Ein Kampf um Rom
begrüßt,
deren Auswechselung gegen den an der Padusbrücke gefangnen kaiserlichen Oberfeldherrn und mehrere seiner Heerführer Totila
bei Constantianus und Johannes, den Befehlshabern von Ravenna, erwirkt hatte.
Auf Cethegus aber fiel nun die fast unlösbare Aufgabe, seine großartig angelegten Befestigungen hinlänglich zu bemannen. Fehlte
ihm doch nicht bloß das ganze Heer Belisars,– auch der größte Teil der eignen Söldner, welche erst allmählich auf dem Seeweg
von Ravenna her in dem Hafen Portus eintrafen. Um den ganzen Kreis der weiten Umwallung auch nur notdürftig zu decken, mußte
Cethegus den römischen Legionären nicht nur ungewohnte und unerwartete Anstrengungen unabgelösten Wachdienstes zumuten,– er
mußte auch deren Zahl durch Gewaltmaßregeln erhöhen. Vom sechzehnjährigen Knaben bis zum sechzigjährigen Greise rief er »alle
Söhne des Romulus, Camillus und Cäsar zu den Waffen, die Heiligtümer der Väter zu schirmen wider die Barbaren«. Aber sein
Aufruf wurde kaum gelesen und verbreitet und führte ihm nur wenige Freiwillige zu, während er mit Ingrimm sah, wie das Manifest
des Gotenkönigs, welches jede Nacht an vielen Stellen über die Mauern flog, überall umlief und vor dichten Gruppen verlesen
wurde: so daß er zornig befahl, jeden mit Einziehung des Vermögens oder Verknechtung zu strafen, der das Manifest aufhöbe,
anschläge, vorläse, verbreite. Aber es lief doch überall um: und seine in allen Regionen der Stadt ausgelegten Listen der
Freiwilligen blieben leer.
Da schickte er seine Isaurier in alle Häuser und ließ Knaben und Greise mit Gewalt auf die Wälle schleppen: bald war er mehr
gefürchtet, ja gehaßt, als geliebt. Nur seine eiserne Strenge und das allmähliche Eintreffen seiner isaurischen Söldner hielt
noch die Unzufriedenheit der Römer nieder.
In dem Gotenlager aber überholte eine Glücksbotschaft die andre. Teja und Hildebrand hatten die Byzantiner bis vor die Tore
von Ravenna verfolgt. Diese Stadt verteidigten der wieder freigegebne Demetrius und Johannes, der Blutige, und die HafenstadtConstantianus gegen Hildebrand, der Ariminum im Vorüberziehen gewonnen, da die Bürger die armenischen Söldner des Artasires
entwaffneten und die Tore öffneten.
Teja aber schlug und tötete im Zweikampf den tapfern byzantiner Feldherrn Verus, der mit auserlesenen pisidischen und cilicischen
Söldnern ihm den Übergang des Santernus verwehren wollte, durchzog ganz Norditalien, das Manifest Totilas in der Linken, das
drohende Schwert in der Rechten: und in wenigen Wochen waren alle Städte und Burgen bis auf Mediolanum zur Unterwerfung gewonnen
oder geschreckt.
Totila aber, durch die Erfahrungen der ersten Belagerung gewitzigt, wollte sein Heer einem Sturm auf die furchtbaren Werke
des Präfecten nicht aussetzen und auch seine künftige Hauptstadt nicht den Zerstörungen stürmender Einnahme preisgeben.
»Auf hölzernen Brücken, auf linnenen Flügeln gelang’ ich nach Rom!« so rief er eines Tages Herzog Guntharis zu, überließ diesem
die Einschließung der Stadt, brach auf mit der ganzen Reiterei und eilte nach Neapolis.
In diesem Hafen lag, schwach bemannt, eine kaiserliche Flotte. Einem Triumphzug, nicht einem Feldzug, glich Totilas Marsch
auf der appischen Straße durch Unteritalien. Diese Gegenden, welche am längsten unter dem Joche der Byzantiner litten, waren
am meisten bereit, nun die Goten als Befreier zu begrüßen. Mit Blumengewinden zogen die Jungfrauen von Terracina dem schönen
Gotenkönig entgegen. Das Volk von Minturnä fuhr, ihm zum Empfang, einen vergoldeten Wagen hinaus, hob ihn vom weißen Roß und
zog ihn auf dem Wagen jubelnd in die Tore.
»Sehet hin:« – scholl es in den Straßen von Casilinum, einer alten Kultstätte der campanischen Diana,– »Phöbus Apollo ist
niedergestiegen vom Olymp und hält befreienden Einzug in der Stadt seiner Schwester.«
Die Bürger von Capua aber baten ihn, die ersten Goldmünzen seines Königsnamens in ihrer Münze zu prägen mit der Umschrift:
»Capua revindicata«.
So ging es fort bis Neapolis: dieselbe Straße, welche er dereinst,ein Flüchtling, verwundet, in nächtlicher Hast zurückgelegt. Der Befehlshaber der armenischen Söldner in der Stadt, einer
sehr tapfern, aber schwachen Schar, der Arsakide Phaza, wagte nicht, der Bevölkerung für den Fall einer Belagerung zu trauen.
Er führte seine Lanzenträger und bewaffnete Bürger von Neapolis
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