit Josue. Da gab es Momente, in denen hätte sie jauchzen
können vor Glück, und andere, da hätte sie schreien können vor Zorn oder
Ohnmacht. Vor einigen Tagen war sie bei Josue zuhause gewesen und er war noch
nicht eingetroffen, so dass sie nur Frau Schmitt und die Kinder vorfand. Flo
begrüßte sie stürmisch, Lizzy ignorierte sie wie meistens, außer wenn ihr keine
Wahl blieb und ihr Vater sie zurechtwies. Aber daran hatte sie sich fast schon
gewöhnt und tatsächlich mochte sie Lizzy und wusste auch, dass diese sie nicht
so schlimm fand, aber das aus Solidarität mit ihrer toten Mutter einfach so
inszenieren musste. Doch Frau Schmitt hatte sie auf die Palme gebracht. Emily
hatte ihr freundlich die Hand geben wollen und Frau Schmitt hatte das
schlichtweg ignoriert. Emily hatte nochmal versucht sich vorzustellen. Da hatte
Frau Schmitt sie von oben bis unten gemustert.
    „Glaawe se bloß net, dass sie sisch den Herr Gomez oangeln
kenne“, hatte sie gezischt, „der hot was oanneres verdient.“
    Das hatte gesessen. Emily schlug die Tür hinter sich zu und
ging auf das Gäste-WC, um sich zu sammeln. Dann rauschte sie wieder in die
Küche und bat die Kinder, kurz ins Kinderzimmer zu gehen, was sie
erstaunlicherweise auch ohne Widerspruch taten. Dann baute sie sich vor Frau
Schmitt auf, die auch nicht viel größer war als sie, und erwiderte: „Ich würde
Ihnen raten, sich da rauszuhalten und vor allem die Kinder diesbezüglich nicht
zu beeinflussen. Andernfalls sehe ich mich gezwungen, Josue einige Dinge zu
erzählen, wie Sie mit den Kindern umgehen, die sicher nicht in seinem Sinne
sind.“
    Frau Schmitt lief puterrot an und ihre Augen wurden glasig,
wie kleine Luftballons kurz vor dem Platzen. „Ach ja? Versuche Se’s doch. Er
braucht misch un des wees er aa. So schnell find’er niemoand, der grad springt
wie er’s sescht. Awwer Sie sin nett emol vun doo und schneie ääfach so in dere
ihr Lewe noi, ohne irgendwelschi Bereschtischung.“
    Emily fragte nicht weiter, wie so eine „Bereschtischung“
aussehen könnte. Sie hörten beide den Schlüssel im Schloss und traten
instinktiv einen Schritt weiter auseinander. Josue kam in die Küche und sagte
in den Raum an keinen und jeden gerichtet: „Entschuldigt die Verspätung. Ich
sehe, ihr habt euch schon kennengelernt. Emily, das ist meine Perle, Frau
Schmitt. Frau Schmitt, das ist Emily, meine Freundin.“
    „Mir hatte schunn des zweifelhafte Vergniege. Isch geh’
doann mol, und derf isch Sie noch oann die fällisch’ Iwwaweisung erinnern?“
    Josue nickte schnell. „Wird gemacht, Frau Schmitt, einen
schönen Abend noch.“ Er ließ sich auf einen der Stahlrohrstühle fallen, die um
den großen weißen Tisch herumstanden. Emily beugte sich zu ihm und fragte mit
Augenaufschlag: „Bekomme ich jetzt erst mal einen Kuss?“
    „Ja, natürlich, komm her, meine kleine Emily.“ Sie setzte
sich auf seinen Schoß und schmeckte den Tag auf seinen Lippen. Er hatte wohl
eine geraucht, das war aber schon eine Weile her, dann vermutlich Knoblauch
gegessen und dann war da noch ein süßlicher Geruch, den sie nicht einordnen
konnte.
    Er schob sie sanft hinunter und fragte: „Wo sind denn meine
Kinder?“ Und wie gerufen kamen die beiden angestürmt und nahmen ihn in
Beschlag, so dass Emily, die jetzt abgeschrieben war, sich daran machte, den
Tisch für das Abendessen zu decken.
    Emily merkte, dass nun auch noch pochende Kopfschmerzen
dazukamen, zusätzlich zu den heißen Kohlen, die immer wieder auf ihre
Wirbelsäule gedrückt wurden. Ob sie Josue anrufen sollte? Aber das könnte sie
auch noch später machen. Das Handy lag so weit weg. Sie hoffte, dass er
zumindest kurz nach ihr schauen würde, wenn sie ihm eine SMS schrieb, dass sie
krank war. Jetzt hatte sie die Übeltäterin. Ihr fiel wieder ein, dass Edith
sich gestern mit dicker roter Nase zur Arbeit geschleppt hatte, weil sie wie
immer unter Personalknappheit litten. Sie hatten wieder zusammen

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