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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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handgemein: die Reihen lösten sich zwischen den Karren, Kisten
     und Wagen. Bei vielen erwachte die Beutelust, und sie fingen an, das Gepäck zu plündern, ehe es in die Hände der Barbaren
     falle. Überall ein Streiten, Fluchen, Klagen, Drohen: dazwischen das Krachen der Lastwagen, die zerbrochen wurden, wie das
     Blöken und Brüllen der erschrocknen Herden.
    »Gebt den Troß preis! Feuer in die Wagen! schickt die Reiter durch die Herden!« befahl Belisar, der mit dem Rest seiner Leibwachen
     in guter Ordnung mit dem Schwert sich Bahn brach.
    Aber vergebens. Immer unentwirrbarer, immer dichter wurde der Knäuel – nichts schien ihn mehr lösen zu können. Da zerriß ihn
     die Verzweiflung. Der Schrei, »die Barbaren über uns!« erscholl aus den hintersten Reihen. Und es war kein leerer Schreck.
    Hildebad mit dem Fußvolk war jetzt in die Ebene hinabgestiegen, und seine ersten Reihen trafen auf den wehrlosen Knäuel. Da
     gab es eine furchtbare wogende Bewegung nach vorn: ein tausendstimmiger Schrei der Angst – der Wut – des Schmerzes der Angegriffnen,
     der Leibwachen, welche, alter Tapferkeitgedenk, fechten wollten und nicht konnten:– der Zertretnen und Zerdrückten   –, und plötzlich stürzte der größte Teil der Wagen, mit ihrer Bespannung, und mit den Tausenden, die darauf und dazwischen
     zusammengedrängt waren, mit donnerndem Krachen in die Gräben links und rechts neben der Hochstraße. So ward der Weg frei.–
    Und unaufhaltsam, ordnungslos ergoß sich der Strom der Flüchtigen nach dem Lager. Mit lautem Siegesgeschrei folgte das gotische
     Fußvolk, ohne Mühe mit den Fernwaffen, mit Pfeilen, Schleudern und Wurfspeeren, in dem dichten Gewühl seine Ziele treffend,
     während Belisar mit Mühe die unaufhörlichen Angriffe der Reiter Totilas und des Königs abwehrte.
    »Hilf, Belisar«, rief Aigan, der Führer der massagetischen Söldner, aus dem eben gesprengten Knäuel heranreitend, das Blut
     aus dem Gesicht wischend: »meine Landsleute haben heut den schwarzen Teufel unter den Feinden gesehen. Sie stehn mir nicht.
     Hilf: dich fürchten sie sonst mehr als den Teufel!«
    Mit Knirschen sah Belisar hinüber nach seinem rechten Flügel, der aufgelöst über das Blachfeld jagte, von den Goten gehetzt.
    »O Justinianus, kaiserlicher Herr, wie erfüll’ ich schlecht mein Wort!«
    Und die weitere Deckung des Rückzugs ins Lager dem erprobten Demetrius überlassend – denn das hügelige Terrain, das jetzt
     erreicht war, schwächte die Kraft der verfolgenden Reiter   –, sprengte er mit Aigan und seiner berittnen Garde querfeldein mitten unter die Flüchtenden.
    »Halt!« donnerte er ihnen zu, »halt, ihr feigen Hunde. Wer flieht, wo Belisar streitet? Ich bin mitten unter euch, kehrt und
     siegt!«
    Und auf schlug er das Visier des Helmes und zeigte ihnen das majestätische, das löwengewaltige Antlitz. Und so mächtig war
     die Macht dieser Heldenpersönlichkeit, so groß das Vertrauen auf sein sieghaftes Glück, daß in der Tat alle, welche die hohe
     Gestalt des Feldherrn auf seinem Rotscheck erkannten, stutzten, hielten, und mit einem Ruf der Ermutigung sich den nachdringenden
     Goten wieder entgegenwandten. An dieser Stellewenigstens war die Flucht zu Ende. Da schritt ein gewaltiger Gote heran, leicht sich Bahn brechend.
    »Heia, das ist fein, daß ihr einmal des Laufens müde seid, ihr flinken Griechlein. Ich konnt’ euch nicht mehr nach vor Schnaufen.
     In den Beinen seid ihr uns überlegen. Laßt sehn, ob auch in den Armen. Ha, was weicht ihr, Bursche! Vor dem, auf dem Braunscheck?
     Was ist’s mit dem?«
    »Herr, das muß ein König sein unter den Welschen, kaum kann man sein zornig Auge tragen.«
    »Das wäre! Ah – das muß Belisarius sein! Freut mich«, schrie er ihm hinüber, »daß wir uns treffen, du kühner Held. Nun spring
     vom Roß, und laß uns die Kraft der Arme messen. Wisse, ich bin Hildebad, des Tota Sohn. Sieh, auch ich bin ja zu Fuß. Du willst
     nicht?« rief er zornig. »Muß man dich vom Gaule holen?«
    Und dabei schwang er in der Rechten wiegend den ungeheuren Speer.
    »Wende, Herr, weich aus«, rief Aigan, »der Riese wirft ja junge Mastbäume.«
    »Wende, Herr«, wiederholten seine Hypaspisten ängstlich.
    Aber Belisar ritt, das kurze Schwert gezückt, ruhig dem Goten um eine Pferdelänge näher. Sausend flog der balkengleiche Speer
     heran, grad auf Belisars Brust. Aber kurz, ehe er traf, ein kräftiger Hieb von Belisars kurzem Römerschwert, und drei

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