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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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lag, indes Corbulo das Haupt Camillens auf seine Knie legte. Ratlos,
     entsetzt umstanden die Hofleute die beiden scheinbar leblosen Gestalten.
    »Was ist geschehen? Mein Kind!« mit diesem Schrei drängte sich Rusticiana, die soeben gelandet, an der Tochter Seite! »Camilla«,
     rief sie verzweifelt, »was ist mit dir?«
    »Nichts!« sagte Cethegus ruhig, sich prüfend über die beiden beugend. »Es ist nur eine Ohnmacht. Aber den jungen König hat
     sein Herzkrampf hingeraft. Er ist tot.«

Drittes Buch
Amalaswintha
    »Amalaswintha verzagte nicht nach Frauenart,
    sondern kräftig wahrte sie ihr Königtum.«
    Prokop, Gotenkrieg, I, 2

Erstes Kapitel
    Wie ein Donnerschlag aus heitrem Himmel traf Athalarichs plötzliches Ende die gotische Partei, welche an diesem nämlichen
     Tage ihre Hoffnungen so hochgespannt hatte. Alle Maßregeln, welche der König in ihrem Sinne angeordnet, waren gelähmt, die
     Goten plötzlich wieder ohne Vertretung in dem Staat, an dessen Spitze jetzt die Regentin ganz allein gestellt war.
    Am frühen Morgen des nächsten Tages stellte sich Cassiodorius bei dem Präfecten ein. Er fand diesen in ruhigem, festem Schlaf.
    »Und du kannst schlafen, ruhig wie ein Kind, nach einem solchen Schlag!«
    »Ich schlief«, sagte Cethegus, sich auf den linken Arm aufrichtend, »im Gefühle neuer Sicherheit.«
    »Sicherheit! ja, für dich, aber das Reich!«
    »Das Reich war mehr gefährdet durch diesen Knaben als ich. Wo ist die Königin?«
    »Am offenen Sarge ihres Sohnes sitzt sie, sprachlos! Die ganze Nacht.«
    Cethegus sprang auf: »Das darf nicht sein«, rief er. »Das tut nicht gut. Sie gehört dem Staat, nicht dieser Leiche. Um so
     weniger, als ich von Gift flüstern hörte. Der junge Tyrann hatte viele Feinde. Wie steht es damit?«
    »Sehr ungewiß. Der griechische Arzt Elpidios, der die Leiche untersuchte, sprach zwar von einigen auffallenden Erscheinungen.
     Aber, wenn Gift gebraucht worden, meinte er, müßte es einsehr geheimes, ihm völlig fremdes sein. In dem Becher, daraus der Arme den letzten Trunk getan, fand sich nicht die leiseste
     Spur verdächtigen Inhalts. So glaubt man allgemein, die Aufregung habe das alte Herzleiden zurückgerufen und dieses ihn getötet.
     Aber doch ist es gut, daß man dich von dem Augenblick, da du die Versammlung verließest, immer vor Zeugen gesehen: der Schmerz
     macht argwöhnisch.«
    »Wie steht es mit Camilla?« forschte der Präfect weiter.
    »Sie soll von ihrer Betäubung noch gar nicht erwacht sein; die Ärzte fürchten das Schlimmste.– Aber ich kam, dich zu fragen:
     Was soll nun weiter geschehen? Die Regentin sprach davon, die Untersuchung gegen dich niederzuschlagen.«
    »Das darf nicht sein!« rief Cethegus. »Ich fordre die Durchführung. Eilen wir zu ihr.«
    »Willst du sie am Sarge ihres Sohnes stören?«
    »Ja, das will ich! Deine zarte Rücksicht bebt davor zurück? Gut, komme du nach, wenn ich das Eis gebrochen.«
    Er verabschiedete den Besuch und rief seine Sklaven, ihn anzukleiden. Bald darauf schritt er, in dunkelgraues Trauergewand
     gehüllt, hinab zu dem Gewölbe, wo die Leiche ausgestellt lag. Gebieterisch wies er die Wachen und die Frauen Amalaswinthens
     hinweg, welche den Eingang hüteten, und trat geräuschlos ein.
    Es war die niedrig gewölbte Halle, in welcher ehedem die Leichen der Kaiser mit Salben und Brennstoffen waren für den Scheiterhaufen
     bereitet worden. Das schweigende Gelaß, mit dunkelgrünem Serpentin getäfelt, von kurzen dorischen Säulen aus schwarzem Marmor
     getragen, war nie von der Tageshelle beleuchtet: auch jetzt fiel auf die düstern byzantinischen Mosaiken auf dem Goldgrund
     der Wandplatten kein andres Licht als von den vier Pechfackeln, welche an dem Steinsarkophag des jungen Königs mit unstetem
     Schimmer flackerten.
    Dort lag er, auf einem tiefroten Purpurmantel, Helm, Schwert und Schild zu seinen Häupten. Der alte Hildebrand hatte ihm einen
     Eichenkranz um die dunkeln Locken gewunden. Die edeln Züge ruhten in ernster, bleicher Schöne. Zu seinen Füßen saß in langem
     Trauerschleier die hohe Gestalt der Regentin,das Haupt auf den linken Arm gestützt, der auf dem Sarkophage ruhte: der rechte hing erschlaft herab. Sie konnte nicht mehr
     weinen. Das Knistern der Pechflammen war das einzige Geräusch in dieser Grabesstille.–
    Lautlos trat Cethegus ein, nicht unbewegt von der Poesie des Anblicks. Aber mit einem Zusammenziehen der Brauen war dies Gefühl
     wie ein Anflug von Mitleid erstickt.

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