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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Tony«, sagte sie. »Du hast deine Zeit verschwendet.«
    »Es war nötig.«
    »Nein, pass auf, du hast wirklich deine Zeit verschwendet. Ich habe einen meiner Leute die größeren gebührenpflichtigen Hafenliegeplätze in der Gegend anrufen lassen. Und er hat gerade den Standort der
Wilhelmina Rosen
gefunden.«
    »Du machst wohl Witze?«
    »Nein, es stimmt. Die
Wilhelmina Rosen
liegt im Hafen Widenfeld. Das ist am linken Moselufer, gleich hinter Koblenz.«
    »Wo ist das?«, fragte er und ging die Karten der Gegend durch, bis er eine Regionalkarte fand.
    »Wieder in Richtung Bonn, wo du hergekommen bist, den Rhein hinauf bis zur Mündung der Mosel. Ich glaube, es ist vielleicht etwa eine Stunde, so wie es hier auf der Karte aussieht.«
    »Gut«, stöhnte er. »Gerade weit genug, um zu trocknen, bevor ich dann wieder nass werde.«
    »Viel Glück«, sagte sie. »Du wirst ihn aber nicht ansprechen, oder?«
    »Nein. Ich beobachte ihn nur. Ich verspreche es.« Er legte auf und ließ den Motor an. Zu seinem Erstaunen hatte der Regen plötzlich aufgehört, als er von dem kleinen Weg auf die große Straße kam. Tony lächelte. »Das ist besser«, sagte er. »Wenn es nicht regnet, kann ich dran vorbeigehen und dir sagen, was für ein schönes Schiff du hast. Warte auf mich, Geronimo. Ich komme.«
     
    Petra starrte Hanna Plesch über den Schreibtisch an. »Sie haben doch zugestimmt, dass es sinnvoll wäre, diese Sache mit Carol Jordans Aktion in Rotterdam zu verbinden. Das wird aber erst in zwei Tagen sein. Wenn wir jetzt auf Radecki und Krasic Druck ausüben, streichen sie vielleicht die Fahrt nach Holland, und wir würden die Möglichkeit verlieren, ihr ganzes Netzwerk zu kassieren.«
    »Das Leben eines Kindes steht hier auf dem Spiel. Ich bin nicht bereit, das zu riskieren. Wir können Krebs heute Abend aus dem Gefängnis holen lassen. Wir werden sagen, dass sie wegen akuter Blinddarmentzündung auf die Krankenstation gebracht wurde. Das dürfte uns genug Spielraum für den Fall geben, dass wir draußen auf dem Bauernhof eine Geiselsituation bekommen. Ich will gegen sie vorgehen, sobald es dunkel ist.«
    Petra war puterrot vor Wut. »Sie waren doch diejenige, die so hartnäckig darauf bestand, dass wir Europol und den Engländern in dieser Operation freie Bahn geben sollten. Jetzt wollen Sie plötzlich wieder die Ehre für sich einheimsen.«
    Plesch warf ihr einen kalten Blick zu. »Ich dachte, das würde jemandem gefallen, der so ehrgeizig ist wie Sie, Petra.«
    Sie spürte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten. »Ich gebe zu, dass ich diejenige sein wollte, die Radecki zu Fall bringt. Aber nicht, wenn es die Operation einer Kollegin oder sogar ihr Leben gefährdet.«
    »Jordan ist wegen unserer Operation nicht in Gefahr. Aber wir wissen nicht, ob das auch auf Tanja Krebs zutrifft. Vielleicht hat Krasic ja die Anweisung hinterlassen, das Kind zu beseitigen, wenn ihm und Radecki etwas passiert.«
    »Warum sollte er das tun?«, wütete Petra. »Wenn sie hinter Gitter sitzen, haben sie es umso nötiger, sich abzusichern. Sie bringen ja wahllos alles vor, um zu rechtfertigen, was Sie tun wollen.«
    Plesch schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Jetzt reicht’s! Sie vergessen sich, Petra Becker. Ich habe in dieser Abteilung das Sagen. Wenn Sie dabeibleiben wollen, müssen Sie lernen, wo die Diskussion aufhört und die Gehorsamsverweigerung anfängt.«
    Petra schluckte ihren Ärger hinunter. Ihrer schrecklichen Wut jetzt nachzugeben würde das Problem nicht lösen. »Jawohl«, zwang sie sich zu sagen.
    Sie sahen sich über den Schreibtisch finster an. Als Plesch wieder das Wort ergriff, schaffte sie es erstaunlicherweise, wieder einen normalen Gesprächston anzuschlagen. »Ich gehe davon aus, dass Sie bei dieser Operation mitmachen wollen?«
    »Ja, stimmt.«
    »Gut. Ich lasse ein Sonderkommando kommen, das uns bei der Einnahme des Bauernhauses hilft. Sie übernehmen Führung und Koordination vor Ort. Außerdem will ich, dass Sie Krebs besuchen und ihr sagen, was abläuft. Wir brauchen ihre Mitarbeit, und ich glaube, Sie sind die Richtige dafür, sie für uns zu gewinnen. Also, treffen Sie sich kurz mit dem Sonderkommando, und gehen Sie dann zum Gefängnis und reden mit Krebs. Sie wird in einer Stunde in die Krankenabteilung verlegt.«
    »Alles klar.« Petra stand auf und ging zur Tür.
    »Petra?«, sagte Plesch, als sie schon die Hand auf dem Türknauf hatte.
    Petra wandte sich schnell um und sah sie an.

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