Ein Kampf um Rom
König – dringe nicht in mich.«
Er sah nur ihr in das liebliche Antlitz, in das leuchtende Auge, nicht mehr auf Weg und Ziel.
»Nun warte – dort auf der Insel – dort sollst du mir – –«
Ein neuer leidenschaftlicher Ruderschlag – da erdröhnte ein dumpfer Krach, das Schiff war angeprallt und fuhr schütternd zurück.
»Himmel!« rief Camilla, aufspringend und nach dem Schnabel des Schiffes sehend: ein ganzer Schwall von Wasser sprudelte herein,
ihr entgegen.
»Das Schiff ist geborsten – wir sinken«, sprach sie erbleichend.
»Hierher zu mir, laß mich sehen«, rief Athalarich vorspringend. »Ah, das sind die Nadeln der Amphitrite – wir sind verloren.«
Die Nadeln der Amphitrite – wir wissen, man konnte sie von der Terrasse des Venustempels kaum erkennen – waren zweischmale, scharfzackige Klippen zwischen dem Ufer und der nächsten der Laguneninseln: sie ragten kaum über den Wasserspiegel,
bei leisestem Wind gingen die Wellen über sie weg. Athalarich kannte die Gefahr dieser Stelle und hatte sie immer leicht vermieden:
aber diesmal hatte er nur in der Geliebten Augen geblickt.
Mit einem Blick übersah er die Lage. Es gab keine Rettung. Ein Brett im Boden des leichtgezimmerten Gefährts war durch den
Anprall an der Klippe zertrümmert, gewaltig drang das Wasser durch das Leck. Das Schiff sank von Sekunde zu Sekunde. Schwimmend
mit Camilla die nächste Insel oder das Ufer zu erreichen, konnte er nicht hoffen: auf den schmalen Felsennadeln aber fand
kaum des Seeadlers Fuß einen flüchtigen Ruhepunkt, und das Ruderschiff Rusticianens hatte kaum erst abgestoßen. Mit Blitzesschnelle
hatte er all das überschaut, erwogen, eingesehen, und warf einen entsetzten Blick auf das Mädchen.
»Geliebte, du stirbst«, jammerte er verzweifelnd, »und ich, ich hab’s verschuldet.«
Und er umfaßte sie stürmisch.
»Sterben?« rief sie, »o nein! nicht so jung, nicht jetzt sterben. Leben, leben mit dir.«
Und sie klammerte sich fest an seinen Arm. Der Ton, die Worte durchschnitten sein Herz. Er riß sich los, er sah nach Rettung
ringsumher, umsonst, umsonst – immer höher stieg das Wasser, immer rascher sank das Schiff. Er warf das Ruder weg.
»Es ist aus, alles aus, Geliebte. Laß uns Abschied nehmen.«
»Nein! nicht mehr scheiden! Muß es gestorben sein – o dann hinweg alle Scheu, welche die Lebendigen bindet« – und glühend
drückte sie das Haupt an seine Brust – »o laß dir sagen, laß dir noch gesteh’n, wie ich dich liebe, wie lange schon, seit
– seit immer. All mein Haß war ja nur verschämte Liebe. Gott, ich liebte dich schon, da ich wähnte, ich müsse dich verabscheuen.
Ja, du sollst wissen, wie ich dich liebe.« Und sie bedeckte ihm Augen und Wangen mit eiligen Küssen. »Oh, jetzt will ich auch
sterben – lieber sterben mit dir, als leben ohne dich. Abernein« – und sie riß sich von ihm los – »du sollst nicht sterben – laß mich hier, springe, schwimme, versuch’s, du allein erreichst
die Insel wohl – versuch’s und laß mich.«
»Nein«, rief er selig, »lieber sterben mit dir, als leben ohne dich. Nach so langem, langem Sehnen endlich Erfüllung! Wir
gehören einander auf ewig von dieser Stunde. Komm, Camilla, Geliebte, laß uns hinab.«
Schauer der Liebe und des Todes rieselten durcheinander. Er zog sie an sich, umschlang sie mit dem linken Arm und stieg mit
ihr auf den kaum noch handbreit über Wasser ragenden Steuergransen: schon schickte er sich zum jähen Sprunge an,– da entrang
sich beiden ein froher Schrei der Hoffnung. Blitzschnell bog vor ihren Augen um die schmale Landspitze, die unfern von ihnen
ins Meer ragte, ein Schiff mit vollen Segeln, das grade auf sie loseilte.
Das Schiff vernahm ihren Schrei, es erkannte jedenfalls die Lage des sinkenden Kahns, vielleicht die Person des Königs: vierzig
Ruder, aus zwei Stockwerken von Ruderbänken zugleich in die Flut getaucht, beförderten den Flug des raschen Fahrzeugs, welches
brausend vor ganzem Wind mit allen Segeln dahinschoß. Die Leute auf dem Deck riefen ihnen zu, auszuharren, und bald – es war
die höchste Zeit – lag der Bauch der Bireme neben der Gondel, die augenblicklich versank, nachdem das Paar durch die Lukenpforte
des untern Ruderstockwerks an Bord gerettet war. Es war ein kleines gotisches Wachtschiff, der goldene, steigende Löwe, das
Wappen der Amalungen, glänzte auf der blauen Flagge: Aligern, ein Vetter Tejas, befehligte
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