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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Palastes aufgetaucht war und sich anschickte, der
     Regentin zu folgen, ward sein Ohr berührt und sein Schritt gefesselt durch feierliche, klagende Flötentöne. Er erriet, was
     sie bedeuteten. Sein erster Antrieb war, auszuweichen. Aber alsbald entschloß er sich zu bleiben.
    »Einmal muß es doch geschehen, also am besten gleich. Man muß prüfen, wieweit sie unterrichtet ist.«
    Immer näher kamen die Flöten, wechselnd mit monotonen Klagegesängen. Cethegus trat in eine breite Nische des dunklenGanges, in welchen schon die Spitze des kleinen Zuges einbog. Voran schritten paarweise sechs edle römische Jungfrauen in
     grauen Klageschleiern, gesenkte Fackeln in den Händen. Darauf folgte ein Priester, dem eine hohe Kreuzesfahne mit langen Wimpeln
     vorangetragen wurde. Hierauf eine Schar von Freigelassenen der Familie, angeführt von Corbulo, und die Flötenbläser. Dann
     folgte, von vier römischen Mädchen getragen, ein offener, blumenüberschütteter Sarg: da lag auf weißem Linnentuch die tote
     Camilla, in bräutlichem Schmuck, einen Kranz um das schwarze Haar, ein Zug lächelnden Friedens spielte um den leicht geöffneten
     Mund. Hinter dem Sarge aber wankte, mit gelöstem Haar, stier vor sich hin blickend, die unselige Mutter, von Matronen umgeben,
     welche die Sinkende stützten. Eine Reihe von Sklavinnen schloß den Zug, welcher sich langsam in das Totengewölbe verlor.
    Cethegus erkannte die schluchzende Daphnidion und hielt sie an. »Wann starb sie?« fragte er ruhig.
    »Ach, Herr, vor wenigen Stunden! Oh, die gute, schöne, freundliche Domna!«
    »Ist sie noch einmal erwacht zu vollem Bewußtsein?«
    »Nein, Herr, nicht mehr. Nur ganz zuletzt schlug sie die großen Augen noch mal auf und schien ringsumher zu suchen. ›Wo ist
     er hin?‹ fragte sie die Mutter. ›Ach, ich sehe ihn‹, rief sie dann und hob sich aus den Kissen. ›Kind, mein Kind, wo willst
     du hin?‹ weinte die Herrin. ›Nun, dorthin‹, sagte sie mit verklärtem Lächeln: ›nach den Inseln der Seligen!‹, und sie schloß
     die Augen und sank zurück auf das Lager, und jenes holde Lächeln blieb stehen auf ihrem Mund – und sie war dahin, dahin auf
     ewig!«
    »Wer hat sie hierherab bringen lassen?«
    »Die Königin. Sie erfuhr alles und befahl, die Tote als die Braut ihres Sohnes neben ihm auszustellen und zu bestatten.«
    »Aber was sagt der Arzt? wie konnte sie so plötzlich sterben?«
    »Ach, der Arzt sah sie nur flüchtig; er hatte alle Gedanken bei der Königsleiche, und die Herrin litt ja gar nicht, daß der
     fremde Mann ihre Tochter berühre. Das Herz ist ihr eben gebrochen:daran mag man wohl sterben! Aber still, sie kommen.«
    Der Zug ging in derselben Ordnung, ohne den Sarg, zurück. Daphnidion schloß sich an. Nur Rusticiana fehlte. Ruhig schritt
     Cethegus den einsamen Gang auf und nieder, sie zu erwarten. Endlich stieg die gebrochne Gestalt die Stufen herauf. Sie wankte
     und drohte zu fallen. Da ergriff er rasch ihren Arm. »Rusticiana, fasse dich!«
    »Du hier? O Gott, du hast sie auch geliebt! Und wir, wir beide haben sie ermordet!« Und sie brach auf seine Schulter zusammen.
    »Schweig, Unselige!« flüsterte er, sich umsehend.
    »Ach, ich, die eigne Mutter, habe sie getötet. Ich habe den Trank gemischt, der ihm den Tod gebracht.«
    Gut, dachte er, sie ahnt also nicht, daß sie getrunken, geschweige, daß ich sie trinken sah.
    »Es ist ein grausamer Streich des Geschicks«, sagte er laut; »aber bedenke, was sollte werden, wenn sie lebte? Sie liebte
     ihn!« –
    »Was werden sollte?« rief Rusticiana, von ihm zurücktretend.
    »Oh, wenn sie nur lebte! Wer kann wider die Liebe? Wäre sie sein geworden, sein Weib,– seine Geliebte, wenn sie nur lebte!«
    »Aber du vergißt, daß er sterben mußte.«
    »Mußte? warum mußte er sterben? auf daß du deine stolzen Pläne hinausführst! O Selbstsucht ohnegleichen!«
    »Es sind deine Pläne, die ich ausführe, nicht die meinen; wie oft muß ich dir’s wiederholen? Du hast den Gott der Rache heraufbeschworen,
     nicht ich: was klagst du mich an, wenn er Opfer von dir fordert. Besinne dich besser. Lebe wohl.«
    Aber Rusticiana faßte heftig seinen Arm: »Und das ist alles? Und weiter hast du nichts, kein Wort, keine Träne für mein Kind?
     Und du willst mich glauben machen, um sie, um mich zu rächen, habest du gehandelt? Du hast nie ein Herz gehabt. Du hast auch
     sie nicht geliebt – kalten Bluts siehst du sie sterben – ha, Fluch   – Fluch über

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