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Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Titel: Ein Jahr ohne Juli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Kessler
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ich weiß zumindest, dass er heute in einem Jahr noch lebt. »Ich meine nicht einfach, dass ich das glaube«, sage ich. »Ich weiß es.«
    Ich denke daran, wie ich Mrs Leonard zuletzt in dem düsteren Apartment gesehen habe. »Es wird schwer«, sage ich. »Aber er stirbt nicht.«
    »Glaubst du das wirklich?«, flüstert Mrs Leonard. Mum legt ihr einen Arm um die Schulter.
    »Ich weiß es.«
    »Danke.« Sie drückt meinen Arm. »Du hast recht. Wir müssen Vertrauen haben.«
    Ich möchte ihr sagen, dass es nicht einfach nur Vertrauen ist; ich weiß ja wirklich ganz sicher, was passieren wird! Aber das kann ich ihr natürlich nicht klarmachen. Es war ja für mich selbst schwer genug, zu verstehen, dass es so ist.
    Plötzlich fasst sich Mum wieder an den Bauch und zuckt zusammen, als ob sie einen Stoß in den Magen bekommen hat. Diesmal beugt sie sich ganz weit vornüber.
    »Lydia?« Mrs Leonard sieht Mum mit einem besorgten Stirnrunzeln an. »Ist alles in Ordnung?«
    Mum nickt und schnappt vor Schmerzen nach Luft. »Nichts weiter«, sagt sie.
    »Lydia!« Mrs Leonard sieht Mum streng an.
    »Es ist nichts«, erwidert Mum. »Das ist zur Zeit wohl eher nebensächlich. Verstanden?« Doch dann zuckt sie wieder zusammen und scheint nach Luft zu ringen.
    »Schluss. Ich hole einen Arzt«, sagt Mrs Leonard. Sie eilt an den Empfangsschalter und redet mit den Schwestern. Einen Augenblick später stehen sie neben Mum. Mum holt so komisch hechelnd Luft und kann kaum reden.
    »Mrs Green, Sie müssen sich hinlegen«, sagt eine der Schwestern.
    Die andere wendet sich an mich. »Holst du vielleicht deinen Vater, Schätzchen?«
    Ich renne den Korridor in die Richtung entlang, in die Dad und Craig vorhin verschwunden sind. Als ich am Ende um eine Ecke komme, entdecke ich Dad, der gerade zurückgeschlendert kommt. Craig hat einen Schokoladebart.
    »Dad! Beeil dich – es geht um Mum!«, rufe ich.
    Dad packt Craigs Hand und rennt auf mich zu.
    Danach geht alles ganz schnell. Mum liegt schon auf einer Liege, als wir bei den anderen ankommen. Dad überlässt mir Craig und verschwindet den Gang entlang. Er hält Mums Hand, während man sie irgendwohin fährt.
    »Bleib da«, ruft Dad über die Schulter. »Und lass Craig nicht aus den Augen.«
    In dem Moment fängt es in Mikeys Zimmer wieder zu piepen an. Diesmal ist es eindringlicher und hört nicht auf. Sein Vater kommt herausgerannt, während eine Schwester hineinstürzt. Einen Moment später ist sie wieder am Empfangspult und drückt auf einen Knopf an der Wand. »Einen Arzt auf die IT. Blauer Code. Arzt auf IT!«
    Und dann sind alle fort. Mum und Dad sind um eine Ecke verschwunden, und die Schwester ist bei meiner besten Freundin und ihrer Familie im Krankenzimmer. Zwei Ärzte kommen um eine Ecke den Korridor entlanggerannt. Sie nehmen mich gar nicht wahr, sondern stürzen sofort in die Intensivstation.
    Ich mache das Einzige, was ich tun kann.
    Ich stehe im Korridor, halte fest Craigs Hand und lasse die Tränen ungehindert über mein Gesicht laufen.

    Kaum sind wir wieder im Apartment, da schaltet Dad den Fernseher ein. Mum ist noch im Krankenhaus. Die Ärzte haben gesagt, dass ihre Wehen möglicherweise zu früh einsetzen werden. Sie wollen sie weiter im Auge behalten.
    »Kann ich den Kinderkanal gucken?«, fragt Craig und setzt sich mit seinen Autos auf den Boden.
    »Nach den Nachrichten«, sagt Dad.
    Ich mache Tee, während Dad die Nachrichten ansieht, und Craig seine Autos über die Möbelstücke fahren lässt. Stumm gehe ich meinen Handgriffen nach. Mein Kopf ist zu voll von unmöglichen Fragen, als dass ich etwas äußern könnte. Und Dad wüsste ohnehin keine Antwort darauf, daher hat es keinen Sinn, etwas zu sagen.
    »Jenny!« Dad springt vom Sofa auf. »Jenny, komm her!«
    Er stellt den Ton lauter, während ich ins Wohnzimmer gehe.
    »Die Regionalnachrichten«, sagt er. »Schau mal!«
    Wir sehen die Nahaufnahme einer Frau, die ein Pferd am Zügel hält. Sie stehen an einem Fluss. Das Pferd stößt sie mit dem Kopf an, während sie redet. Es hat eine dunkelbraune Nase, über die ein feiner weißer Streifen läuft. Die Frau sieht besorgt aus.
    »… sind alle völlig erschüttert«, sagt sie gerade. »Angus hat so etwas noch nie gemacht. Keines von unseren Pferden.«
    Die Kamera schwenkt auf einen Mann im Anzug. Er ist jung und kantig und hält sich ein Mikrophon dicht vor den Mund. »Und was ist dann passiert?«, fragt er ernst.
    Ich trete näher an den Fernseher, setze mich

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