Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
Scheißkarre überlebt. Du bist ein besserer Handwerker, als du glaubst, Wes.«
»Ich habe eine große Sache vollbracht«, entgegnete Wesley mit eindringlicher Stimme. »Und ich werde noch größere Dinge vollbringen!«
»Vergiss nicht, dass alles, was du sagst, im Prozess gegen dich verwendet werden kann.«
»
Was
kümmert mich das, Lieutenant Delmonico? Ich bin der Rächer meines Volkes, ich habe den Mann getötet, der unsere jungen Frauen vergewaltigt und umgebracht hat. Ich bin ein Held, und so wird man das auch sehen.«
»Ach, Wes, du hast dein Leben verschwendet. Von wem hastdu die Idee, von Jack Ruby? Hast du eine Minute angenommen, ich hätte dich so sterben lassen, wie er starb? Du bist so ein intelligenter Kerl. Und es ist so schade; wenn du das getan hättest, was ich dir geraten habe, hättest du für deine Leute
wirklich
etwas verändern können. Aber, nein, so lange wolltest du nicht warten. Töten ist einfach, Wes. Jeder kann töten. Charles Ponsonby wäre für den Rest seines Lebens hinter Gitter gewandert. Alles, was du vollbracht hast, ist, ihn vom Haken zu lassen.«
»Chuck Ponsonby war es? Letzten Endes also doch ein Hugger. Sie haben noch nicht einmal angefangen zu verstehen, Lieutenant. Er war nur mein Mittel zum Zweck. Er hat mir die Chance gegeben, ein Märtyrer zu werden. Kümmert es mich einen Scheißdreck, ob er lebt oder stirbt? Nein, absolut nicht!
Ich
bin derjenige, der leiden muss, und genau das werde ich auch.«
Als Wesley le Clerc in Richtung Zelle abgeführt wurde, stampfte ein heftig auf seiner Zigarre kauender Silvestri herein. »Noch so einer, den man keine Sekunde aus den Augen lassen darf«, grummelte er. »Wenn der Kerl Selbstmord begeht, ist hier die Hölle los.«
»Er ist sehr intelligent und handwerklich geschickt. Sollte er sich das in den Kopf gesetzt haben, wird es also kaum helfen, wenn man ihm seinen Gürtel wegnimmt. Ich persönlich glaube nicht, dass er das vorhat. Wesley möchte, dass alles öffentlich ausgestrahlt wird.«
Sie stiegen in den Fahrstuhl. »Was machen wir nun mit Miss Claire Ponsonby?«, fragte Carmine.
»Wir lassen die Anklage fallen und setzen sie auf freien Fuß. Das ist das, was der D. A. sagt. Ein Eimer voller Laub ist kein ausreichender Beweis, um sie hierzubehalten. Wir können ihr höchstens verbieten, den Bezirk Holloman zu verlassen – bis auf weiteres.«
Das Gesicht mit den Hängebacken verzog sich. »Ach, wie mir dieser Fall von Anfang bis Ende auf den Sack geht! All diese wunderschönen, heiligen jungen Mädchen sind tot, und keiner, der in ihrem Namen
wirklich
für Gerechtigkeit sorgt! Und was um alles in der Welt mache ich mit den Verwandten und den Köpfen?«
»Die Köpfe bedeuten für die Familien zumindest, dass sie mit allem abschließen können. Gewissheit ist weniger schlimm, als im Ungewissen zu schweben«, meinte Carmine, als sie den Fahrstuhl verließen. »Wo ist Claire?«
»Wieder in demselben Büro.«
»Macht es Ihnen was aus, wenn ich das übernehme?«
»Nur zu. Ich will die Hexe nicht sehen!«
Claire saß in einem bequemen Stuhl – Biddy lag zu ihren Füßen – und ignorierte die beiden jungen Frauen, die die Order hatten, sie nicht aus den Augen zu lassen. Da sie blind war, erschien das wie ein unverzeihliches Eindringen in ihre Privatsphäre.
»Oh, Lieutenant Delmonico!«, rief Claire und richtete sich auf, als er eintrat.
»Kein V8-Motor hat mich diesmal verraten. Wie machen Sie das, Miss Ponsonby?«
Sie setzte ein künstliches Lächeln auf, mit dem sie alt, hinterhältig, verhärmt und erbärmlich aussah. Etwas an ihrem Ausdruck löste einen dieser erleuchtenden Geistesblitze aus, die in seiner Karriere so wichtig waren. Es sagte ihm, dass sie definitiv das zweite Gespenst war. Ach, Patsy, finde mir irgendetwas, das sie in Verbindung mit dem Tatort im Keller bringt! Finde ein Foto oder einen Film von ihr und Chuck mitten bei Vergewaltigung und Mord. Werde endlich erwachsen, Carmine! Da wird nichts sein. Die einzigen Andenken, die sie behalten haben, sind die Köpfe. Was für einen Sinn hat ein Bild, stehend oder bewegt,für eine blinde Person? Was für einen Sinn hat eigentlich so ein Kopf?
»Lieutenant«, sagte sie leise, »Sie tragen ihren V8 mit sich, wo immer Sie auch hingehen. Der Motor ist nicht in Ihrem Wagen, sondern in Ihnen.«
»Sind Sie darüber informiert worden, dass Ihr Bruder erschossen wurde?«
»Ja, wurde ich. Ich weiß auch, dass er nichts von alledem getan hat, was Sie behaupten.
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