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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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komplexe Annäherung im Grenzgebiet zwischen Ästhetik, Sozialgeschichte und Rezeptionspsychologie. 48 Zu ihr fehlen bisher allerdings selbst elementarste Grundlagen wie die kritische Sichtung des Materials oder eine Lebensbeschreibung,
     die wissenschaftlichen Maßstäben genügt.
    II.
    Als Sohn eines deutsch-französischen Schauspieler-Ehepaars wurde Felix Dahn am 9.   Februar 1834 in Hamburg geboren. Wenige Wochen später siedelte die Familie nach München über, wo die Eltern ein Engagement
     am Bayerischen Hof- und Nationaltheater erhielten. Zusammen mit der frühen Schiller-Lektüre wirkte der dort gepflegte Darstellungsstil
     auf das Bewußtsein des Heranwachsenden bleibend ein, »und zwar in dem stärksten Maß nach der Richtung des Idealistischen,
     Rhetorischen, Feierlichen, Hoch-Pathetischen«. 49 Schon vor einer religiösen Krise, die durch die Entfremdung und schließliche Trennung der Eltern noch verstärkt wurde, meldete
     sich erstmals ein seither ebenfalls fortwirkender »Unheilsglaube« an die unaufhebbare Ungerechtigkeit und Sinnlosigkeit der
     individuellen Lebens- wie der Weltgeschichte insgesamt, in welcher, der Würde aller persönlichen Anstrengung ungeachtet, das
     »Erliegen vorbestimmt« sei. »Der Sieg ist des Schicksals   – Heldentum unser«, schrieb Dahn mit 15 als »Wahlspruch« in sein Tagebuch. 50 Zu dieser Zeit entstanden auch seine ersten dichterischen Versuche.
    Nach dem Abschluß des Gymnasiums studierte er 1849 in seiner Heimatstadt zunächst Philosophie, daneben auch Recht und Geschichte.
     Als der bekannte Logik-Professor Carl Prantl denunziert wurde, er verbreite Lehren, die »dem Dogma, (. . .) der Sittlichkeit,
     ja auch (. . .) der Unterthanentreue« zuwiderliefen, nahm Dahn seinen »geliebten Lehrer« gegen diese (wie er fand) »echte
     Pfaffenhetze« öffentlich in Schutz. 51
    1852   /   53 wechselte er auf die Berliner Universität, wo er unter anderem bei Leopold von Ranke hörte, dem Doyen der deutschen Geschichtswissenschaft.
     Vor allem aber fand er Kontakt zu dem Dichterkreis »Tunnel über der Spree«. Balladen, die er dort vortrug, wurden selbst von
     Theodor Fontane mit Beifall aufgenommen. 52
    Wieder zurück in München, legte Dahn das erste juristische Examen mit Auszeichnung ab. Da Prantl seinem Schüler aus politischen
     Gründen von einer philosophischen Habilitationabriet, konzentrierte dieser sich nunmehr ganz auf die Jurisprudenz. 1855, zur selben Zeit, als seine zivilrechtliche Doktorarbeit
     ›Über die Wirkung der Klagverjährung bei Obligationen‹ erschien, debütierte er mit ›Harald und Theano‹, einer romantisch-balladesken
     Verserzählung aus der nordischen Geschichte in der literarischen Öffentlichkeit (ohne nennenwerte Resonanz jedoch). Obwohl
     auch die zweite juristische Staatsprüfung ein Jahr später glanzvoll ausfiel, lehnte Dahn ein Stellenangebot des bayerischen
     Innenministers ab. Unter dem Einfluß von Fachkoryphäen wie Johann Caspar Bluntschli und Konrad Maurer hatte er statt dessen
     zu seinem eigentlichen »Lebensinhalt« gefunden, nämlich »Universitätslehrer (zu) werden, deutsche Rechtsgeschichte – germanische
     Alterthümer (zu er)forschen« und zu vermitteln. 53 Er habilitierte sich mit einer Arbeit zur Geschichte der germanischen Gottesurteile und erhielt 1857 die Lehrerlaubnis über
     sein Kernfach hinaus zusätzlich für Rechtsphilosophie, Handels- und Wechselrecht sowie Allgemeines Staatsrecht.
    Diese akademische Wende blieb nicht ohne erhebliche Auswirkungen auf Dahns Denken. Eine frühe »Hinneigung zum Weltbürgerlichen«,
     geschuldet dem Einfluß Goethes wie der international orientierten »Dichter des vormärzlichen Liberalismus«, verabschiedete
     er nun zugunsten der »auf Philosophie und Anthropologie gründenden Erkenntnis, daß die Menschheit ja nur in geschichtlichen
     Völkern erscheint und daß die richtige Unterordnung des Einzelnen unter diese Allgemeinheit
nur
geschieht durch den innigsten Zusammenschluß mit je der Besonderheit des Einzelnen. Es giebt keinen ›Menschen im Allgemeinen‹
     und derjenige dient der Menschheit am besten, welcher am besten seinem Volke dient.« Somit, folgerte er, sei der Patriotismus
     nicht etwa »ein ›barbarisches Vorurtheil‹ (Goethe), sondern die gesunde, die berechtigte Bethätigung des Individualismus (.
     . .)« 54 Diese Überzeugung widersprach entschieden den (universalistisch ausgerichteten) Denkformen von »Naturrecht« und »sogenannten
    

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