Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
verdoppeln.
Als Nächstes passierte etwas so schnell, dass man meinte, es hätte noch gar nicht angefangen, als es schon vorbei war: der kleine farbige Mann, dieser Hut, auf dem stand WIR HABEN GELITTEN, das Geräusch von vier Schüssen, Charles Ponsonby sackte zusammen, und Carmine, der sich vor den kleinen schwarzen Mann stellte, der immer noch diese plumpe, hässliche Pistole hielt. Als Carmine das tat, während alle umstehenden Polizisten ihre Waffen zogen, dachte Desdemona, sie würdesterben, und wartete erstarrt auf das Geräusch von einem Dutzend Pistolen, die ihn niederstreckten. Sein Schrei »Nicht schießen!« wurde klar und deutlich von dem Sender übertragen. Carmine stand da, wunderbar unverletzt, die Polizisten steckten ihre Waffen zurück und ergriffen den kleinen Mann, der keine Anstalten machte, sich zu wehren.
Desdemona setzte sich, zitternd, mit der Hand vor dem Mund. Carmine, du Wahnsinniger! Du Idiot! Du bist nicht gestorben – zumindest nicht diesmal. Aber ich bin sowieso zum Schicksal einer Soldatenfrau verdammt.
Wem sollte man es zuerst erzählen? Nein, am besten allen zusammen, jetzt gleich. Das Hug hatte ein Lautsprechersystem. Desdemona benutzte es, um alle in den Hörsaal zu bitten.
Dann ging sie in Tamaras Büro; jemand musste am Telefon bleiben. Arme Tamara! Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst, seit Keith Kyneton ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte. Selbst ihr Haar schien glanzlos und ungepflegt. Sie reagierte nicht einmal, sondern nickte und starrte weiter vor sich hin.
Die Neuigkeiten von Charles Ponsonbys heimlichen Aktivitäten schlugen bei den Leuten im Vorlesungssaal ein wie eine Bombe: Keuchen, Ausrufe und eine gewisse Ungläubigkeit.
Für Addison Forbes war es Gott im brennenden Dornbusch: ohne Smith und Ponsonby im Weg, würde das Hug seins werden. Warum sollte das Direktorium woanders suchen, wenn er so offensichtlich für den Posten passte? Er besaß die klinische Erfahrung, die die Forscher zum Erfolg führte, und er hatte einen internationalen Ruf. Das Direktorium
mochte
ihn. Ohne Smith und Ponsonby würde das Hug unter Professor Addison Forbes wachsen und gedeihen! Und wer brauchte schon den aufgeblasenen Wichtigtuer aus Indien? Die Welt war voller potentieller Nobelpreisgewinner.
Walter Polonowski hörte Desdemonas knappe Zusammenfassung kaum; er war zu deprimiert. Vier Kinder von Paola und ein fünftes auf dem Weg von Marian. Die Ehe vor Augen, hatte Marian ihre Hülle abgelegt, unter der eine neue Haut in Ehefraufarben zum Vorschein kam. Sie
sind
Schlangen, und wir
sind
ihre Opfer.
Für Maurice Finch brachten die Neuigkeiten Bedauern, aber ein Bedauern der friedlichen Sorte. Er hatte immer geglaubt, das Aufgeben der Medizin sei gleichbedeutend mit der Todesstrafe, aber die Ereignisse der letzten Monate hatten ihm gezeigt, dass das nicht so sein musste. Auch seine Pflanzen waren Patienten; seine erfahrenen Hände konnten sie pflegen, sie heilen, ihnen helfen, sich zu vermehren. Ja, das Leben auf der Hühnerfarm mit Cathy sah vielversprechend aus. Und er musste noch diese Champignons in den Griff kriegen.
Kurt Schiller war nicht überrascht. Er hatte Charles Ponsonby nie leiden können und ihn der heimlichen Homosexualität verdächtigt; Chucks Verhalten enthielt unterschwellig einen Deut zu viel Wissen, und seine Kunst flüsterte von einer Alptraumwelt unter dieser anonymen Hülle. Es waren weniger die Gegenstände selbst als eher Chucks Ausstrahlung. Für Kurt war er immer einer dieser Ketten-und-Leder-Typen, verbunden mit viel Schmerz, aber Schiller hatte immer angenommen, dass Chuck eher der passive Typ war, der herum trippelte und seinem schrecklichen Herrn zu Diensten war. Nun, ganz offensichtlich hatte Kurt sich geirrt. Charles war ein echter Sadist – musste er sein, bei dem, was er diesen armen Kindern angetan hatte. Was ihn selbst betraf, hegte Kurt keinerlei Erwartungen. Seine Referenzen garantierten ihm einen Posten, egal, was aus dem Hug wurde, und er hatte den Keim einer Idee im Kopf, der Übertragung von Krankheiten über die Artengrenze hinweg, von der er wusste, dass sie den Leiter jeder Forschungsgruppe begeistern würde.Jetzt, da das Foto von Papa und Adolf Hitler nur noch Asche im Herd und seine Homosexualität öffentlich bekannt war, fühlte er sich reif für das neue Leben, das er zu führen beabsichtigte. Nicht in Holloman. In New York City, unter seinesgleichen.
»Otis«, rief Tamara von der Tür aus, »du wirst zu
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