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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und Morton entzündeten ein Feuer im alten Herd, wo jetzt der AGA steht, und verbrannten darin den Baseballschläger und ihre Kleidung. Wie traurig das war! Morton war danach nie wieder derselbe.«
    »Sie meinen, bis dahin war er – nun, normal?«
    »Ganz normal, Captain, obwohl er bis dahin noch nicht in die Schule gegangen war – Mama ließ uns erst mit acht mit der Schule anfangen. Aber nach diesem Tag sprach Morton nie wieder ein Wort. Oh, diese Wutanfälle! Mama hatte vor nichts und niemandem Angst, außer vor Morton bei einem seiner Wutanfälle.«
    »Kam die Polizei?«
    »Natürlich. Wir sagten, Mama sei bei uns zu Hause gewesen, im Bett mit Migräne. Als sie ihr erzählten, Daddy sei tot, wurde sie hysterisch. Bob Smith’ Mutter kam herüber, gab uns zu essen und saß bei Mama. Ein paar Tage später fanden wir heraus, dass wir unser Geld im Crash verloren hatten.«
    Carmines Knie taten weh; der Stuhl war viel zu niedrig. Er stand auf, ging auf der Veranda hin und her und sah aus dem Augenwinkel, dass Claire Ponsonby in der Tat gepackt hatte. Der Kombi stand gepackt in der Einfahrt, vollgestopft mit Taschen, Kisten und einem identischen Paar kleiner Koffer aus einer Zeit mit mehr Stil und Muße, was das Reisen anging. Weil er sich nicht mehr hinsetzen wollte, lehnte er sich gegen das Geländer.
    »Wussten Sie, dass auch Mrs Cantone und Emma in jener Nacht gestorben sind?«, fragte er. »Ihre Mutter hatte den Baseballschläger für alle drei benutzt.«
    Claires Gesicht erstarrte. Der Fuß, der den Hund gestreichelt hatte, flog hoch wie bei einem Krampf. Carmine schenkte ihr ein Glas Limonade ein und fragte sich, ob er versuchen sollte, etwas Stärkeres zu finden. Aber Claire trank den Inhalt und gewann die Fassung wieder.
    »Also
das
ist aus ihnen geworden«, sagte sie langsam, »und die ganze Zeit haben Charles und ich uns das gefragt. Niemand hat uns je gesagt, wer die anderen beiden gewesen sind, sondern haben nur von einer Bande Wanderarbeiter gesprochen,die einen Amoklauf veranstaltet hatten. Wir haben angenommen, Mama habe das benutzt, um ihre Tat zu vertuschen, und dass die anderen beiden Bandenmitglieder gewesen wären.«
    Plötzlich lehnte sie sich abrupt nach vorn und streckte bittend eine Hand nach Carmine aus. »Erzählen Sie mir alles, Captain! Was ist passiert? Und wie?«
    »Ich bin sicher, Sie hatten recht mit Ihrer Vermutung, Ihr Vater habe Ihrer Mutter gesagt, er wolle sie verlassen und ein neues Leben anfangen. Bestimmt hatte er Mrs Cantone und Emma gefunden, aber als er hinfuhr, um sie am Bahnhof zu treffen, was das das erste Mal, denn sie waren obdachlos, und es ging ihnen schlecht. Kein Geld und noch nicht einmal etwas zu essen. Die zweitausend Dollar, die er bei sich hatte, waren wahrscheinlich alles, was er zusammenkratzen konnte, um dieses neue Leben zu beginnen«, sagte Carmine. »Sie versteckten sich draußen im Schnee, was mich daran denken lässt, dass Ihre Mutter Menschen verängstigen konnte. Armer Mann! Er hat Ihrer Mutter zu viel erzählt, und drei Menschen mussten sterben.«
    »All diese Jahre, und ich habe es nicht gewusst … Ja, noch nicht einmal vermutet.« Ihre Augen wandten sich seinem Gesicht zu, als könnten sie sehen, und glänzten vor Emotionen. »Ist das Leben nicht voller Ironie?«
    »Möchten Sie, dass ich Ihnen einen richtigen Drink hole, Madam?«
    »Nein, danke, mir geht es gut.« Claire zog ihre Beine an und steckte sie unter den Stuhl.
    »Können Sie mir noch ein bisschen von Ihrem Leben danach erzählen?«
    Sie zog eine Schulter hoch. »Was möchten Sie wissen? Auch Mama war hinterher nicht mehr dieselbe.«
    »Hat niemand von draußen versucht zu helfen?«
    »Sie meinen Leute wie die Smiths und die Courtenays? Mama nannte es ›seine Nase in fremde Angelegenheiten stecken‹. Sie hörten auf, es zu versuchen, und ließen uns in Ruhe. Wir kamen zurecht, Captain. Es gab ein kleines Einkommen, das Mama durch den Verkauf von Land aufstockte. Ihre eigene Familie hat geholfen, denke ich. Charles und ich gingen beide zur Dormer Day School, und sie bezahlte regelmäßig die Gebühren.«
    »Was war mit Morton?«
    »Jemand vom Schulamt kam vorbei, warf einen Blick auf ihn und kam nie wieder. Später erzählte Charles allen, Morton sei Autist, aber Autismus passiert nicht einfach so, wenn die Mutter den Vater umbringt. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Mortons Wutanfälle waren nie gegen Charles oder mich gerichtet, nur gegen Mama oder jeden Fremden, der

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