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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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in das gewundne Widderhorn. Gotho sah auf: es war
     dunkler geworden: sie sah schon durch die offne Tür das rote Herdfeuer glühn. Die Schafe erwiderten das wohlbekannte Zeichen
     mit lauterem Blöken, die Köpfe gegen das Sennhaus und die Ställe reckend. Der braune, zottige Hund sprang bellend, mahnend
     an ihr hinauf.
    »Ich gehe schon«, lächelte sie, die Mahner beschwichtend. »Ach,– eher werden die Schafe der Weide satt, als die Schäferin
     ihrer Gedanken. Nun vorwärts, Weiß-Elbchen! Jetzt bist du schon stattlich!« Und sie schritt den Hang hinab, der Talmulde zwischen
     den beiden Berghäuptern zu, in welcher das Haus und die Ställe Schutz fanden vor Wind und Lawinen. Hier blendete nicht mehr
     der Glanz der Sonne. Schon wurden die Sterne sichtbar. Sie sah innig hinauf.
    »Sie sind so schön, weil er so oft sie angeblickt.«
    Da schoß ein Stern und fiel rasch gegen Süden.
    »Er ruft mich! dorthin«, sprach Gotho zusammenbebend. »Wie gern würd’ ich ihm folgen!«
    Und rascher trieb sie die Schafe an, versorgte sie in dem Stalle und schritt in das große, einzige Gemach des Erdgeschosses
     im Wohnhaus. Da fand sie den Großvater Iffa ausgestreckt auf dem Steinsims nahe an dem Herdfeuer, die Füße zugedeckt mit zwei
     großen Bärenfellen. Er sah bleicher und älter als sonst.
    »Setze dich hier neben mich, Gotho«, sagte er, »und trink, hier ist Milch mit Honig gemischt – und höre mir zu. Die Zeit ist
     nun gekommen, von der ich dir lange gesagt. Wir müssen scheiden. Ich fahre heim. Vor meinen müden alten Augen flimmert nur
     mehr trüb dein liebes Angesicht. Und als ich gestern noch selbst zum Quell hinuntersteigen wollte, Wasser zu schöpfen, brachen
     mir die Knie.– Da spürte ich: es ist nahe. Und ich schickte den Gaisbuben hinüber nach Teriolis mit Botschaft. Du aber sollst
     nicht zugegen sein, wenn die Seele aus des alten Iffa Munde fährt. Es ist nicht schön, das Menschensterben – ich meine den
     Strohtod. Und du hast noch nichts Trauriges gesehn. Der Schatten soll nicht fallen auf dein junges Leben.
    Morgen vor Hahnenkraht kommt der tapfre Hunibad herüber von Teriolis, dich abzuholen – er hat mir’s zugesagt. Zwar noch nicht
     sind seine Wunden ausgeheilt:– er ist noch schwach – aber er sagt: es läßt ihn nicht mehr in Muße liegen, da, wie es heißt,
     der Kampf bald wieder losgeht mit den Feinden. Er will zu König Totila nach Rom. Und dahin mußt auch du mit wicht’ger Botschaft.
     Und er soll dein Wegschirmer und Wegführer sein.
    Binde feste Sohlen aus Buchenrinde unter deine Füße: denn weit ist dein Weg. Und Brun, der Hund, mag euch beide begleiten.
     Und nimm die Tasche dort aus starkem Ziegenleder, darin sind sechs Goldstücke noch von – von Adalgoths – von eurem Vater:–
     sie sind Adalgoths:– aber du darfst schon davon gebrauchen – sie werden reichen bis Rom. Und nimm dir ein Bündel duftigen
     Bergheus vom Iffingerhang mit und lege nachts den Kopf darauf: so wirst du besser schlafen.
    Und hast du nun Rom gefunden und das goldne Haus des Königs darin, und trittst du ein in seinen Saal, so siehe, welcher der
     Männer einen goldnen Reif um die Stirne trägt und von wessen Brauen es milde niederglänzt wie Morgenlicht von den Berghöhen
     – der ist dann König Totila. Und dann beuge das Haupt vor ihm:– aber nur ein wenig, und nicht die Knie: denn du bist eines
     freien Goten freies Kind. Und dann übergibst du dem König diese Rolle, die ich hier seit vielen Sommern getreulich verwahrt:–
     sie ist von Oheim Wargs, den der Berg begraben hat.«
    Und der Alte hob einen Ziegel aus dem steinernen Unterbau, welcher den Herdsockel mit dem hartgestampften Erdboden verband,
     und holte aus dem dunkeln Raum eine Papyrosrolle hervor, die, sorgfältig verschnürt und versiegelt, in ein gleichfalls beschriebnes
     und mit seltsamen Siegeln darüber gefestigtes Pergament geschlagen war.
    »Hier«, sagte er, »dies Geschreibsel wahre gut. Dies Äußere, was da auf der Eselshaut steht, das hab’ ich dem langen Hermegisel
     drüben in Majä, der schreiben kann, vorgesprochen, zu schreiben: er hat mir geschworen, davon zu schweigen, und er hat’s gehalten:
     nun kann er gar nicht mehr reden unter dem Kirchengang hervor, wo sie ihn begraben. Du aber und Hunibad – ihr könnt nicht
     lesen. Und das ist gut. Denn gefährlich könnt’ es werden für dich und – einen andern, wenn früher, bevor der milde und gerechte
     König Totila davon erfährt, die Leute

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