Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
fragte Silverstri.
»Ich bin kein Fachmann für Partykleider. Ich denke, Carmines Herzdame sollte mal einen Blick darauf werfen und es uns sagen«, meinte Patrick augenzwinkernd.
Carmine bekam einen roten Kopf. Dann war es also so offensichtlich? Na und? Es ist ein freies Land, und ich muss einfach nur hoffen, dass wir nie Desdemonas Aussage benötigen, um diese verfluchten Dreckskerle festzunageln. Mein Gott, ich liebe sie! Als sie auf meinem Balkon auftauchte, wusste ich in einem Sekundenbruchteil, dass sie mir mehr als mein Leben bedeutet.
»Warst du erfolgreich bei der Rückverfolgung des rosa Kleidchens, Carmine?«, fragte Danny Marciano.
»Nein, überhaupt nicht. Ich habe jemanden in jeden Laden geschickt, der Kinderkleider verkauft, von einer Ecke des Staates bis in die andere, aber Partykleidchen für hundert Dollar und mehr scheinen für Connecticut zu üppig zu sein. Und das ist schon sonderbar, wenn man bedenkt, dass es in Connecticut einige der reichsten Gebiete des Landes gibt.«
»Reiche Mütter kleiner Mädchen verbringen ihr Leben damit, in ihren Caddies von einem Einkaufszentrum zum nächsten zu kutschieren«, sagte Silvestri. »Sie gehen zu Filene’s in Boston, um Himmels willen! Und nach Manhattan.«
»Begriffen«, sagte Carmine mit einem breiten Grinsen. »Wir gehen die Gelben Seiten von Maine bis Washington D. C. durch. Wer hat Lust auf einen Stapel Pfannkuchen mit Speck und Sirup nebenan?«
Wenigstens isst er wieder etwas, dachte Patrick und nickte. Weiß der Himmel, was er an dieser Engländerin findet, seine Exfrau ist sie jedenfalls nicht. Aber eines ist mal ganz sicher, Köpfchen hat sie, und sie versteht auch, es zu benutzen. Und das bezaubert einen Mann wie Carmine zwangsläufig.
»Oh, Addison ist ins Hug gegangen«, sagte Robin Forbes zu Carmine vergnügt, als er wieder ins Haus kam.
»Sie klingen glücklich«, sagte er.
»Lieutenant, die letzten drei Jahre habe ich in einer Hölle gelebt«, sagte sie und bewegte sich dabei mit federndem Gang. »Nachdem er diesen heftigen Herzinfarkt hatte, gelangte Addison zu der Überzeugung, dass seine Uhr quasi abgelaufen war. Sein Jogging, nur noch frisches Obst und rohes Gemüse – ich bin praktisch bis nach Rhode Island gefahren, um einen Fisch zu finden, den er nicht verschmähte. Er war felsenfest davon überzeugt, dass ein Schock ihn umbringen würde, also unternahm er alles Erdenkliche, um jeden Schock zu meiden. Heute Morgen findet er dann dieses arme kleine Mädchen, und er ist schockiert – wirklich und wahrhaftig schockiert. Aber er spürt nicht mal ein Stechen, vom Sterben gar nicht zu reden.« Mit blitzenden Augen fügte sie hinzu: »Wir sind in die Normalität zurückgekehrt.«
Ohne eine Ahnung zu haben, dass Addison Forbes, bezogen auf seine Frau, Mordphantasien hegte, brach Carmine nach einem weiteren Rundgang um das Grundstück wieder auf. Dr. Addison Forbes würde ein erheblich glücklicherer Mensch sein – zumindest bis die Anwälte von Roger Parson junior eine anfechtbare Klausel in Onkel Williams Testament fanden. War es Teil des Plans der Gespenster, sowohl das Hug als auch schöne junge Mädchen zu vernichten? Und falls dies so war, warum? Könnte es sein, dass sie eigentlich Professor Robert Mordent Smith vernichteten, wenn sie das Hug zerstörten? Falls ja, dann befanden sie sich auf dem besten Wege zum Erfolg. Und wie passte Desdemona da hinein? Carmine hatte ihr gemeinsames Frühstück damit verbracht, sie auf echte, erbarmungslose Polizeiart in die Mangel zu nehmen: Hatte sie etwas gesehen, das tief unter ihren bewussten Erinnerungen begraben lag, war sie eine bestimmte Straße entlanggegangen, als ein Mädchen entführt wurde, hatte jemand am Hug etwas Unangebrachteszu ihr gesagt, hatte sich etwas Ungewöhnliches in den Ablauf ihrer Tage eingeschlichen? Auf all das antwortete sie mit entschiedenen Verneinungen.
Nach einem ergebnislosen Rundgang durch das Hug stieg Carmine wieder in seinen Ford und hielt auf den Merritt Parkway zu, der auf der Trumbull-Seite von Bridgeport nach New York führte. Auch wenn er nicht damit rechnete, die Erlaubnis zu erhalten, den Professor zu besuchen, konnte er keinen Grund finden, warum er sich nicht von Marsh Manor so viel wie nur möglich ansehen und selbst nachprüfen sollte, was die Polizei von Bridgeport berichtet hatte: Dass es für einen Insassen ein Leichtes wäre auszubrechen.
Ja, entschied er, als er durch die imposanten Tore hereinkam, Agoraphobie würde mehr
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