Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
Vom Netzwerk:
gedacht.«
    »Aber schwerlich lebt er noch, der alte Herzog.«
    »Nun, dann finden wir vielleicht den jungen. Herzog Guntharis sagte mir, er habe den hohen Baltenhelden noch wohl gekannt:
     der sei mit einem Knäblein in das Elend gegangen. Und obwohl sein Haus, die Wölsungen, mit den Balten erblichen Hader hegte,
     müsse er doch sagen: er habe nie an die Schuld des stolzen Mannes geglaubt, der ein Hauptfeind der Welschen war und ihnen
     lang ein Dorn im Auge. Und nie habe er ein schöner Kind gesehen, als jenes vierjährige Knäblein. Ich muß nun immer nachdenken:
     wo der wohl hingekommen sein mag? Und wie der staunende Augen machen wird, wenn er, der vielleicht in irgendeiner kleinen
     Stadt sich verborgen hält, unter falschem Namen,– denn die Verbannung traf bei Todesstrafe das ganze Geschlecht – wenn der
     den Königsherold durch die Straßen seine Berufung zum goldnen Reif des Herzogs von Apulien künden hört. Das gäbe gar einen
     schönen Schluß zu einer ›Baltensage‹ oder ›Landflüchterlied‹. Was meinst du? ›Das Lied vom landverbannten Herzogssohn‹: es
     klingt nicht übel!«
    »Bei dir klingen alle Lieder glücklich aus!«
    »Nun aber sage mir noch den Anfang des andren Gesanges, den du selbst, erwacht von jenem Traumgesicht, gesetzt.«
    »Ja, denn das Totenlied, das hab’ ich nur im Traum gehört, nicht selbst ersonnen. Aber nach dem Erwachen führte ich mir jene
     wohlbekannte Landschaft vor Augen, am Vesuvius, geradegegenüber dem Mons Lactarius, dem Milchberg: eine wunderbare Felsenschlucht, gebildet von dem Auswurf des Feuerbergs: kalt
     gewordnes schwarzes Feuer: steil ragen die Schroffen: nur ein schmaler Zugang, den ein Mann mit einem Schilde leicht versperren
     und stundenlang verteidigen könnte wider jede Übermacht   –«
    »Du denkst bei jedem Berg und Tal gleich, wie man sie stürmen und verteidigen mag.«
    »Und da kamen mir von selbst die Worte:
     
    ›Wo die Lavaklippen ragen
    An dem Fuße des Vesuvs,
    Durch die Nachtluft hört man klagen
    Töne tiefen Weherufs.
     
    Schäfer, Räuber nicht, noch Bauer
    Dringet in die Bergschlucht ein:
    Und es schwebt ein banger Schauer
    Brütend ob dem dunkeln Stein.
     
    Tobte hier in Vorzeittagen
    Schon die Schlacht im Völkergroll?
    Oder wird sie erst geschlagen,
    Die den Ort verew’gen soll?‹« – – –
     
    Und er griff auf der Harfe langsam einige Akkorde: – Adalgoth antwortete, leise, wie das Echo. Diese Töne waren es, welche
     König Totila als unsichtbare Wegführer heranleiteten. In dichtverwachsnen Pfaden folgte der König nun den Klängen, welche
     aus dem Dunkel einer Cypressengruppe her, leise, in unregelmäßigen Zwischenräumen, unterbrochen von halb gesungnen, halb gesprochnen
     Worten, von zwei deutlich unterscheidbaren Saiteninstrumenten ausklingend, vom Nachtwind ihm zugetragen wurden. Unbemerkt
     war Totila, auch von dem sanften Mondlicht nicht verraten, durch die zerfallnen Mauern, welche die weitläufigen Anlagen umgeben,
     in die halbverwilderten Lorbeer- und Cypressengänge gelangt, welche in das Innereder Gärten führten. Teja vernahm die Schritte des Nahenden und legte die Harfe nieder.
    »Es ist der König«, sagte er: »ich kenne seinen Gang. – Was suchst du hier, mein König?«
    »Ich suche dich, Teja«, antwortete dieser.
    Teja sprang auf von der gefallnen Säule, darauf er saß.
    »So geht’s zum Kampf?«
    »Nein«, sagte Totila, »doch verdien’ ich diesen Vorwurf.«
    Er faßte ihn bei der Rechten und zog ihn liebevoll wieder auf den Marmorsitz, sich neben ihm niederlassend.
    »Ich suche nicht dein Schwert, ich suche dich. Ich brauche dich, aber nicht deinen Arm:– dein Herz. Nein, bleibe nur, Adalgoth:
     du darfst und sollst es hören, wie man den stolzen Mann, ›den schwarzen Grafen‹ lieben muß.«
    »Das weiß ich, seit ich ihn gesehn. Er ist wie der Dunkelwald, durch dessen Wipfel geheimnisvolles Rauschen geht: voll Schauer
     und voll Reiz zugleich.«
    Teja heftete einen langen Blick auf den König aus seinen großen, traurigen Augen.
    »Sieh, mein Freund, so viel ist mir geworden, so Reiches hat der gnädige Himmelsgott mir zugewendet! Ein halbverlornes Reich
     hab’ ich zurückgewonnen – soll ich nicht auch zurückgewinnen können des Freundes halbverlornes Herz? Freilich: der Freund
     hat das Beste getan bei der Wiedergewinnung des Reichs – er muß auch hier das Beste tun. Was hat mir dein Herz entfremdet?
     Verzeih mir, wenn ich, wenn mein strahlendes Glück dich

Weitere Kostenlose Bücher