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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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irgendetwas mit dem Verbrechen zu tun hat, weil Cecil Potter jeden Abend um einundzwanzig Uhr zurück ins Hug geht und die Tierstation besser verschließt als Fort Knox, für den Fall, dass jemand vom Reinigungspersonal dort herumkramt. Es sind seine Babys – die Affen. Wenn sie nachts das leiseste Geräusch hören, machen sie einen Heidenaufstand.«
    »Danke, Abe. An Mitey Brite hatte ich noch gar nicht gedacht.« Carmine blickte Abe mit großer Zuneigung an. »Irgendwelche anderen Eindrücke?«
    »Sie machen dort einen gruselig schlechten Kaffee«, sagte Abe, »und irgend so ein Schlaumeier aus der Neurochemie hat ein Bonbonglas mit diesen lecker aussehenden Süßigkeiten gefüllt – rosa, gelb, grün. Aber es sind gar keine Bonbons, es ist Verpackungsmaterial aus Styropor.«
    »Und du bist in die Falle getappt.«
    »Bin ich.«
    »Noch irgendetwas?«
    »Allodice, den Flaschenwäscher, kannst du von der Liste der Verdächtigen streichen – zu doof. Ich bezweifle, dass dieSäcke in den Kühlraum gelegt wurden, während Cecil und Otis Dienst hatten. Ich wette, das war später.«
    »Was ist mit der Anzahl anderer möglicher Entsorgungsorte?«
    »Außer dem Kühlraum des Hug habe ich sieben weitere Kadaverkühlschränke gefunden. Dean Dowling war nicht gerade begeistert, mit einem Bullen über etwas zu sprechen, das so weit unter seinem Arbeitsniveau liegt, und keiner scheint eine Liste zu haben. Kein Gedanke, dass man einen dieser anderen Kühlräume, sofern ich sie denn gefunden habe, so einfach hätte benutzen können wie den des Hug – alle anderen sind viel öffentlicher, da ist viel mehr los. Mann, die müssen da Millionen von Ratten durchschleusen! Ich hasse sie schon lebendig, aber nach heute hasse ich sie noch mehr, wenn sie tot sind. Ich wette auf das Hug.«
    »Ich auch, Abe, ich auch.«
    Carmine verbrachte den Rest des Tages am Schreibtisch und studierte die Fälle, bis er sie irgendwann auswendig aufsagen konnte. Jeder Ordner war wegen der Art der Opfer relativ dick. Die Polizei in jeder Stadt hatte ganz offensichtlich viel mehr Arbeit in ihre Nachforschungen gesteckt als üblich; die durchschnittliche sechzehnjährige Vermisste hatte meistens einen gewissen Ruf (manchmal auch ein Vorstrafenregister), der zu ihrem Verschwinden passte. Es ist ein Jammer, dachte Carmine, dass wir nicht enger zusammenarbeiten. Wenn wir das getan hätten, wären wir diesem Kerl vielleicht schon früher auf die Schliche gekommen. Dennoch, keine Leiche, und es gibt keinen Hinweis auf einen Mord. Egal wie viele Leichen es gegeben hat – und das werden wir eine ganze Weile nicht wissen –, bin ich sicher, dass sie in der Verbrennungsanlage der medizinischen Fakultät gelandet sind. Das ist so viel sicherer, als sie, sagen wir mal, im Wald zu vergraben. Connecticut hat reichlichWälder, aber sie werden
benutzt
; sie sind nicht so unendlich groß wie die Washington-State-Wälder.
    Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er ihre Köpfe behält, als Andenken. Oder, wenn er die Köpfe auch beseitigt, hat er die Mädchen gefilmt. Super-8 in Farbe, vielleicht mit mehreren Kameras aus jedem Blickwinkel, um ihr Leiden aufzufangen und seine eigene Macht. Ich
weiß
, dass er Erinnerungsstücke sammelt. Es sind seine privaten Fantasien, er wird sie zwangsmäßig aufzeichnen. Also entweder filmt er sie, oder er behält die Köpfe, eingefroren oder in Gläsern mit Formalin. In wie viel Fällen habe ich ermittelt, in denen Erinnerungsstücke eine Rolle spielten? Fünf. Aber noch nie mit einem Serienmörder. Das ist so selten! Und all die anderen haben mir Spuren hinterlassen. Dieser Kerl nicht. Wenn er seine Filme oder seine Köpfe ansieht, was fühlt er dann? Jubel? Enttäuschung? Aufregung? Reue? Ich wünschte, ich wüsste es, aber ich tue es nicht.
    Als Carmine zum Abendessen ins Malvolio’s ging und sich in seine übliche Ecke setzte, merkte er, dass er keinen Hunger hatte, obwohl er wusste, dass er etwas essen sollte. Es hatte erst angefangen; für diesen Fall musste er seine Kräfte beisammenhalten.
    Die Kellnerin war ein neues Mädchen, also ließ er sie alles aufschreiben, vom Schmorbraten bis zum Reispudding. Ein hübsches Mädchen, aber nicht der Frauentyp des Mörders; die Art und Weise, wie sie Carmine taxierte, war eine unverfrorene Anmache, die er ignorierte. Sorry, Baby, sagte er lautlos bei sich, aber die Zeiten sind vorbei. Obwohl sie ihn ein wenig an Sandra erinnerte: ein echter Hingucker, die nur die Zeit überbrückte, bis sie

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