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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Fernsehmoderator von Channel Six, der dasselbe tat. Einer der Journalisten war ein kleiner, dünner schwarzer Mann mit einer dicken Jacke, der sich lächelnd und Entschuldigungen murmelnd vorwärtsschob, die Hände in den Taschen.
    Als Charles Ponsonby aus dem Streifenwagen geholt wurde, hasteten die Journalisten auf ihn zu, der kleine, dünne Mann vorneweg. Eine dünne Hand kam aus der Jacke und fuhr zu seinem Kopf hoch, stülpte sich einen seltsamen Hut auf, einen Hut, an dem ein Streifen weißes Kartonpapier befestigt war, worauf in schwarzen Buchstaben WIR HABEN GELITTEN stand. Alle Blicke wandten sich diesem Hut zu, selbst Ponsonby schaute hin, und so sah niemand Wesley le Clercs andere Hand, die eine kleine, schwarze Pistole hielt. Er jagte Ponsonby vier Kugeln in Brust und Bauch, bevor die am nächsten stehenden Polizisten ihre Waffen ziehen konnten. Doch er wurde von keiner Salve niedergestreckt. Carmine war schützend vor ihn gesprungen und brüllte aus Leibeskräften.
    »Nicht schießen!«
    Alle Einzelheiten wurden im Fernsehen festgehalten, jede Millisekunde der Tat, von dem WIR HABEN GELITTEN über Charles Ponsonbys erstaunten Gesichtsausdruck bis zu Carmines selbstmörderischen Sprung. Starr vor Entsetzen verfolgten Mohammed el Nesr und seine Kumpane das Geschehen. Dann sackte Mohammed im Stuhl zurück und reckte jubelnd die Arme.
    »Wesley, mein Freund, du hast uns einen Märtyrer geschenkt! Und Delmonico, diese Dumpfbacke von einem Bullen, hat dich für einen Prozess gerettet. Mann, was werden wir daraus für einen Prozess machen!«
    »Du meinst Ali«, sagte Hassan, der nichts begriff.
    »Nein, von jetzt an heißt er Wesley le Clerc. Es muss aussehen, als hätte er für die Sache aller Schwarzen gehandelt, nicht nur für die Black Brigade. Genau so werden wir das durchziehen.«
    Das Ganze passierte zwei Minuten vor der geplanten Ankunft von Claire Ponsonbys Wagen, also wurde sie nicht Zeugin des Schicksals ihres Bruders. Zuerst blieb sie in einer wogenden Menschenmenge stecken, dann gelang es der Polizei, genug Platz zu schaffen, dass der Lincoln die Cedar Street hinunter zum County Services Building umkehren konnte.
    »Himmel, Carmine, bist du wahnsinnig?«, wollte Danny Marciano zitternd und mit aschfahlem Gesicht wissen. »Meine Jungs liefen auf Autopilot, sie hätten sogar den Papst erschossen!«
    »Na, mich haben sie glücklicherweise nicht erschossen. Aber noch wichtiger, Danny, es gab keine Kugeln, die vielleicht einen Kameramann getroffen oder Di Jones umgelegt hätten – was wäre Holloman ohne ihre sonntägliche Klatschkolumne?«
    »Ja, ich weiß, warum du es gemacht hast – und das wissen sie auch, das musst du ihnen lassen. Und jetzt muss ich diese Menge auseinandertreiben.«
    Patrick kniete bei Charles Ponsonbys Kopf, der nach hinten geworfen war, mit einem Ausdruck von Empörung auf seinem schmalen Gesicht; eine Blutlache breitete sich unter seinem Körper aus.
    »Tot?«, fragte Carmine und bückte sich.
    Patrick strich mit seiner Hand über die starren, ungläubigen Augen und schloss sie. »Zumindest wird er nicht laufengelassen, und ich zumindest glaube, dass auf ihn die Hölle wartet.«
    Wesley le Clerc stand zwischen zwei uniformierten Polizisten und wirkte harmlos und unbedeutend. Alle Kameras waren immer noch auf ihn gerichtet, den Mann, der das Monster vonConnecticut hingerichtet hatte. Grobe Gerechtigkeit, aber dennoch irgendwie gerecht. Niemandem kam in den Sinn, dass Ponsonby keine Verhandlung gehabt hatte und möglicherweise unschuldig gewesen war.
    Silvestri kam die Stufen des Gerichtsgebäudes herunter und wischte sich über die Stirn. »Der Richter ist nicht besonders erfreut«, sagte er zu Carmine. »Himmel, was für ein Fiasko! Und schafft ihn hier weg!«, brüllte er die Männer an, die Wesley festhielten. »Los, geht und buchtet ihn ein!«
    Carmine folgte Wesley zum Streifenwagen, setzte sich nach hinten auf den dreckigen, stinkenden Sitz und schaute Wesley von der Seite an. Der trug immer noch den Hut mit der herzerweichenden Botschaft: WIR HABEN GELITTEN. Aber als Erstes informierte Carmine Wesley über seine Rechte. Dann nahm er ihm den Hut ab und drehte ihn in seinen Händen. Ein harter Hockeyhelm, der mit einer Blechschere bearbeitet worden war, damit er eng um die Ohren anlag.
    »Ich vermute, du dachtest, er würde im Kugelhagel der Bullen, die dich erschießen, abfallen, aber er saß bis zum bitteren Ende auf deinem Kopf. Er hat sogar das Einsteigen in diese

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