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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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der Blumen und des Sonnenscheins, zu
     der noch immer von innen meine ganze Seele neigt. Sooft ich’s auch vergessen will, immer ziehen wieder die Wolkenschatten
     über meine Seele. Sie drohen im Hintergrunde aller Freuden: wie dort das finstre Märtyrbild hinter den roten Rosen.«
    »Valeria, du hassest, scheint’s, was du verehren solltest.«
    »Ich hasse es nicht. Ich fürchte es. Wohl war eine Zeit« – und ein Strahl der Freude flog über ihre Züge – »da glaubte ich
     den dunkeln Schatten für immer besiegt von einem hellen Gott des Lichts. Als ich zuerst des jungen Goten lachend Auge sah
     und seine sonnige Seele mich umschloß, als soviel Jugend, Liebe und Glück mich umfluteten, da wähnte ich wohl, für immer sei
     jener Bann gelöst. Aber es währte nicht lang. Der finstre Gott des Schmerzes pochte vernehmlich an die goldne Wand, die ich
     zwischen ihn und mich gebaut, und immer näher dringen seine Schläge. Der Krieg bricht aus, mein teurer Vater fällt und nimmt
     einen verhängnisvollen Eid des Geliebten mit sich ins Grab. In Schutt versinkt das Haus meiner Ahnen, und ich muß flüchten
     aus meiner Vaterstadt. Sie fällt dem Feinde zu. Nur das Opfer eines köstlichen Lebens rettet mir den Geliebten. Die Woge des
     Krieges verschlägt ihn fern von mir. Und wie ich erwache aus der Betäubung dieses Streichs – find’ ich mich hier, in diesem
     großen Grabe, dem Ort meiner Bestimmung. Ach, du wirst sehen, der Himmel begnügt sich nicht mit dem leeren Grab. Er fordert
     auch die Leiche, die hineingehört.«
    »Valeria! du solltest Kassandra heißen.«
    »Ja, denn Kassandra sah die Wahrheit, ihre Gesichte trafen ein!«
    »Du weißt, wir erkennen einer Seele den Preis zu, die der Erde vergißt über dem Himmel. Aber Gott will erzwungne Opfer nicht.
     Und so sag’ ich dir, du quälst dich mit eitlem Vorwurf. Der Papst hat dich gelöst, so bist du frei.«
    »Die Seele löst kein Papst. Der Papst nimmt Gold, das Schicksal nicht. Du wirst erfüllt sehen, was ich dir ahnend vorhersage
     – nie werd’ ich glücklich, nie werd’ ich Totilas, und diese Stätte wird   –«
    »Und wenn’s so wäre? Hängst du denn noch gar so fest an Glück und Hoffnung? Freilich, du bist noch jung. Aber Kind, ich sage
     dir: je früher du dich losmachst, desto größerem Weh entrinnst du. Ich habe die Welt und ihre falschen Freuden und Ehren alle
     gekostet und sie alle eitel und treulos erfunden. Nichts auf Erden füllt die Seele aus, die nicht von dieser Erde ist. Wer
     das erkennt, der sehnt sich hinweg aus dieser Welt derUnrast und der Sünde. Erst in der Welt jenseits des Grabes ist deine Heimat. Dahin verlangt die ganze Seele   –«
    »Nein, nein, Cassiodorius«, rief die Römerin, »meine ganze Seele verlangt nach Glück auf dieser schönen Erde! Ihr gehör’ ich
     an! Auf ihr fühl’ ich mich heimisch. Blauer Himmel, weißer Marmor, rote Rosen, linde, duftgefüllte Abendluft – wie seid ihr
     schön! Das will ich einatmen mit entzückten Sinnen! Wer das genießt, ist glücklich! Weh dem, der es verloren. Von deinem Jenseits
     hab’ ich kein Bild in meiner bangen Seele! Nebel, Schatten – graues Ungewiß allein liegt jenseits des Grabes. Wie spricht
     Achilleus?
    ›Tröste mich doch nicht über den Tod! Du kannst nicht, Odysseus!
    Lieber ja möcht’ ich das Feld als Lohnarbeiter bestellen
    Für den bedürftigen Mann, dem nicht viel Habe geworden,
    Als hier allzumal die Schatten der Toten beherrschen.‹
    So empfind’ auch ich. Weh dem, den nicht die goldne Sonne mehr bescheint. O wie gern, wie gern wär’ ich glücklich in dieser
     schönen Welt, in meinem schönen Heimatland: wie fürcht’ ich das Unheil, das doch unaufhaltsam näher dringt, wie hier auf dieser
     Wand mit der sinkenden Sonne die Schatten unhörbar wachsen. Oh, wer ihn aufhielte, den furchtbar nahenden Schatten meines
     Lebens!«
    Da drang vom Eingang her ein heller, kräftiglust’ger Schall, ein fremder Ton in diesen stillen Mauern, welche nur vom leisen
     Choral der Jungfraun widertönten. Die Trompete blies den muntern, kriegerischen Feldruf der gotischen Reiter: belebend drang
     der Ton in die Seele Valerias. Aus dem Wohngebäude aber eilte der alte Pförtner herbei.
    »Herr«, rief er, »keckes Reitervolk lagert vor den Mauern. Sie lärmen und verlangen Fleisch und Wein. Sie lassen sich nicht
     abweisen und der Führer:– da ist er schon   –«
    »Totila!« jauchzte Valeria und flog dem Geliebten entgegen, der in

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