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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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neugierig.
    Josue wurde verlegen. „Das haben wir doch zuhause
besprochen, Flo, dass du diese Frage nicht stellst.“
    „Ist schon gut“, schaltete sich Emily ein. Sie ging in die
Hocke vor dem kleinen Feuerwehrmann. „Nenn mich einfach Emily oder Emi, über
alles andere machen wir uns später Gedanken, ja?“, erklärte sie ihm freundlich.
    Inzwischen war Lizzy eingetroffen. Sie war ein
hochaufgeschossenes Mädchen, das Emily schon bis zur Brust reichte, und
spindeldürr. In ihrer weißen Strumpfhose und dem rosa berüschten Kleidchen
wirkte sie herausgeputzt wie für eine Prinzessinnenparty. Emily fragte sich
nur, ob sie in den zarten Sandalen im Schlosspark würde laufen können. Der
Ausdruck ihres hübschen Gesichts, das von rötlichen, welligen Haaren umgeben
war, war verschlossen. Sie hatte die dunklen Augen ihres Vaters geerbt und die
starrten sie gerade ausdruckslos an.
    Emily ging auf sie zu und hielt ihr die Hand hin. „Hallo,
ich bin Emily und du musst Lizzy sein. Ich habe schon viel von dir gehört.“
Lizzy verschränkte die Arme hinter dem Rücken und nickte kurz. Emily zog ihre
Hand wieder zurück.
    Josue sah beschämt aus, erzählte aber: „Lizzy hatte andere
Pläne für heute und wollte nicht mit. Ich habe sie aber dann doch zu diesem
Familienausflug überredet.“
    Lizzy sagte mit erstaunlich fester Stimme: „Das ist kein
Familienausflug, Mami ist nicht dabei.“
    Emilys Glieder wurden wieder ganz schwer. Das hatte sie ja
erwartet, dass Lizzy nicht gerade begeistert sein würde, aber mit offener
Feindseligkeit hatte sie dann doch nicht gerechnet.
    „Wollen wir los?“, fragte sie betont munter.
    Josue nickte. „Mein Auto steht da in der Bergheimer Straße.“
Er nahm ihre Hand, wofür Emily ihm zutiefst dankbar war, Flo nahm seine andere
und Lizzy schlurfte hinterher, wie sich Emily mit einem kurzen Blick nach
hinten versicherte.
    Josue murmelte ihr zu: „Wir hatten heute schon jede Menge
Diskussionen. Es ist wirklich ein Einschnitt für die Kinder, dass es jetzt eine
Frau in meinem Leben gibt. Bitte hab Verständnis, wenn sie dich nicht gleich
mit offenen Armen aufnehmen“, seufzte er.
    Sie schaute ihn verschmitzt von der Seite an. „Ich bin es
gewöhnt, dass mir nicht jeder von Anfang an um den Hals fällt, aber ich denke,
mit der Zeit wird das schon. Ich bin schließlich keine böse Stiefmutter.“ Na
ja, das Letzte hätte sie sich verkneifen können. Sie fand ja, dass eher Frau
Schmitt wie die grimmige Stiefmutter wirkte.
    Sie stiegen ins Auto, Josue schnallte die Kinder an und
setzte sich dann vorne neben Emily. Als er den Motor startete, lief sofort ein
klassisches Stück in voller Lautstärke los. Josue schaute sie fragend an.
„Stört dich die Musik?“
    „Nein, was ist es denn?“ Natürlich hatte sie es schon
irgendwo gehört. Aber sie hatte sich vorgenommen, nicht die Musikkennerin zu
geben, weil sie es einfach nicht war. Er fragte nach hinten auf den Rücksitz:
„Was hören wir denn gerade?“
    Mit einer Stimme antworteten die beiden: „Händel, Messias.“
    Emily schaute anerkennend nach hinten und sah beide aus
voller Kraft mitdirigieren. Sie schaute wieder zu Josue. Die Situation hatte
etwas Groteskes, so dass sie mit ihren Freundinnen vermutlich sofort
losgeprustet hätte. Aber Josues Mundwinkel umspielte ein stolzes Lächeln, also
hielt sie sich lieber zurück.
    Als sie gemeinsam in Schwetzingen durch das schmiedeeiserne
Tor traten, das den Eingang zum Schlosspark bildete, und Josue eine
Familienkarte gekauft hatte, flitzten die Kinder davon. Flo auf einem Laufrad,
Lizzy mit dem Roller. Josue nahm wieder ihre Hand und beugte sich über sie für
einen längeren Kuss. Sie strahlte ihn an, und als die Sonne noch über den Eingangsgebäuden
auftauchte, erschien ihr plötzlich die ganze Situation so wundervoll, dass sie
die Welt hätte umarmen können.
    „Du hast tolle Kinder“, sagte sie nur.
    „Danke“, erwiderte er stolz, um dann ernst hinzuzufügen:
„Sie sind mein Ein und Alles, weißt du? Ich möchte nicht, dass sie noch mehr
verletzt werden.“
    Emily nickte ebenfalls ernst und erwiderte: „Ich bin mir der
Verantwortung bewusst, vielleicht mehr, als du denkst.“
    Er küsste sie erneut, umarmte und wirbelte sie ihrerseits so
spielend wie ein Kind durch die Luft, dass ihr schwindlig wurde. Dann setzte er
sie behutsam auf dem Boden auf, sah ihr tief in die Augen. „Ich weiß, dass du
eine wunderbare Frau bist.“
    Emily blickte nach vorne, weil sie sich

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