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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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was dich betrifft: ›Julius geb’ ich noch nicht verloren.
     Laß sehen, ob den Schwärmer nicht die Pflicht der Seelenrettung gewinnt. Er wird meine Hand fassen zu müssen wähnen, um mich,‚zum
     Kreuz emporzuziehn‘. Aber mein Arm ist der stärkre: und ich reiße ihn herüber in meine Welt. Schwer wird mir nur der erforderliche
     Ton der Zerknirschung werden. Ich muß dafür in Cassiodorius lesen.‹«
    »Cethegus«, rief Julius jammernd, »hast du das geschrieben?«
    »Ich dächte, du kennst den Stil. Aber oh, er wird leugnen.– Alles leugnen, was ich weiß oder ahne. Leugnen wird er, daß er
     den Baltenherzog Alarich mit Fälschungen verleumdet, daß er für Athalarich und Camilla Gift gemischt, daß er durch Amalaswintha
     die drei andern Baltenherzöge gemordet, daß er Mörder gegen mich geschickt, daß er Amalaswintha an Petros, Petros an die Kaiserin,
     Witichis an Belisar, Belisar an Justinian verraten: leugnen, daß er den Sohn des Boëthius in den Tod geschickt, daß er meinen
     Bruder gemordet, daß er im Waffenstillstand unsre Schiffe friedenschändend überfallen – er wird all dies leugnen – denn Lüge
     ist der Hauch seines Mundes.«
    »Cethegus«, flehte Julius, »sprich ›nein‹, und ich glaube dir.«
    Aber der Präfect, der anfangs die Worte Totilas mit halbgeschlossnen Augen wie Keulenschläge schweigend hingenommen, stieß
     jetzt das Schwert in die Scheide, richtete sich hoch auf, kreuzte die Arme über die Brust und sprach:
    »Ja, ich habe das getan und andres mehr. Ich habe hinweggeräumt, was mir den Weg versperrte, mit Kraft und Klugheit. Denn
     der Weg führte zum höchsten Ziel, zum Heil des Römerreichs. Und zugleich zum Thron der Welt. Aber mein Erbe in dieser Weltherrschaft
     – – solltest du sein, Julius. Für Rom und für dich – am wenigsten für mich selber – hab’ ich meine Taten getan. Warum für
     dich? Weil ich dich liebe, dich allein auf Erden. Nicht mit deiner christlichen Nächstenliebe, welche die ganze Menschheit
     gleichmäßig umspannen soll. Diese lauwarme Schwäche habe ich immer verachtet. Nein, heiß, mit Schmerz und Leidenschaft. Statt
     der Menschheit lieb’ ich – dich. Ja, mein Herz ist versteint in Verachtung der Kleinheit der Menschen. Nur Ein Gefühl sprießt
     noch aus diesem Granitfels:– die Liebe zu dir. Du hast sie nie verdient, diese Liebe. Aber ein Wesen, dessen Züge du trägst,
     dessen Bild mir dein Anblick emporführt aus dem Grabe, aus der Jugendvergangenheit, webt ein geheimnisvoll zwingendes Band
     zwischen mir und dir. Erfahre denn jetzt, vor meinem Feinde, das heilige Geheimnis, das du erst zu der Stunde erfahren solltest,
     da du ganz mein Sohn geworden.– Es gab eine Zeit, da des jungen Cethegus Cäsarius Herz weich war und zart, wie das deine.
     Und darin lebte eine Liebe, heilig und rein wie die Sterne, zu einem, ach, unvergleichlichen Geschöpf. Und sie liebte mich
     wie ich sie. Aber alter Haß trennte das Geschlecht der Cethegi und der Manilier seit Jahrhunderten.«
    Da erbleichte Julius: Totila warf das Schwert in die Scheide und hörte, mit beiden Armen auf den Griff gestützt, nun aufmerksamer
     zu.
    »Sie mit dem Senat,– wir mit den Gracchen. Sie mit Sulla,– wir mit Marius. Sie mit Cicero,– wir mit Catilina. Sie mit Pompejus,–
     wir mit Cäsar. Und doch war mir’s endlich gelungen,den harten Sinn des Vaters zu erweichen: er schien bereit, zögernd sein Ja zu sprechen. Denn er sah, wie wir uns liebten.
     Sie folgte mir willenlos, wie Eisen dem Magnet: und ich fühlte, daß sie mein guter Genius war. Da kam ein Gotenherzog, dessen
     Seele den Furien geweiht sei, der mich langher kannte und haßte. Er warnte Manilius, der allvertrauend zu ihm aufblickte,
     weil er bei dem ersten Andrang der Barbaren in Italien ihn und sein Haus vor Bedrückung beschützt: er warnte den Vater vor
     dem Mann Cethegus mit dem bösen Blick, wie er sagte, und er weckte den alten Groll: und er ruhte nicht, bis der Vater sein
     Kind, das widerstrebende, einem gallischen Senator, einem Freunde des Baltenherzogs, verlobte.
    Umsonst flehte Manilia um Erbarmen. Da beschlossen wir die Flucht. Im Landhaus am Tiber vor der Porta Aurelia wohnten sie.
     Aber argwöhnisch beschleunigte der Vater die Vermählung. Als ich zur verabredeten Nacht die Gartenmauer überstieg und in ihr
     Schlafgemach schlich, fand ich es leer. Aber vorn im Atrium scholl Hymenäengesang und Flötenspiel. Atemlos schleiche ich an
     die Vorhänge und spähe

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