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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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kaltes Sushi-Abendessen stand vorbereitet auf dem schwarzen Lacktisch, der in eine Vertiefung eingelassen war, und als er in sein Schlafzimmer kam, lag dort sein Kimono ausgebreitet, der Jacuzzi dampfte leise, und sein Futon war ausgebreitet.
    Gebadet, satt und entspannt ging er zu der Glaswand, die seinen Innenhof umgab, stand dort und genoss dessen Perfektion. Es hatte ihn eine Menge Geld gekostet, ihn bauen zu lassen, aber Geld war etwas, über das sich Hideki keine Gedanken zu machen brauchte. Er war so wundervoll, wie er da innerhalb seiner Wohnung wuchs, wo vorher ein großer Dachgarten gewesen war. Die Wände um den Innenhof herum waren transparent. Sein Inhalt war bis fast zur Enthaltsamkeit karg. Ein paar Bonsai-Koniferen, eine hohe Hollywood-Zypresse, die in einer Doppelspirale wuchs, ein unglaublich alter japanischer Ahorn-Bonsai und vielleicht zwei Dutzend Steine unterschiedlicher Größe und Form sowie bunte Marmorkiesel lagen dort in einem komplexen Muster, nicht zum Darüberlaufen bestimmt. Hier sammelten sich die Kräfte seines privaten Universums zu seinem eigenen Wohlergehen.
    Aber heute Abend, als er mit seiner empfindlichen Nase immer noch leicht das Xylen an seinen Fingerspitzen roch, starrte Hideki Satsuma auf seinen Innenhof in dem sicheren Wissen, dass sein privates Universum in seinen Grundfesten erschüttert worden war. Dass er die Töpfe, die Steine und die Kiesel neu arrangieren musste, um diese sehr besorgniserregende Entwicklung zu neutralisieren. Eine Entwicklung außerhalb seiner Kontrolle, von ihm, der immer alles unter Kontrollehaben musste. Dort … Dort, wo sich das rosafarbene Rinnsal durch die glänzenden Jadekiesel zog … Und dort, wo der scharfe schwarze Stein wie eine Schwertklinge vor der zarten, scheidenförmigen Rundung des gespaltenen roten Steins hervorsah … Und dort, wo die doppelte gewundene Zypresse in den Himmel ragte … das alles war plötzlich falsch. Er müsste von vorne beginnen.
    Seine Gedanken wanderten wehmütig zu seinem Strandhaus, oben am Ellenbogen von Cape Cod, aber was dort kürzlich geschehen war, benötigte eine Erholungspause. Außerdem war die Fahrt dorthin selbst bei Nacht in seinem weinroten Ferrari zu lang. Nein, das Haus diente einem anderen Zweck, und obwohl es mit der Erschütterung seines Universums in Verbindung stand, lag das Epizentrum genau hier, in seinem Holloman-Innenhof.
    Konnte es bis zum Wochenende warten? Nein, konnte es nicht. Hideki Satsuma drückte auf den Summer, der Eido hochholte.
    Desdemona stürmte in ihre Wohnung im zweiten Stock eines Dreifamilienhauses in der Sycamore Street direkt hinter The Hollow. Ihr erster Halt war das Badezimmer, wo sie sich ein heißes Bad einließ und die Reste ihres Zwei-Meilen-Marsches nach Hause abwusch. Dann ging sie in die Küche, um sich eine Dose Irish Stew und eine Dose sahnigen Reisbrei zu öffnen; Desdemona kochte nicht. Die Augen, die Carmine überraschenderweise schön gefunden hatte, nahmen keine Notiz von dem schartigen Linoleum und der abblätternden Tapete; Desdemona lebte nicht für leibliches Wohl.
    Schlussendlich ging sie, bekleidet mit einem karierten Herrenbademantel, ins Wohnzimmer, wo in einem Korb auf einem Bambusständer neben ihrem Lieblingssessel, dessen kaputte Sprungfedern sie gar nicht bemerkte, ihre geliebte Handarbeitlag. Stirnrunzelnd wühlte sie in dem Korb, um das lange Stück Seide zu finden, auf dem sie einen Tischläufer für Charles Ponsonbys Anrichte bestickte – es hatte doch bestimmt obenauf gelegen? Ja, da war sie sich ganz sicher! Bei Desdemona Dupre gab es kein Chaos; alles hatte seinen Platz und blieb, wo es war. Aber die Stickerei war nicht da. Stattdessen fand sie ein kleines Büschel kurzer, gelockter Haare, nahm es heraus und begutachtete es. Im selben Augenblick bemerkte sie den Tischläufer, seine tiefen Rottöne in einem Kuddelmuddel auf dem Boden hinter dem Sessel.
    Weg mit den Haaren; sie schnappte sich die Stickerei, um zu sehen, ob sie Schaden genommen hatte, aber obwohl sie ein wenig zerknittert war, war alles in Ordnung. Wie eigenartig!
    Dann fiel ihr eine Antwort dafür ein, und ihre Lippen wurden schmal. Dieser Wichtigtuer von einem Vermieter, der in der Wohnung unter ihr lebte, hatte herumgeschnüffelt. Nur, was konnte sie dagegen tun? Seine Frau war so nett; und er auf seine Weise auch. Und wo würde sie sonst eine vollmöblierte Wohnung für siebzig Dollar im Monat in einer sicheren Gegend finden? Die Haare wanderten in den

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