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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einzige Ort, an den ich fliehen kann, vor diesem ganzen Chaos!«
    »Vor deiner Frau und deinen vier Kindern, meinst du.«
    »Ja, meine ich.«
    »Wenn du keine vier Kinder wolltest, Walt, warum hast du dann keinen Knoten in das verdammte Ding gemacht? Zum Tango braucht man zwei.«
    »Tango? Was ist das?«, fragte Stanley.
    »Ein Sextanz«, sagte seine Mutter kurz angebunden.
    Eine Antwort, die aus irgendeinem für Stanley unverständlichen Grund seinen Dad dazu brachte, lauthals zu lachen.
    »Sei ruhig!«, knurrte Paola. »Sei ruhig, Walt!«
    Er wischte sich die Augen, legte noch ein Stück Lasagne auf Stanleys leeren Teller und füllte dann seinen eigenen wieder. »Ich fahre Freitagnacht hoch zur Blockhütte, Paola, und ichwerde Montag nicht vor Morgengrauen zurück sein. Ich habe einen Riesenberg zu lesen, und, Gott ist mein Zeuge, in diesem Haus kann ich nicht lesen!«
    »Wenn du nur deine blöde Forschung aufgeben und in eine gute Privatpraxis gehen würdest, Walt, dann könnten wir in einem Haus, groß genug für
zwölf
Kinder, leben, ohne dass dein Frieden gestört würde!« Ihre großen braunen Augen glitzerten vor wütenden Tränen. »Du hast diesen phantastischen Ruf für den Umgang mit all diesen seltsamen und wunderbaren Krankheiten, die alle die Namen von irgendwelchen Leuten tragen – Wilson, Huntington und wie auch immer sie alle heißen! –, und ich weiß, dass du Angebote bekommst, in Privatpraxen einzusteigen an viel besseren Orten als Holloman – Atlanta, Miami, Houston –, an warmen Orten. Orten, an denen Haushaltshilfen billig sind. Die Kinder könnten Musikunterricht bekommen, ich könnte wieder zurück ans College –«
    Seine Hand schlug auf den Tisch, die Kinder verstummten zitternd. »Woher weißt du, dass ich Angebote erhalten habe, Paola?«, fragte er mit gefährlicher Stimme.
    Sie wurde bleich, aber sie bot ihm die Stirn. »Du lässt die Briefe herumliegen, ich finde sie überall.«
    »Und liest sie. Und dann fragst du dich, warum ich hier wegmuss? Meine Post ist privat, hörst du mich?«
    Walt knallte die Gabel hin, drückte seinen Stuhl vom Tisch weg und stampfte aus der Küche. Seine Frau und die Kinder starrten ihm hinterher. Paola wischte Mickeys schmieriges Gesicht ab und erhob sich, um Eis und Wackelpudding zu holen.
    Neben dem Kühlschrank hing ein alter Spiegel; Paola erhaschte einen flüchtigen Blick von sich und fühlte, wie ihr die Tränen kamen. Acht Jahre hatten ausgereicht, um die lebensfrohe und sehr hübsche junge Frau mit dem tollen Körper ineine dünne, total reizlose Frau zu verwandeln, die um Jahre älter aussah, als sie war.
    Oh, die Freude, Walt kennenzulernen, Walt zu bezaubern, Walt einzufangen! Ein hoch qualifizierter Doktor, der so brillant war, dass sie bald reich sein würden. Womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass Walt keinerlei Absichten hatte, die akademische Forschung zu verlassen – selbst Klempner verdienten mehr! Und es kamen immer und immer mehr Kinder. Die einzige Möglichkeit, ein fünftes Kind zu verhindern, war, eine Sünde zu begehen – Paola nahm die Pille.
    Die Streitereien, das wusste sie, waren vollkommen destruktiv. Sie verstörten die Kinder, sie verstörten sie, und sie trieben Walt dazu, immer öfter hoch in sein Blockhaus zu fahren. Sein Blockhaus – sie hatte es noch nicht einmal
gesehen
! Und würde es auch nicht. Walt weigerte sich, ihr zu sagen, wo es war.
    »Oh, toll, Buttertoffee!«, brüllte Stanley.
    »Buttertoffee passt nicht zu Wackelpeter«, sagte Bella, die pingelig war.
    Nach eigener Ansicht war Paola eine gute Mutter. »Möchtest du dein Eis und deinen Wackelpudding in verschiedenen Schalen, mein Schatz?«
    Dr. Hideki Satsuma schloss die Tür zu seinem Penthouse auf Hollomans höchstem Gebäude auf und spürte, wie der Stress des Tages von seinen Schultern glitt.
    Eido war schon früher da gewesen, hatte alles so vorbereitet, wie sein Dienstherr es gern hatte, und war dann wieder zehn Etagen tiefer in die weit weniger elegante Wohnung zurückgekehrt, in der er mit seiner Frau lebte.
    Die Inneneinrichtung war täuschend einfach gehalten: Wandverkleidungen aus gehämmertem Kupfer, karierte Türen aus schwarzem Holz und zartem Papier; ein sehr alter, dreiflügeliger Paravent, darauf ausdruckslose Frauengestalten mit aufgetürmtenHaaren und gerippten Sonnenschirmen; ein poliertes schwarzes Steinpodest, auf dem eine einzelne perfekte Blume in einer gedrehten Steuben-Vase stand, glänzender schwarzer Holzfußboden.
    Ein

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