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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Vernarbung des Hippocampus und der hakenförmigen Gehirnwindungen.«
    Inzwischen hatte Carmine gelernt, abzuschalten, wenn große Worte geschwungen wurden. Obwohl es nicht an der Größe der Worte lag, sondern an ihrer Abstrusität. Wir alle reden in unserem eigenen Kauderwelsch, selbst Polizisten, dachte er mit einem Seufzer.
    Inzwischen war es achtzehn Uhr, und Carmine hatte tierischen Kohldampf. Aber egal. Es war besser, jetzt den Letzten einen Besuch abzustatten, damit sie alle nach Hause gehen und er dann in Ruhe essen konnte. Noch vier weitere im dritten Stock.
    Er begann mit Hilda Silverman, der Bibliothekarin, Herrin über einen riesigen Raum, vollgestopft mit Stahlregalen und Reihen von Schubladen, die Bücher, Karten, Abhandlungen, Zusammenfassungen, wiederaufgelegte Arbeiten, Artikel und wichtige Auszüge aus dicken Büchern enthielten.
    »Heutzutage verwalte ich meine Akten per Computer.« Sie wedelte mit ihrer unmanikürten Hand in Richtung eines Teils von der Größe eines Kühlschrankes, ausgestattet mit zwei 14-Zoll-Bandspulen und, auf einer Konsole davor, einer Schreibmaschinentastatur. »Was für eine Arbeitserleichterung! Keine Lochkarten mehr! Ich habe viel mehr Glück als die Bibliothek der medizinischen Fakultät, wissen Sie?
Die
müssen ihre Sachen noch auf die althergebrachte Weise erledigen. Momentan wird in Texas eine Anlage aufgebaut, in die wir uns dann einwählen können. Sie geben Schlagwörter wie ›Kaliumionen‹ und ›Krampfanfälle‹ ein, und uns werden die Auszüge von allen Abhandlungen, die jemals geschrieben wurden, zugeschickt, soschnell der Fernschreiber sie ausdrucken kann. Nur ein weiterer Grund, warum ich in der Hauptbibliothek gekündigt habe und hierhergekommen bin, wo ich meinen eigenen Bereich habe. Lieutenant, das Hug
schwimmt
in Geld! Obwohl es hart ist, so weit von Keith entfernt zu sein«, beendete sie ihre Worte mit einem Seufzer.
    »Keith?«
    »Mein Mann, Keith Kyneton. Er ist Doktorand in der Neurochirurgie, die am anderen Ende der Oak Street liegt. Früher haben wir immer zusammen Mittag gegessen, jetzt geht das nicht mehr.«
    »Also ist Silverman Ihr Mädchenname?«
    »Richtig. Ich musste ihn behalten – das ist einfacher, wenn all die Papiere auf Silverman ausgestellt sind.«
    Er schätzte sie auf Mitte dreißig, aber sie könnte auch jünger sein. Sie hatte einen leicht verhärmten Ausdruck im Gesicht, trug ein schlechtsitzendes Kostüm, das schon bessere Tage gesehen hatte, abgewetzte Schuhe und keinen anderen Schmuck außer ihrem Ehering. Das lockige, braune Haar war schlecht geschnitten und wurde von zwei hässlichen Haarklammern zurückgehalten. Ein Spekuliereisen mit dicken Schnapsgläsern verunstaltete ihre eigentlich recht hübschen braunen Augen in einem freundlichen Gesicht, frei von Make-up.
    Ich frage mich, dachte Carmine, woran es liegt, dass Bibliothekarinnen immer so aussehen wie Bibliothekarinnen?
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr helfen«, sagte sie ein Weilchen später, »aber ich kann mich weder erinnern, je einen dieser Beutel gesehen zu haben, noch jemals im Erdgeschoss gewesen zu sein, außer natürlich im Foyer des Fahrstuhls.«
    »Mit wem sind Sie hier befreundet?«, fragte er.
    »Mit Sonia Liebman aus dem OP. Sonst eigentlich mit niemandem.«
    »Auch nicht mit Miss Dupre oder Miss Vilich aus Ihrem eigenen Stockwerk?«
    »Die beiden?«, fragte sie verächtlich. »Die sind doch viel zu sehr damit beschäftigt, sich anzufeinden, als dass sie überhaupt meine Existenz bemerken könnten.«
    Gut, gut, endlich ein wertvolles Stück Information!
    Wer als Nächstes? Dupre, entschied er und klopfte an ihre Tür. Sie hatte die südöstliche Ecke, was bedeutete, dass sie auf zwei Seiten Fenster hatte, eines, von dem aus man über die Stadt blickte, und ein weiteres mit Blick über den nebeligen Hafen. Aber warum hatte sich der Professor diesen Raum nicht selber genommen? Hatte er zu wenig Zutrauen zu sich und vielleicht Sorge, dann zu viel Zeit damit zu verschwenden, aus dem Fenster zu blicken? Miss Dupre, die definitiv keine Schönheit war, war knallhart genug, nicht aus ihren Fenstern zu schauen.
    Sie erhob sich von ihrem Stuhl, um über ihm zu thronen, etwas, das ihr sichtlich Vergnügen bereitete. Ein gefährliches Hobby, Ma’am. Auch Sie können passend zugeschnitten werden. Aber Sie sind sehr klug, sehr effizient und sehr achtsam; das steht alles dort, in Ihren wunderschönen Augen geschrieben.
    »Wie sind Sie ans Hug gekommen?«,

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