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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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offen, wenn es bei ihr nur am Gelde fehlt – ich helfe gern.«
    »Es fehlt an der Liebe, Herr, bei ihr«, sagte Isak ruhig.
    »Da kann ich freilich nicht helfen! Aber wenn sonst ihr Herz gewählt – ich möchte gerne etwas tun für meine Miriam.«
    Und er legte freundlich die Hand auf das glänzende schwarze Haar des Mädchens. Nur leise war die Berührung. Aber wie vom heißen
     Blitz getroffen fiel Miriam plötzlich auf die Knie: die Arme über dem Busen kreuzend, und das schöne Haupt tief nach vorn
     beugend: wie eine tauschwere Blume glitt sie zu den Füßen Totilas nieder. Dieser trat bestürzt einen Schritt zurück.Aber im Augenblick war das Mädchen wieder auf: »Verzeih, es war nur eine Rose – sie fiel vor deinen Fuß.«
    Sie legte die Blume auf den Tisch, und so gefaßt war sie, daß weder ihr Vater noch der Jüngling des Vorfalls weiter achteten.
    »Es dunkelt schon, eile, Herr«, sprach sie ruhig und reichte ihm den Korb mit den Blumen.
    »Ich gehe. Auch Valeria schuldet dir reichen Dank: ich habe ihr viel von dir erzählt, und sie fragt mich stets nach dir. Sie
     möchte dich lang schon sehen. Nun, vielleicht geht das bald – heut ist’s wohl das letzte Mal, daß ich diese Vermummung brauche.«
    »Willst du sie entführen, die Tochter von Edom?« rief der Alte. »Bring sie nur hierher! hier ist sie wohlgeborgen.«
    »Nein«, fiel Miriam ein, »nicht hierher, nein, nein!«
    »Weshalb nicht, du seltsames Kind?« zürnte der Alte.
    »Das ist kein Raum für seine Braut – dies Gemach   –, es brächte ihr kein Heil.«
    »Beruhigt euch«, sagte Totila, schon an der Türe, »offne Werbung soll der Heimlichkeit ein Ende machen. Lebt wohl.«
    Und er schritt hinaus. Isak nahm den Speer, das Horn und einige Schlüssel von der Wand; er folgte, ihm zu öffnen und die Abendrunde
     längs allen Pforten des großen Torbaues zu machen. Miriam blieb oben allein. Lange Zeit stand sie unbeweglich mit geschlossnen
     Augen an derselben Stelle. Endlich strich sie mit beiden Händen über Schläfe und Wangen und schlug die Augen auf. Still war’s
     im Gemach; durch das offne Fenster glitt der erste Strahl des Mondlichts. Er fiel silbern auf Totilas hellen Mantel, der in
     langen Falten über dem Stuhl hing. Rasch flog Miriam auf den weißen Schimmer zu und bedeckte den Saum des Mantels mit heißen
     Küssen. Dann ergriff sie den blinkenden Schwanenhelm, der neben ihr auf dem Tische stand, sie umfaßte ihn mit beiden Armen
     und drückte ihn zärtlich an die Brust. Dann hielt sie ihn eine Weile träumend vor sich hin: endlich – sie konnte nicht widerstehen
     – hob sie ihn rasch auf und setzte ihn auf das schöne Haupt: sie zuckte, als die Wölbung ihre Stirn berührte, dann strich
     sie die schwarzen Flechten ausden Schläfen und drückte einen Augenblick den harten, kalten Stahl fest mit beiden Händen an die glühende Stirn. Dann hob
     sie ihn wieder ab und legte ihn, scheu umblickend, auf seinen frühern Ort zu dem Mantel. Darauf trat sie ans Fenster und sah
     hinaus in die duftige Nacht und das zauberische Mondlicht. Ihre Lippen regten sich wie im Gebet: aber die Worte des Gebets
     klangen aus in der alten Weise:
    »An Wasserflüssen Babylons
    Saß weinend Judas Stamm.
    Wann kommt der Tag, der all dein Leid,
    Du Tochter Zion, stillt?«

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Indessen Miriam schweigend aufsah zu den ersten Sternen, hatte Totilas rascher sehnsuchtsbeflügelter Schritt alsbald die Villa
     des reichen Purpurhändlers, die etwa eine Stunde vor dem capuanischen Tor gelegen war, erreicht. Der Türstehersklave wies
     ihn an den alten Hortularius, den Freigelassnen Valerias, dem die Sorge für die Gärten überlassen war. Dieser, der Vertraute
     der Liebenden, nahm dem Gärtnerburschen die Blumen und Sämereien ab, welche er angeblich von dem ersten Blumenhändler von
     Neapolis brachte, und geleitete ihn in sein gewöhnliches Schlafgemach im Erdgeschoß, dessen niedrige Fenster in den Garten
     führten: am andern Morgen noch vor Aufgang der Sonne – so wollte es die Geheimlehre der antiken Gärtnerei – müßten die Blumen
     eingesetzt werden, auf daß das erste Sonnenlicht, welches sie in dem neuen Boden träfe, das segenbringende der Morgensonne
     sei.–
    Ungeduldig erwartete der junge Gote in dem engen Gemach bei einem Kruge Weines die Stunde, da sich Valeria von ihrem Vater
     nach dem gemeinsamen Nachtmahl verabschieden konnte. Immer wieder sah er zum Himmel auf, an dem Auftauchen der Sterne und
     dem

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