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Ein Jahr in London

Titel: Ein Jahr in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Regeniter
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Stimmung stimme ich ihm zu und erzähle ihm, ich würde gern mehr über die Geschichte Manchesters erfahren. Und drehe mich dann schnell um und geselle mich wieder Ellis Verwandtschaft zu.
    Dave hat bereits eine neue Runde bestellt, und Eileen ist mittlerweile so beschwipst, dass sie versucht, den Barmann zu sich nach Hause einzuladen. Zum Glück erklingt bald die Elf-Uhr-Klingel und wir machen uns auf den Heimweg.

    Am Weihnachtsmorgen werden wir um neun Uhr morgens unwirsch von einem Donnertrommeln an der Haustür aufgeweckt.
    „Eileen, wir sind’s, Maud und Dave, tut nicht so, als wäret ihr nicht zu Hause, so schnell werdet ihr uns nicht wieder los!“
    Man hört Eileen stöhnend ihre Pantoffeln anziehen und dann die Treppe hinunterschlurfen.
    „Komm ja schon, was kommt ihr aber auch zu einer so unchristlich frühen Stunde! Selbst Weihnachten darf man nicht ausschlafen!“
    Aus dem Flur erschallt lautes Lachen. Eileens Schwester und ihr walisischer Mann sind jetzt also auch eingetroffen.
    „Wer kommt denn noch so alles?“, frage ich Elli.
    „Meine Großeltern, und das war’s schon. Mit den weniger wichtigen Verwandten trifft man sich erst am Boxing Day .“
    „Boxing Day?“
    „Morgen, der zweite Weihnachtstag.“
    Grandpa Arthur und Nanny Jackie treffen dann tatsächlich auch bald ein, und das Haus füllt sich langsam.
    Ich werde allen als Ellis Freundin aus Germany vorgestellt, worauf jeder eine Geschichte von einem Cousin, Neffen, Freund, Bekannten oder Kollegen zu erzählen hat, der von der britischen Armee aus mal in Good Old Germany stationiert gewesen ist.
    „Sehr sauber soll es bei euch sein, hat mein Nachbar erzählt?“, fragt Maud.
    „Ja, und was die Technik betrifft, sind die Deutschen immer noch unübertroffen“, fügt ihr Mann Dave hinzu, und der andere Dave, Dave zwei, nickt und fängt an, die Vorteile deutscher Autos aufzuzählen. Man gratuliert mir, aus einem Land zu stammen, in dem die Züge rechtzeitig kommen, die Menschen vor ihren Häusern fegen und man so schnell fahren kann, wie man will. Davon sind die beiden Daves ganz besonders beeindruckt.
    „Irgendwann werde ich es noch mal nach Deutschland schaffen und eigenständig die Autobahn runterrasen“, sagt Susans Mann mit verklärtem Blick.
    Mittlerweile haben sich Eileen und ihre Mutter in die Küche begeben und machen sich an die Essensvorbereitung. Das ist für die Männer das Zeichen, die ersten Bierflaschen zu öffnen.
    Selbst Grandpa Arthur genehmigt sich einen winzigen Vormittagstrunk und nötigt Elli, Rachel und mich, es ihm nachzumachen.
    „Jetzt sitzt da doch nicht rum wie saure Zitronen, schließlich ist nicht jeden Monat Weihnachten, und wer weiß, ob ihr mich nächstes Jahr noch dabeihabt.“
    Als Gast will ich ihm da nicht widersprechen, aber noch vom Vorabend etwas verkatert, habe ich Zweifel, wie ich den restlichen Tag überstehen soll.
    „Trinken die jetzt den ganzen Tag so weiter?“, frage ich Elli.
    „Nein, nur bis das Weihnachtsessen überstanden ist.“
    Langsam fange ich an, mir Sorgen zu machen, was bei diesem mysteriösen englischen Weihnachtsessen denn passieren wird, dass es eine solche Vorbereitung erfordert.
    „Ich wette, nächstes Jahr fährst du lieber wieder über Weihnachten nach Hause, was?“, lacht Rachel.
    Die Männer haben den Fernseher angestellt, und wir gucken alle hingebungsvoll das Eastenders - Christmas-Special . Eastenders ähnelt der deutschen Lindenstraße, nur spielt die Serie in einer rauen Arbeitersiedlung im Londoner East End, und jede zweite Figur ist Drogenhändler oder hat andere Verbindungen zur Unterwelt.
    „Na, wer denn wohl heute beim Weihnachtsessen aus dem Hinterhalt erschossen werden wird?“, fragt Dave eins, worauf eine lange Diskussion folgt, wer in welchem Magazin schon vor Wochen gelesen habe, mit welcher Person es heute zu Ende gehen wird.
    Irgendwann ruft Eileen aus der Küche: „ I can’t believe it , da sitzen sie alle und streiten sich, wer als Nächster ins Jenseits befördert werden wird, während wir uns hier mit dem Truthahn rumschlagen! Kann denn nicht mal jemand helfen?“
    Ich springe sofort mit schlechtem Gewissen auf, während die anderen so tun, als hätten sie nichts gehört, und konzentriert den Fernseher anstarren.
    Der Truthahn brutzelt schon lange im Ofen vor sich hin, während Eileen und Jaquie am Gemüseschneiden sind. Überall um sie herum stapeln sich Töpfe und noch mehr Töpfe gefüllt mit allen möglichen Leckereien.
    „Wann habt

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