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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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dringend an ihr Sterbebett: sie will ihr Herz erleichtern von alter Schuld. Ich gehe nach Tifernum.«
    »Dahin führt auch unser Weg, du ziehst mit mir, Cassiodorius. Leb wohl, Valeria!«
    Nach kurzem Abschied sah die Jungfrau den Geliebten gehn. Sie bestieg ein Türmchen der Gartenmauer und sah ihm nach. Sie sah,
     wie er in voller Rüstung sich in den Sattel schwang, sie sah mit freudigen Augen seine Reiter hinter ihm traben. Hell blitzten
     ihre Helme im Abendlicht, die blaue Fahne flatterte lustig im Winde: alles war voll Leben, Kraft und Jugend. Sie sah dem Zuge
     nach, lang und sehnend. Aber als er fern und ferner sich hinzog, da wich der frohe Mut, den sein Erscheinen gebracht, wieder
     von ihr. Bange Ahnungen stiegen ihr auf, und unwillkürlich sprachen sich ihre Gefühle aus in den Worten ihres Homeros:
    »Siehest du nicht, wie schön von Gestalt, wie stattlich
    Achilleus?
    Dennoch harrt auch seiner der Tod und das dunkle
    Verhängnis,
    Wenn auch ihm in des Kampfes Gewühl das Leben
    entschwindet.
    Ob ihn ein Pfeil von der Sehne dahinstreckt, oder ein
    Wurfspeer.«
    Und schmerzlich seufzend schritt die Jungfrau aus dem rasch sich verdunkelnden Garten in die dumpfen Mauern zurück.

Viertes Kapitel
    Inzwischen hatte König Witichis in seinem Waffenplatz Ravenna jede Kunst und Tätigkeit eines erfahrnen Kriegsmannes entfaltet.
     Während jede Woche, ja jeden Tag vor und in der Stadt größere und kleinere Scharen von den gotischen Heeren eintrafen, welche
     der Verrat Theodahads an die Grenzen gesendet hatte, arbeitete der König unablässig daran, das ganze große Heer, welches allmählich
     bis auf einhundertundfünfzigTausendschaften gebracht werden sollte, auszurüsten, zu waffnen, zu gliedern und zu üben. Denn die Regierung Theoderichs war
     eine äußerst friedliche gewesen: nur die Besatzungen der Grenzprovinzen, kleine Truppenmassen, hatten mit Gepiden, Bulgaren
     und Avaren zu tun gehabt, und in den mehr als dreißig Jahren der Ruhe waren die kriegerischen Ordnungen eingerostet.
    Da hatte der tüchtige König, von seinen Freunden und Feldherrn eifrig unterstützt, Arbeit vollauf. Die Arsenale und Werften
     wurden geleert, in Ravenna ungeheure Magazine angelegt und zwischen der dreifachen Umwallung der Stadt endlose Reihen von
     Werkstätten für Waffenschmiede aller Art aufgeschlagen, die Tag und Nacht unablässig zu arbeiten hatten, den Forderungen des
     kampfbegierigen Königs, des massenhaft anschwellenden Heeres zu genügen. Ganz Ravenna ward ein Kriegslager. Man hörte nichts
     als die Hammerschläge der Schmiede, das Wiehern der Rosse, den Sturmruf und Waffenlärm der sich übenden Heerscharen.
    In diesem Getöse, in dieser rastlosen Tätigkeit betäubte Witichis, so gut es gehen wollte, den Schmerz seiner Seele, und begierig
     sah er dem Tag entgegen, da er sein schönes Heer zum Angriff gegen den Feind führen könne. Doch hatte er bei allem Drange,
     im Kampfgewühl sich selber zu verlieren, seiner Königspflicht nicht vergessen, und durch Herzog Guntharis und Hildebad ein
     Friedensanerbieten an Belisar gesendet mit den mäßigsten Vorschlägen. So von Krieg und Staat ganz in Anspruch genommen, hatte
     er kaum einen Blick und Gedanken für seine Königin, welcher er auch, wie er meinte, kein größeres Gut als die ungestörteste
     Freiheit zuwenden konnte.
    Aber Mataswintha war von jener unheilvollen Brautnacht an von einem Dämon erfüllt, von dem Dämon unersättlicher Rache. In
     Haß übergeschlagne Liebe ist der giftigste Haß. Ihre tiefe und leidenschaftliche Seele hatte von Kindheit an das Ideal dieses
     Mannes hoch zu den Sternen erhöht. Ihr Stolz, ihre Hoffnung, ihre Liebe, war einzig an dieser Gestalt gehangen, und sicher,
     wie den Aufgang der Sonne, hatte sie die Erfüllung ihrer Sehnsucht durch diesen Mann erwartet. Und nun mußte siesich gestehn, daß er ihre Liebe hatte ans Licht gebracht und nicht erwidert: daß sie, obwohl seine Königin, mit dieser Liebe
     wie eine Verbrecherin dem verstoßnen und doch ewig allein in seinem Herzen wohnenden Weibe gegenüberstehe. Und er, auf den
     sie als Retter und Befreier von unwürdigem Zwang gehoft, er hatte ihr die höchste Schmach angetan: eine Ehe ohne Liebe. Er
     hatte ihr die Freiheit genommen und kein Herz dafür gegeben. Und warum? was war der letzte Grund dieses Frevels? Das Gotenreich,
     die Gotenkrone. Sie zu erhalten, hatte er sich nicht besonnen, einer Mataswintha Leben zu verderben.
    »Hätte er meine Liebe nicht

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