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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Und sie lauteten:
    ›Gebt Raum, ihr Völker, unserm Schritt!
    Wir sind die letzten Goten:
    Wir tragen keine Krone mit –
    Wir tragen einen Toten.
    Mit Schild an Schild und Speer an Speer
    Wir ziehn nach Nordlands Winden,
    Bis wir im fernsten grauen Meer
    Die Insel Thule finden.
    Das soll der Treue Insel sein –
    Dort gilt noch Eid und Ehre:‹ ––
    So viel vernahm ich von dem Totengesang.– Da weckte mich das Heerhorn der gotischen Wache, welche der sorgsame König nachts
     durch die Straßen ziehen läßt. Du aber merke dir diesen Anfang: vielleicht kommt der Tag, da du’s zu Ende singst. Du hast
     ja in kurzer Zeit so viel gelernt, daß du bald harfenkund’ger und liedkund’ger bist denn ich.«
    »Wenn du mich nur auch lehren könntest, solche Streiche zu führen wie du.«
    »Das wächst mit den Jahren, ja mit den Wochen. Du hast genug getan für deine siebzehn Jahre. Wäre dem wackern Witichis ein
     Helfer zur Seite gesprungen, ehe der römische Dichter den Stein auf ihn warf im Grab Hadrians, wie du dem Maienkönig Totila
     den von dem gleichen Mann drohenden Stoß hast abgewehrt, so hätten wir damals schon Rom gewonnen und den Präfecten verjagt,
     der uns leider entkam.«
    »Ja, leider! Weißt du: das Abenteuer, das mir in jener Nacht aufgestoßen, in des Präfecten Hause, das schwebt mir schon lang
     in Gedanken. Das gäbe ein wunderbares Lied – fehlt leider nur der Schluß.«
    »Warte nur. Vielleicht erlebst du ihn. Dann brauchst du ihn nicht zu erdichten. Übrigens zog ich schon am Morgen nach jener
     Siegesnacht in des Präfecten Haus zur Verfolgung der flüchtigen Legionäre aus. Ich weiß daher gar nicht, wie alles kam. Erzähle
     mir.«

Zweites Kapitel
    »Nun, so höre. Nachdem ich den Präfecten nicht am Tiber und nicht im Capitol gefunden, suchte ich ihn mit dir an seinem Herd.
     Und fand nur seines Blutes Spur und sein Schwert. Als du aber seinen Götzen zertrümmert und sein Haus verbrannt und alles
     zusammenbrach, bis in die Kellergewölbe, da fand ich, nachspürend, in dem Gebälk unter dem Sockel der Marmorstatue abermals
     einen hohlen Raum: mit Gold, Gestein und allerlei Geschreibsel angefüllt. Ich brachte das Ganze auf einem breiten Schild dem
     König. Und der ließ seine Buchleser darin forschen und wühlen und las selbst darin. Und rief plötzlich: ›Also Alarich, der
     Balte, unschuldig!‹ Und tags darauf, da ich zu einem Königsherold auserkoren, war mein erst Geschäft, umherzureiten in den
     Straßen Roms, auf weißem Roß, mit dem goldnen Heroldsstab, und auszurufen unter allen Goten und Römern: ›Adalgoth, des Königs
     Herold, ruft! Gefunden ward in des Expräfecten Haus, durch Adalgoths, des Hirtenknaben Hand, Beweis und Schrift, daß Herzog
     Alarich, der Balte, der vor zwanzig Jahren um Hochverrat zum Tode verurteilt ward, unschuldig war.‹«
    »Wie ward das entdeckt?«
    »Cethegus hatte in Geheimschrift, welche König Totila entziffern ließ, selbst in seinem Tagebuch verzeichnet, daß er den Verhaßten
     durch Briefe, die er in des getäuschten Königs Hand spielte, den Balten des Hochverrats verdächtigt. Der Stolze, Hochgemute
     reizte dann durch Trotz den Amaler und verschwand zuletzt plötzlich aus dem Kerker, niemand wußte, wie und wohin. Und weiter
     hatt’ ich auszurufen in den Straßen: ›Unschuldig ist Alarich, der Balte. Sein Eigen, das der Staat eingezogen, wird ihm zurückgestellt.
     Ihm oder seinem echten Erben. Das Herzogtum, das er geführt, das Herzogtum Apulia, wird ihm zurückgegeben. Ihm oder seinem
     echten Erben. Es melde sich laut an des Königs Thron Herzog Alarich oder sein echter Erbe. Gold und Gabe, Echt und Eigen,
     Vieh und Fahrnis, Wagen und Waffen, Geschmuck und Geschmeide, Äcker und Erbe, Rinder und Rosse und das reiche apulische Herzogtum,es werde dem Balten, dem Baltenerben. Wo ist Alarich? Wo sein Erbe?‹ Und wie ich zogen die Königsherolde durch alle Straßen
     und Städte Italiens, rufend und forschend nach Herzog Alarich, dem Balten, und seinem echten Erben. Und weißt du: es wäre
     doch wunderschön, wenn sie den verschollnen, landflüchtigen, alten Mann irgendwo fänden und wir ihn wieder mit Glanz und Ehren
     einführten in sein schönes Herzogtum.«
    »Und da er dem Hirtenknaben die Rettung seiner Ehre, seines Rechts verdankt – dürfte er ihm wohl schenken ein schönes Schloß,
     etwa am blauen Meer, am Berge Garganus, nicht wahr, unter Lorbeer und Myrten?«
    »Nein, daran hab’ ich noch nicht

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