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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gewehr oder eine Pistole abgefeuert zu haben. Was schon merkwürdig war, da er 1941 als Lieutenant in die U. S. Army eingetreten war und sie 1945 hochdekoriert wieder verlassen hatte, unter anderem mit der Medal of Honor, der höchsten Auszeichnung für Tapferkeit im Kampfeinsatz. Seine ärgerlichste Gewohnheit betraf allerdings Zigarren, die er eher nuckelte als rauchte, wodurch er quasi eine Spur schleimiger Stummel hinter sich ließ, die einen Geruch verströmten wie ein Spucknapf in einem Saloon von Dodge City im Jahre 1890.
    In vollem Bewusstsein, dass Danny Marciano die Zigarrenstummel am meisten hasste, machte Silvestri sich stets ein besonderes Vergnügen daraus, seinen Aschenbecher direkt unter Marcianos Stupsnase zu schieben; Marciano hatte einen sommersprossigenhellen Teint und blaue Augen, die viele Sitzerei am Schreibtisch hatte ihm ein paar Extrapfunde beschert. Er war ein guter zweiter Mann, dem aber die listige Geduld abging, am Ende Commissioner zu werden.
    Sie überließen Carmine und seinen Kollegen, den beiden anderen Lieutenants, die Erledigung der richtigen Polizeiarbeit, ignorierten jeden politischen Druck vonseiten der Stadt und der Universität sowie aus Hartford, der Hauptstadt von Connecticut, und man konnte sich darauf verlassen, dass sie sich für ihre Männer einsetzten. Jeder wusste, dass Carmine ihr Favorit war. Daraus entsprang jedoch keine Missgunst, denn in der Praxis bedeutete es, dass Carmine alle kitzligen Fälle erbte, die Diplomatie oder Zusammenarbeit mit anderen Strafverfolgungsbehörden erforderten. Außerdem war er der Chef der Mordkommission des Departments.
    Delmonico hatte gerade sein erstes Studienjahr an der Chubb abgeschlossen, als Pearl Harbor angegriffen wurde. Also unterbrach er sein Studium und meldete sich freiwillig. Durch reinen Zufall wurde er zur Militärpolizei abgestellt, und nachdem er den einfachen Wachdienst und die Festnahme betrunkener Soldaten erst einmal hinter sich hatte, stellte er fest, dass er diese Arbeit liebte. Bei Kriegsende und im Anschluss an eine Dienstzeit im besetzten Japan war er Major und qualifiziert, sein Studium an der Chubb in einem beschleunigten Programm abzuschließen. Mit einem Diplom in der Tasche, das ihn berechtigte, englische Literatur oder Mathematik zu unterrichten, entschied er sich dann, dass ihm die Polizeiarbeit am besten gefiel. 1949 kam er so zur Polizei von Holloman. Silvestri, zum damaligen Zeitpunkt Lieutenant im Innendienst, erkannte bald sein Potential und versetzte ihn zu den Detectives, der Kriminalpolizei, wo er mittlerweile ranghöchster Lieutenant war. Holloman war nicht groß genug, um wie größere Städte eineigenes Morddezernat oder andere Abteilungen für bestimmte Deliktsbereiche zu haben, weswegen Carmine alle möglichen Verbrechen bearbeitete. Morde waren jedoch seine Spezialität, und er hatte eine ausgezeichnete Aufklärungsquote: nahezu hundert Prozent.
    Erwartungsvoll, aber entspannt saß er da; das hier würde interessant werden.
    »Sie zuerst, Patsy«, sagte Silvestri, der bereits jetzt den Fall nicht mochte, weil er mit Sicherheit in den Fokus der Öffentlichkeit geraten würde. Nur ein kurzer Absatz in der
Holloman Post
von diesem Morgen, aber wenn erst Einzelheiten durchsickerten, stünde die Story auf der ersten Seite.
    »Ich kann sagen«, begann Patrick, »dass, wer auch immer den Torso im Kühlraum des Hug deponierte, weder Fingerabdrücke noch Fasern oder sonst irgendwelche Spuren von sich hinterlassen hat. Das Opfer ist im mittleren Teenageralter, in ihren Adern fließt auch farbiges Blut. Sie ist klein und sieht gesund und gepflegt aus.« Er beugte sich aus seinem Stuhl vor, seine Augen funkelten. »Auf der rechten Pobacke hat sie einen herzförmigen Schorf. Ein vor etwa zehn Tagen entferntes Nävus. Allerdings war es kein pigmentiertes Muttermal, sondern ein Hämangiom – ein Blutschwämmchen. Der Mörder benutzte einen bipolaren Elektrokauter, um sämtliche den Tumor ernährenden Gefäße abzuknipsen und zu veröden. Das muss ihn Stunden gekostet haben. Dann hat er es mit Gelschaum abgedeckt, um die Gerinnung zu unterstützen, und anschließend die Wunde verschorfen lassen, damit sie schön trocken wird. Ich habe Reste von etwas gefunden, von dem ich zunächst dachte, es wäre eine Wundsalbe auf Ölbasis, aber das war’s nicht.« Er holte tief Atem. »Es war Ölfarbe in exakt derselben Farbe wie ihre Haut.«
    Carmine bekam eine Gänsehaut. »Selbst nach Entfernungdes Muttermals

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