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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Gesträuch, Seidelbast und Goldweide
     haltend, bald kühnlich von Stein zu Steinplatte springend. Unter ihrem Sprung bröckelte das mürbe Gestein, und die Trümmer
     polterten hinab – da, als sie den rollenden nachhüpfte, hörte sie plötzlich von unten ein scharfes, drohendes Zischen. Und
     eh’ sie wenden konnte, bäumte sich, wohl von einem Stein unsanft aus der Sonnung gestört,eine große kupferbraune Schlange hoch gegen sie empor. Das Kind erschrak, die hurtigen Knie versagten, und laut aufschreiend
     rief sie:
    »Adalgoth, zu Hilfe! zu Hilfe!«
    Auf diesen Angstschrei folgte sofort als Antwort ein heller Ruf:
    »Alarich! Alarich!«, was wie ein Schlachtruf klang.
    Es knackte in den Gebüschen zur Rechten, Steine rollten den Hang hinab, und pfeilgeschwind flog zwischen die züngelnde Schlange
     und das ängstlich weichende Mädchen ein schlanker Bube in zottigem Wolfsvlies. Hoch schwang er den starken Bergstock, gleich
     einem Speer, und so wohlgezielt war sein Stoß, daß die Eisenspitze den schmalen Kopf der Schlange in die Erde bohrte. Ihr
     langer Leib ringelte zuckend um den tödlichen Schaft.
    »Gotho, du bist doch heil?«
    »Dank dir, du Treuer!«
    »Dann laß mich den Schlangenspruch sprechen, solang die Natter noch zuckt – das bannt ihre Gesippen auf drei Stunden im Umkreis.«
    Und er sprach, die drei ersten Finger der rechten Hand wie beschwörend erhoben, den uralten Spruch:
    »Warte, du Wolf-Wurm!
    Zapple, Gezücht!
    Beiße den Boden Giftigen Geifers;
    Männer und Maide
    Sollst du nicht sehren:
    Nieder, du Neiding, Du nichtige Natter,
    Nieder zur Nacht:
    Hoch ob den Häupten
    Schuppiger Schlangen
    Schreitet das schimmernde Gotengeschlecht.«

Viertes Kapitel
    Als er zu Ende gesprochen und sich neigte, die tote Schlange zu prüfen, drückte ihm rasch die Gerettete ihren Kranz auf das
     goldbraune, kurzkrause, dichte Haar.
    »Heil, Held und Helfer! Sieh, der Siegeskranz war schon vorher gewunden. Eia, wie schön steht dir die blaue Krone.«
    Und sie schlug freudig bewundernd die Hände zusammen. »Du blutest am Fuße!« sprach er besorgt, »laß mich die Wunde saugen
     – wenn dich der Giftwurm gebissen!«
    »’s ist nur ein scharfer Stein. Möchtest wohl lieber du sterben!«
    »Für dich, Gotho, wie gerne doch! Aber unschädlich wäre das Gift im Munde. Nun, laß dir die Wunde waschen: ich habe noch Essig
     und Wasser hier in der Kürbisflasche. Und dann leg’ ich dir Salbei drauf oder heilsame Wegewarte.«
    Und zärtlich drückte er sie nieder auf das Gestein, kniete vor ihr, hob den nackten Fuß sorgsam in seine linke Hand und pflegte
     ihn, die Mischung aus dem Kugelkürbis draufträufend. Dann sprang er auf, suchte auf dem Rasen und kam bald mit den gefundnen
     Kräutern zu ihr zurück, mit den Lederriemen, die er sich vom eignen Fuße löste, die Blätter sorgsam über die kleine Wunde
     bindend.
    »Wie gut du bist, Lieber!« sagte sie, sein Haupt streichelnd.
    »Nun laß dich tragen – nur den Hang hinauf!« bat er. »Ich halte dich so gern auf meinen Armen.«
    »Was nicht gar!« lachte sie aufspringend. »Bin kein wundes Lamm! Sieh, wie ich laufen kann. Aber wo sind deine Ziegen?«
    »Dort kommen sie aus den Wacholderbüschen. Ich rufe sie!«
    Und er setzte das Hirtenrohr an den Mund und blies einen schrillen Ton, den Bergstock im Kreise über dem Haupte schwingend.
     In eilfertigen Sprüngen kamen die starken Ziegen herbei – sie scheuten die Strafe! Und aus der Tasche einen dünnen Streifen
     Salz auf die Erde streuend, welchen die Tiere, gierig leckend, verfolgten, schritt er nun, den Arm zärtlich um des Mädchens
     Nacken gelegt, den Hang hinauf.
    »Sag mir nur, Lieber«, fragte sie, oben angelangt und die Lämmer versammelnd, »weshalb du heute wieder den Drachen ansprangst
     mit dem Ruf: ›Alarich! Alarich!‹ Wie neulich, da du mir den Steinadler von Weiß-Elbchen scheuchtest, das er schon in den Fängen
     hatte.«
    »Das ist mein Schlachtruf.« »Wer hat ihn dich gelehrt?«
    »Der Ahn, da er mich zum ersten Mal mitnahm auf die Wolfsjagd – als ich mir hier das Vlies von Meister Isgrimms Rippen holte.
     Da sprach er, als ich ›Iffa, Iffa!‹ schreiend,– ebenso, wie ich ihn rufen hörte,– auf den Wolf, der nicht mehr entweichen
     konnte und sich mir stellte, mit dem Schwerte sprang: ›Du mußt nicht ‚Iffa!‘ rufen, Adalgoth, wie ich. Wenn du Held oder Ungetier
     angehst, ruf du nur: ‚Alarich!‘ Das bringt dir Sieg.‹«
    »Heißt aber doch keiner unsrer Ahnen

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