Ein Kampf um Rom
niederkämpft. Folg mir in meine Kammer. Dort hab’ ich dir ein Kleinod einzuhändigen von Oheim Wargs und manches
Wort noch auf den Weg zu geben. Manch Wort des Rates und der Rache. Vor Gotho aber schweige. Mach ihr das Herz nicht schwer.
Befolgst du meine und deines Oheims Worte, wirst du ein starker, freudiger Heldwerden an König Totilas Hof. Und dann, aber auch nur dann, wirst du auch Gotho – wiedersehen.«
Tiefernst, bleich geworden folgte der Jüngling dem Ahn in das Haus. Lang sprachen sie dort leise in des Alten Kammer.–
Bei dem Nachtmahl fehlte Adalgoth. Er habe sich, mehr müde als hungrig, schon schlafen gelegt, ließ er der Schwester sagen
durch den Ahn. Aber nachts, da sie schlief, trat er auf leisen Zehen in ihr Gemach. Der Mond warf einen zarten Strahl auf
ihr engelhaftes Angesicht. Auf der Schwelle blieb er stehn. Nur die Rechte streckte er nach ihr aus.
»Ich seh’ dich wieder«, sprach er, »meine Gotho!«
Und er überschritt bald die Schwelle des schlichten Alpenhauses. Noch begannen kaum die Sterne zu bleichen: frisch, stählend,
wehte die Nachtluft des Berges um seine Schläfe. Er sah in den schweigenden Himmel. Da schoß ein Stern in hohem Bogen über
sein Haupt. Gen Süden flog er nieder. Da erhob der Jüngling den Hirtenstab in der Rechten:
»Dorthin rufen mich die Sterne! Nun wahre dich, Neiding Cethegus!«
Fünftes Kapitel
Der Präfect hatte nach der Schlacht an der Padusbrücke Boten seinen nachrückenden Scharen entgegengeschickt, welche zunächst
seine Söldner, dann auch die langsamer folgenden Bürger von Ravenna nach dieser Stadt zurückwiesen. Die flüchtenden Truppen
des Demetrius überließ er ihrem Schicksal. Totila hatte alle Feldzeichen und Fahnen der Zwölftausend erbeutet, »was den Römern
nie zuvor geschah«, schreibt Prokopius zürnend.
Cethegus selbst eilte mit seinem geringen Gefolge quer durch die Aemilia an die Westküste von Italien, die er bei Populonium
erreichte, bestieg ein rasches Kriegsschiff und ließ sich von einem starken Nordnordwest, den, wie er sagte, die alten Götter
Latiums gesendet, nach dem Hafen von Rom, Portus, tragen. Auf dem Landweg hätte er nicht mehr durchdringen können:denn nach dem Sieg Totilas an der Padusbrücke fiel ganz Tuscia und ganz Valeria den Goten zu: das Flachland rückhaltlos: und
auch die Städte, welche nicht starke byzantinische Besatzung in Zaum hielt.
Bei Mucella, einen Tagmarsch von Florenz, schlug der König noch mal ein starkes Heer der Byzantiner unter elf uneinigen Führern,
welche die kaiserlichen Besatzungen der tuscischen Städte zusammengeraft hatten, ihm den Weg zu verlegen. Mit Mühe entkam
der Oberfeldherr Justinus nach Florentia. Der König behandelte seine zahlreichen Gefangnen mit solcher Güte, daß sehr viele
derselben, Italier und kaiserliche Söldner, in seine Dienste traten.
Und nun waren alle Straßen von Mittelitalien bedeckt von neu zu den Waffen eilenden Goten und von Colonen, welche, unter deren
Anführung, Totilas Märschen gegen Rom folgten. In dieser Stadt angelangt, hatte Cethegus sofort alle Anstalten zur Verteidigung
getroffen. Denn im Fluge nahte nun, nach dem zweiten Siege, bei Mucella, König Totila, aufgehalten fast nur noch durch die
Huldigungen der Städte und Castelle auf seinem Wege, welche wetteifernd ihm und jubelnd die bei seinem Einritt bekränzten
Tore erschlossen. Die wenigen Burgen, welche, von starken byzantinischen Besatzungen gehalten, widerstanden, wurden eingeschlossen
von kleinen Abteilungen, welche Totila aus Italiern bildete, durch wenige gotische Kerntruppen zusammengehalten. Er konnte
dies, da seine Macht während des Marsches auf Rom von allen Seiten, einem Strome gleich, große und kleine Zuflüsse von Goten
und Italiern erhielt.
Zu Tausenden eilten die italischen Colonen, die er frei erklärt, zu seinen Fahnen. In kleinen Städten erhoben sich die Bürger
gegen die byzantinische Besatzung, entwaffneten sie oder zwangen sie zum Abzug. Ja sogar Söldner Belisars, welche seit dessen
Entfernung monatelang von den kaiserlichen Logotheten keinen Sold erhalten hatten, boten nun den Goten ihre Waffen an.
So war es ein sehr ansehnliches Heer von Goten und Italiern, welches Totila, wenige Tage nach dem Eintreffen des Präfecten,
vor die Tore Roms führte. Mit lautem Jubel wurden bald daraufin dem gotischen Lager der tapfre Wölsung Herzog Guntharis, Wisand, der Bandalarius, Graf Markja und der alte Grippa
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