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Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Titel: Ein Jahr ohne Juli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Kessler
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hinter der Tür summen hören, aber der Aufzug kommt nicht. Ich habe echt ein schlechtes Gewissen, dass ich Mrs Smith eingeredet habe, ich hätte sie nur auf den Arm genommen – aber was hätte ich sonst machen sollen? Auf jeden Fall ist das besser, als wenn sie glaubt, dass ich geistesgestört bin, und meinen Eltern sagt, ich gehöre in eine Anstalt.
    Gerade will ich zum Treppenhaus, da höre ich es hinter mir klappern und scheppern. Das gleiche Geräusch wie schon mal. Es ist der alte Fahrstuhl.
    Ich reiße die Tür auf, schiebe das Gitter zur Seite und steige ein. Ich muss weg von hier, ehe Mrs Smith mir nachkommt und allen erzählt, was gerade passiert ist. Oder besser, ich muss weg von allen.
    Klappernd und rasselnd bringt mich der Fahrstuhl nach unten.
    Draußen gehe ich den Weg hinter Riverside Village entlang. Ich nehme gar nicht recht wahr, wo ich gehe. Ich laufe in blinder Benommenheit dahin und versuche mir zu erklären, was mit meinem Leben passiert ist – wohin es verschwunden ist und ob ich es jemals zurückbekomme.
    Wie kann mir ein ganzes Jahr verlorengegangen sein?
    Meine Gedanken überschlagen sich, während ich immer weiter laufe. Nach einer Weile merke ich, dass ich zu einer mir nicht vertrauten Stelle am Waldrand gekommen bin. Ich sollte lieber umdrehen. Dad hat gesagt, ich soll nicht so lange fort bleiben. Ich muss zurück und auf Craig aufpassen – und auf Thea. Beim Gedanken an mein kleines Schwesterchen muss ich dann doch fast ein bisschen lächeln.
    Ich beeile mich, zum Apartment zurückzukommen.

    »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«, schreit Dad, ehe ich auch nur halb durch die Tür bin. Er zerrt mich fast in die Wohnung und schlägt sie hinter mir zu. Was hat er denn?
    »Oje, Dad, ich bin doch nicht zu spät, oder?«
    »Nicht zu spät? Nicht zu spät ?«, stößt er hervor. »Lydia, hol deinen Mantel!«, ruft er Mum zu.
    »Ihr habt doch noch ewig Zeit«, sage ich. »Für wann habt ihr denn den Tisch reserviert?«
    »Tisch? Was für einen Tisch?«
    »Für den Hochzeitstag.«
    Dad starrt mich an. »Du bildest dir tatsächlich ein, dass wir zum Essen ausgehen? Craig, los.«
    »Ich dachte, nur ihr beide?«
    »Nur wir beide? Was redest du für einen Unsinn?«
    Mum kommt in die Diele. Sie lehnt sich an den Türpfosten. »Jenny, wo bist du denn gewesen?«, fragt sie sanft. Ihr Gesicht ist käseweiß und hat feuchte Spuren. Aber das ist nicht das Merkwürdigste.
    Das Merkwürdigste ist ihr Bauch. Ihr riesiger, runder Acht-Monats-Bauch. »Thea«, sage ich nur und starre den Bauch an.
    Mum streicht sich eine Haarsträhne aus den Augen. »Was?«
    »Das – das Baby.«
    Mum hat die Arme um den Bauch gelegt. Sie zuckt zusammen und schließt die Augen.
    »Alles in Ordnung?«, frage ich.
    Sie nickt und atmet in kurzen Stößen. »Nur ein leichter Krampf«, sagt sie. »Komm, wir müssen los.«
    Ich sehe erst Mum und dann Dad an. »Wohin?«, frage ich. »Mum, Dad, was ist eigentlich los?«
    »Craig! Schalte sofort den Fernseher aus!«, schreit Dad. Er dreht sich zu mir um und schnauzt: »Das erzählen wir euch im Auto.«
    »Um Himmels willen, Tom. Die Kinder können doch nichts für das alles«, sagt Mum beruhigend.
    » Wofür können wir nichts? Wohin gehen wir?«
    Sie reagieren nicht auf meine Frage. »Ich weiß, dass die Kinder nichts dafür können«, sagt Dad. »Entschuldigt bitte. Ich finde nur, dass wir schnell hinmüssen. Sie sind unsere besten Freunde.«
    Mum nickt. Sie hält sich immer noch den Bauch.
    »Mum?« Ich lege meine Hand auf ihren Arm. »Was ist mit dir los?«
    »Ach, nichts«, sagt sie und hechelt. »Nur ein bisschen – das ist wahrscheinlich der ganze Stress. Ich bin erschöpft. Aber sonst ist bei mir alles okay, ehrlich.«
    Craig kommt endlich aus dem Wohnzimmer geschlurft. Der kleine Craig. Der sechsjährige Craig von heute Morgen mit seiner Zahnlücke – nicht der größere Craig, den ich zuletzt gesehen habe, als ich hier im Zimmer war.
    Ich greife mir ins Haar. Taste meinen Kopf ab. Lang, zurückgebunden. Aber das ist doch unmöglich !
    »Bist du so weit?«, sagt Dad zu Craig. Er merkt nichts von der Panik, die sich in meiner Brust breitmacht.
    Dad schnappt sich den Schlüssel vom Kaminsims und sagt: »Wo warst du überhaupt, Jenny? Erst machst du einen Riesenwirbel um dieses Reiten – und dann tauchst du einfach nicht auf.«
    Reiten? Mir dreht sich der Kopf.
    »Wo bist du gewesen, Jenny?«, fragen mich beide. Ich kann ihre Worte hören, immer wieder, verschwommen,

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