Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
Sicherheitsvorkehrungen gespuckt!« Carmine bückte sich, um ihr die durchnässten Socken auszuziehen, und untersuchte dann die Haut ihrer Füße. »An diesem Ende hier haben Sie’s überlebt. Jetzt lassen Sie mal Ihre Hände sehen. Sie sind eine unglaubliche Frau, Desdemona.«
Inzwischen gründlich aufgewärmt, begann sie zu glühen. »Das ist ein Kompliment, das ich stets behüten werde, Carmine.« Dann zitterte sie. »Oh, aber ich hatte eine solche Angst! Ich hatte zwar nur seinen Schatten gesehen, als er die Wohnungstür aufmachte, aber ich wusste genau, dass er gekommen war, um mich zu töten. Aber warum? Warum ausgerechnet mich?«
»Vielleicht, um so an mich heranzukommen. Um an die Cops heranzukommen. Um zu beweisen, dass ihn nichts aufhalten kann, falls und wenn er sich entscheidet, zu handeln. Das Problem ist, dass wir normale Kriminelle gewohnt sind, Männer, die nicht den Verstand oder die Geduld besitzen, eine solche Nummer durchzuziehen, wie einen fünf Zentimeter starken Stahlbolzen durchzusägen. Diamantsägeblatt oder nicht, er muss mehrere Stunden dafür benötigt haben.«
Plötzlich griff er nach ihr und zog sie fest an sich. »Desdemona, fast hätte ich dich verloren! Du musstest dich selbst retten, während ich geschlafen habe! Oh, mein Gott, Desdemona, ich wäre gestorben, wenn ich dich verloren hätte!«
»Du wirst mich nicht verlieren, Carmine«, sagte sie mit einem Seufzer, vergrub ihren Kopf an seiner Schulter und ließ ihre Lippen über seinen Hals gleiten. »Ich hatte schreckliche Angst, ja, aber ich habe nie auch nur einen Moment daran gedacht, woandershin zu gehen als zu dir. Ich weiß, dass ich bei dir sicher bin.«
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch. Aber noch sicherer würde ich mich fühlen, wenn du mich jetzt ins Bett bringst«, sagte Desdemona und hob den Kopf. »Ich habe da ein paar Stellen, die seit Jahren nicht mehr aufgetaut sind.«
TEIL VIER
Februar & März 1966
Kapitel zweiundzwanzig
Montag, den 14. Februar 1966
Mitte Februar setzte Tauwetter ein. Es begann an einem Freitag erbarmungslos zu regnen und hörte bis weit in die Nacht zum Sonntag nicht mehr auf. Sämtliche niedrig liegenden Landesteile von Connecticut standen unter eiskaltem Wasser. Das Haus der Finches wurde auf exakt die Art und Weise von der Route 133 abgeschnitten, wie Maurice Finch es Carmine gegenüber beschrieben hatte, Ruth Kynetons Bächlein war so stark angeschwollen, dass sie ihre Wäsche in Gummistiefeln aufhängen musste, und Dr. Charles Ponsonby kam ins Hug und beklagte sich bitterlich über seinen überschwemmten Weinkeller.
Durch das Ausmaß der Überschwemmungen ausgebremst, beschloss Addison Forbes am Montag bei Tagesanbruch, einen kurzen Lauf um ein Gebiet im Osten von Holloman zu machen und weiter hinunter zum Ufer an seinem Anleger. Dort hatte er ein Bootshaus für sein kleines Boot gebaut, doch es kam nur selten vor, dass ihm danach war, es zu einer geruhsamen Fahrt im Holloman Harbor zu benutzen. In den vergangenen drei Jahren war für Addison Forbes Freizeit eine Sünde gewesen, wenn nicht gar ein Verbrechen.
Ein Streifenwagen parkte auffällig in der Nähe von Forbes’ recht abschüssiger Zufahrt, seine Insassen winkten ihm bewundernd zu, als er an ihnen vorbeijagte. Schweißperlen liefen ihm übers Gesicht, während er den Abhang von der Straße aus hinunterrannte; drei Tage Regen hatte den Schnee schmelzen lassen, der Boden unter Forbes’ Laufschuhen war vollgesogen undrutschig. Jahre zuvor hatte er eine Reihe Forsythien am Fuß des Hanges angepflanzt – wie wunderbar es immer war, wenn dieser Frühlingsbote in gelber Blütenpracht erstrahlte!
Im Februar jedoch war die Forsythienhecke nichts als eine Ansammlung steifer, brauner Stöcke, daher blieb Forbes stehen, als er eine seltsame Stelle auf dem Boden darunter bemerkte. Einen Sekundenbruchteil später sah er die Arme und Beine aus diesem lila Flecken hervorragen, und sein Herz schlug plötzlich bis in seine Ohren. Er umklammerte seine Brust, öffnete seinen Mund zu einem Schrei, konnte aber nicht schreien. Oh, Herr im Himmel, der Schock! Er bekam einen weiteren Herzinfarkt! Sich an die Rückenlehne einer alten Parkbank klammernd, die Robin dort aufgestellt hatte, zog er sich mühsam daran entlang, bis er sich setzen und darauf warten konnte, dass der Schmerz zuschlug, während ein alter und unauslöschlicher Instinkt bewirkte, dass er seine linke Hand unaufhörlich öffnete und schloss und darauf wartete,
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