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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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vorsichtig auf dem Beifahrersitz nieder. »Ich kenne den Weg nicht«, sagte sie, schon wieder dem Weinen nah.
    Marijke lächelte. »Ich schon. Ich habe den Wächter gefragt. Es ist ganz in der Nähe, sagt er. Nur ein paar Minuten von hier.«
    Carol sah auf ihre Uhr. »Wir werden zu spät kommen. Die Sendung war vor zehn Minuten zu Ende.«
    »Also, dann sollten wir uns beeilen.« Marijke drückte den Fuß aufs Gaspedal, und der Wagen schoss vorwärts.
    Der Parkwächter hatte Recht gehabt. Der Sender war nur ein paar Straßen entfernt. »Ich wette, wir haben ihn verpasst«, sagte Carol mürrisch, als sie zwanzig Meter vom Tor entfernt parkten.
    »Ich glaube nicht«, sagte Marijke. »In zwei der Autos, an denen wir vorbeigekommen sind, war ein Fahrer. Und ein Beifahrer auch, glaube ich.«
    Carol schloss die Augen und erlaubte sich, es zu glauben. »Das Verfolgungsteam. Danke, Petra.«
    Sie mussten nicht lange warten. Und jetzt gehörten sie zu dem Konvoi, der vielleicht Tonys Leben retten würde.
     
    Sie waren etwa zwanzig Minuten gefahren und taten genau das, was sie sollten. Alle paar Minuten bog das erste Fahrzeug der Kolonne in eine Seitenstraße ab, wendete dann und schloss sich hinten an, so dass wieder neue Scheinwerfer in Krasics Rückspiegel erschienen. Petra hatte keine Ahnung, wo sie hinfuhren. Das einzig Gute war, dass sie offensichtlich nicht zu Radeckis Wohnung unterwegs waren. Das erhöhte die Chancen, dass sie da hinfuhren, wo Tony eingesperrt war.
    Sie befanden sich auf der Karl-Marx-Allee in östlicher Richtung und waren jetzt in einem Randbezirk von Lichtenberg. Petras Fahrzeug war das zweite hinter dem Geländewagen. Plötzlich bog der Mercedes in ein kleines Gewerbegebiet in der Nähe des Rangierbahnhofs ein. Der Geländewagen fuhr geradeaus weiter, und Petra schaltete ihre Scheinwerfer ab, bevor sie wendete. Sie blieb ein Stück zurück, behielt aber die Rücklichter des Mercedes im Auge. Die Bremslichter gingen einen Moment an, dann wurde es dunkel. Petra schaltete den Motor ab, weil sie befürchtete, dass sie ihn hören könnten, ließ den Wagen weiterrollen und hielt dann an. Sie sah den dunklen Umriss des Autos, das der Hai fuhr, vor der Silhouette des Lagergebäudes, schaltete das Licht im Wageninneren ab und stieg aus, vermied aber, automatisch die Tür zuzuschlagen. Dann nahm sie die Pistole in die Hand und ließ ihre Tasche vor dem Sitz zu Boden fallen.
    Sieben Schatten waren hinter ihr zu sehen. »Sie haben gleich hier vorn angehalten. Ungefähr fünfzig Meter weg«, sagte Petra leise. »Wir müssen die Lage prüfen. Wir verteilen uns und kommen dann von vorn und von der Seite. Wenn wir sicher sind, dass sie Tony da drin haben, gehe ich zuerst rein. Sonderkommando hinter mir. Hai, du bleibst draußen, zur Rückendeckung. Ist das allen recht?«
    Der Einsatzleiter des Sonderkommandos grinste, und seine weißen Zähne blitzten. »Hört sich vernünftig an. Ich übernehme mit Ihnen zusammen die Vorhut. Ihr zwei kommt von links. Und du gehst mit dem Hai um die rechte Seite herum. Wir treffen uns vorn wieder, wenn alles sauber ist.«
    »Wir kommen mit«, sagte Morgan.
    »Ich glaube, besser nicht«, sagte Petra bestimmt.
    »Passen Sie auf, ich weiß nicht, was der verdammte Tony Hill mitten in meiner Operation zu suchen hat, aber er ist Brite, und ich lasse mich hier nicht in den Hintergrund drängen. Ich könnte Gift darauf nehmen, dass ich viel öfter Operationen geleitet habe als Sie, Detective Becker.«
    »Haben Sie eine Waffe?«, fragte Petra.
    »Nein.«
    »Dann sind Sie ein Risiko.«
    »Ich bleibe hinten.«
    »Wir verschwenden kostbare Zeit«, murmelte der Einsatzleiter des Sonderkommandos. »Lassen Sie ihn mitkommen. Wenn er erschossen wird, sind wir nicht verantwortlich.«
    Petra hob ärgerlich die Hände. »Na gut. Dann kommen Sie mit, aber der Bürohengst«, sie zeigte auf Gandle, »geht mit dem Hai.«
    Morgan nickte. »Gut, also dann los.«
     
    Jemand zog an einem Ende des Segeltuchs, und Tony rollte daraus auf den harten Betonboden. Er spürte, dass sich seine Haut abschürfte, als er von dem Tuch herunterrutschte, aber er blieb still liegen und blinzelte nur in dem plötzlichen Licht. Zu mehr fehlte ihm die Kraft. Radecki stand mit verschränkten Armen breitbeinig vor ihm.
    »Sie haben mich angelogen«, sagte er wie nebenbei. »Bitte nimm ihm den Lappen aus dem Mund, Darko.«
    Krasic beugte sich hinunter und riss Tony die Unterhose aus dem Mund. Er war so ausgetrocknet, dass

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