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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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»Ich gehe jetzt zu dieser Tür hinaus, in zwei Stunden bin ich zurück, und dann wirst du mir erzählen, wo ich war und was ich da getan habe.«
    Graham trank sein Bier aus und ging. Zwölf Sekunden später hatte er Neal entdeckt, weil der kleine Dummkopf rote Socken trug, von denen selbst Ray Charles Kopfschmerzen bekommen hätte. Graham nahm sich vor, den Jungen später darauf hinzuweisen, und machte sich daran, ihm eine Lektion zu erteilen. Bei Rot überquerte er eine Ampel auf dem Broadway, blieb jedoch in der Mitte stehen, und registrierte stolz, daß Neal nicht hinter ihm hergerannt war. Als es Grün wurde, ging er weiter, verdrückte sich in der 97. Straße in einem U-Bahn-Eingang, kaufte sich einen Token und verließ die Station wieder. Klar, die gute alte Rotsocke war hinter ihm. Also blieb er an einem Zeitungsstand stehen, betrachtete die Zeitungen, suchte in seiner Tasche nach einer Münze, überlegte es sich anders, und ging geradewegs zurück, direkt auf Neal zu.
    Jetzt habe ich ihn müde gejagt, dachte Graham fünfzehn Minuten später, nun lasse ich ihn einfach sitzen. Die roten Socken waren immer noch hinter ihm, als er seine Bushaltestelle erreichte. Er stellte sich an, als wollte er den Bus besteigen, und sah in dessen Seitenspiegel, daß die roten Socken fünf alte Frauen hinter ihm warteten. Als er hätte einsteigen müssen, trat er statt dessen einen Schritt zur Seite und lehnte sich gegen den Bus, bis er die roten Socken einsteigen sah.
    Bye-bye, Neal, dachte Graham, während er davonging. Wir sehen uns später.
    Graham schlenderte davon, hin und wieder sah er sich um, nur für den Fall, daß der Junge es geschafft hatte. Aber keine roten Socken, kein Neal, Lektion beendet.
    Anderthalb Stunden später betrat Neal McKeegans Bar. Graham saß auf seinem Stammplatz.
    »Du hast dir die Haare schneiden lassen, und im ›American‹ ein Sandwich gegessen. Das Brot war zu weich. Sag ihnen, sie sollen nächstes Mal weniger Mayo nehmen.«
    Graham beugte sich herunter und zog ein Hosenbein des Jungen hoch. Ganz gewöhnliche weiße Socken.
    »Die kann man wenden«, sagte Neal. »Der Witz am ›Falscher-Verdacht-Solo‹ besteht darin, einen Mann in zwei Männer zu verwandeln. Der erste Mann trug rote Socken, der zweite nicht. Daß der Bus noch eine hintere Tür hatte, war auch nicht schlecht.«
    »Neal Carey könnte mit dir aufs Klo gehen und das Papier halten«, verkündete ein stolzer Graham Ed Levine, »du würdest ihn nicht bemerken.« 
     
    Als nächstes war Fotografieren dran. (»Es ist ziemlich schwierig«, verkündete Graham, »das Gesicht und den Dödel von einem Typen auf dasselbe Bild zu kriegen. Aber versuch es, denn wenn du nur den Dödel erwischt, wird er behaupten, das sei nicht seiner. Es sei denn, er wäre riesig.«) Danach kamen Kampftechniken. (»Die Grundtechnik eines Kampfes Mann gegen Mann, Neal, ist einfach. Vergiß den Karate-Quatsch, den Levine so toll findet. Schnapp dir einfach irgend etwas Hartes, aber nicht deinen Dödel, und hau ihn damit. Du mußt es auch nicht gleich drauf anlegen, ihm den Kiefer zu brechen wie im Fernsehen. Das kannst du immer noch machen, wenn er bewußtlos ist. Hau ihm aufs Knie, oder aufs Schienbein. Auch der Ellbogen kommt gut.«) So schritt die Ausbildung von Neal Carey voran. 
     
    Neals Mutter war zu Hause.
    Sie sah schrecklich aus. Augen wie blaue Murmeln nach einem harten Tag auf dem Gehsteig. Fettiges braunes Haar hing ihr ungekämmt ins Gesicht, und ihre Haut sah so lecker aus wie Kalk. Alles wie immer.
    Sie freute sich, Neal zu sehen. »Baby«, sagte sie. »Baby, du siehst gut aus, Mama hat dich vermißt.«
    »Und wo warst du, während du mich vermißt hast?« fragte Neal, ging hinüber zur Couch, auf der sie saß, und gab ihr einen Kuß auf die Wange.
    »Hier und da, hier und da.«
    Neal hörte Geräusche aus dem Badezimmer.
    »Ist dein Zuhälter hier?«
    »Er ist nicht mein Zuhälter, Baby«, sagte sie. »Er ist mein Manager. Mama ist krank, Baby, aber bald wird es ihr wieder besser gehen.«
    »Warum bleibst du diesmal nicht hier? Laß doch den Scheiß. Ich helf dir.«
    »Ist das nicht rührend?«
    Neal drehte sich zu der Stimme um und sah Marco zur Tür reinkommen. Der Zuhälter trug einen weißen Leinenanzug und ein himmelblaues Hemd, dessen Kragen offenstand. Eine Goldkette hing um seinen Hals. Sein dichtes schwarzes Haar war zurückgegelt. Er war kräftig, aber nicht schwer. In der rechten Hand hielt er eine Spritze.
    »Du bist Neal,

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