Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
Vom Netzwerk:
seit unserer Trennung in frühster Jünglingszeit   –«
    »Genug davon für heut«, sprach Teja. »Mehr hab’ ich diese Nacht von tief Innerem aufgedeckt als sonst in Jahren. Es kommt
     wohl noch die Stunde, aufzudecken, was ich erlebt und gedacht. Ich möchte«, sagte er, über Adalgoths Locken streichend, »dem
     jüngsten und besten Sänger unseres Volkes nicht zu früh den hellen Ton seiner Saiten verdüstern.«
    »Wohl«, sprach der König, aufstehend. »Dein Schmerz ist mir heilig. Aber ich bitte, laß uns die erneute Freundschaft pflegen.
     Ich gehe morgen nach Taginä zu meiner Braut. Begleite mich –: wenn dich’s nicht kränkt, mich glücklich zu sehn mit einer Römerin.«
    »O nein – es rührt mich – es mahnt mich an   .... – Ich gehe mit dir.« –

Drittes Kapitel
    Bald darauf traf der König mit Graf Teja, Adalgoth und zahlreichem Gefolge in dem Städtlein Taginä ein, oberhalb dessen sich
     auf steiler, dichtbewaldeter Felshöhe das Kloster der Valerier erhob, in welchem Valeria noch immer ihren Aufenthalt fortsetzte.
     Der Ort hatte seine Schauer für sie verloren: nicht nur durch äußere, durch innere Gewöhnung: ihre Seele geriet widerstrebend,
     aber sicher, unter die Einflüsse der ernsten Mächte dieser Stätte. Als sie dem König bei dessen Eintritt in den Klostergarten
     entgegenkam, schien ihm ihre Farbe viel bleicher, ihr Gang viel langsamer als sonst.
    »Was ist mit dir?« schalt er zärtlich. »Als unser Gelübde fast nicht mehr erfüllbar schien, da hieltest du Mut und Hoffnung
     hoch. Und nun, da der Geliebte die Krone dieses Reiches trägt und fast nur in Einer Stadt noch der Feind den Boden Italiens
     tritt, jetzt willst du sinken und verzagen?«
    »Nicht verzagen, Freund«, sprach Valeria ernst. »Aber entsagen. Nein, höre mich nur in Geduld. Weshalb verschwiegst du mir,
     was ganz Italien von seinem König weiß und wünscht?Der König der Westgoten zu Toletum hat dir sein Waffenbündnis gegen Byzanz und seiner Tochter Hand geboten. Das Reich wünscht
     und erwartet, daß du beides annimmst. Ich will nicht selbstischer sein, denn jene hochsinnige Tochter eures Volks, Rauthgundis,
     des Bergbauern Kind, von der schon eure Sänger singen und sagen auf den Straßen. Und ich weiß: auch du kannst Opfer bringen,
     wie jener schlichte Mann, der euer glückloser König war.«
    »Ich hoffe, daß ich’s könnte, müßt’ es sein. Zum Glück aber muß es nicht sein. Ich brauche fremde Hilfe nicht. Blick um dich.
     Oder vielmehr blick einmal hinaus über diese Klostermauern. Nie hat das Reich geblüht wie jetzt. Noch einmal biete ich dem
     Kaiser die Hand zum Frieden. Weist er sie abermals zurück, dann entbrennt ein Kampf, wie er ihn noch nicht gesehn. Bald muß
     Ravenna fallen:– wahrlich, meine Macht und mein Mut sind nicht zum Entsagen angetan. Die Luft in diesen Mauern hat endlich
     deine feste Kraft erweicht. Du sollst mir fort von hier:– wähle dir die schönste Stadt Italiens zum Aufenthalt – laß uns dein
     Vaterhaus in Neapolis erneuen.«
    »Nein. Laß mich hier. Ich liebe nun diesen Ort und seine Ruhe.«
    »Es ist die Ruhe des Grabes! Und weißt du wohl, daß dir entsagen dem Gedanken meines Lebens entsagen hieße? Du bist mir das
     lebendige Symbol all meiner Pläne: du bist mir Italia selbst. Du sollst des Gotenkönigs eigen werden: völlig, unentreißbar.
     Und Goten und Italier sollen sich ihren König und ihre Königin zum Vorbild nehmen: sie sollen eins und glücklich werden wie
     wir. Nein – keinen Einwand – keinen Zweifel mehr! So erstick’ ich ihn.«
    Und er umarmte und küßte sie.
     
    Einige Tage darauf traf Julius Montanus, von Genua und Urbinum her, ein. Der König ging ihm mit seinem Gefolge vor dem Klostergarten
     entgegen. Lange hielten sich die Freunde sprachlos umfangen.
    Teja stand an ihrer Seite und betrachtete sie mit ernstem Blicke.
    »Herr«, flüsterte Adalgoth, »wer ist der Mann mit den tiefliegenden Augen. Ein Mönch?«
    »Innerlich, nicht von außen!«
    »Ein so junger Mann mit dem Blick des Alters. Weißt du, wem er gleichsieht? Dem Bilde dort auf Goldgrund in dem Klostergang.«
    »Jawohl: dem sanften, traurigen Haupte dort, dem Apostel Johannes.«
    »Dein Brief«, sprach Julius, »fand mich schon entschlossen, hieherzukommen.«
    »Du wolltest mich – Valeria suchen?«
    »Nein, Totila: ich kam, mich prüfen und weihen zu lassen von Cassiodor. Der fromme und heilige Mann, der unser Jahrhundert
     mit seinen Wundern erfüllt,

Weitere Kostenlose Bücher