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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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abzubringen
     sei, jene Gedanken wiederaufzunehmen.
    Cethegus sah das Gewitter heranziehen: er sah, wie das gotische Volksbewußtsein, von Hildebrand und seinen Freunden wachgerufen,
     sich immer heftiger gegen die romanisierende Regentschaft sträubte. Mit Unmut gestand er sich, daß es ihm an wirklicher Macht
     fehle, diese Unzufriedenheit niederzuhalten: Ravenna war nicht sein Rom, wo er die Werke beherrschte, wo er die Bürger wieder
     an die Waffen gewöhnt und an seine Person gefesselt hatte; hier waren alle Truppen Goten, und er mußte fürchten, daß sie einen
     Haftbefehl gegen Hildebrand oder Witichis mit offnem Aufruhr beantworten würden. So faßte er den kühnen Gedanken, mit Einem
     Zug sich aus den Netzen, die ihn zu Ravenna umstrickten, herauszureißen: er beschloß, die Regentin, nötigenfalls mit Gewalt,
     nach Rom zu bringen, nach seinem Rom: dort hatte er Waffen, Anhang, Macht. Dort war Amalaswintha ausschließlich in seiner
     Gewalt, und die Goten hatten das Nachsehen.
    Zu seiner Freude ging die Regentin lebhaft auf seinen Plan ein. Sie sehnte sich hinweg aus diesen Mauern, wo sie mehr eine
     Gefangene als eine Herrscherin erschien. Sie verlangte nach Rom, nach Freiheit und Macht. Rasch wie immer traf Cethegus seine
     Maßregeln. Auf den kürzern Weg zu Lande mußte er verzichten, da die große Via Flaminia sowohl als die andern Straßen von Ravenna
     nach Rom durch gotische Truppen, welche Witichis befehligte, bedeckt waren und daher zu fürchten stand, daß ihre Flucht auf
     diesem Wege zu früh entdeckt und vielleichtverhindert würde. So mußte er sich entschließen, einen Teil des Weges zur See zurückzulegen: aber auf die gotischen Schiffe
     im Hafen von Ravenna konnte man zu einem solchen Zweck nicht zählen.
    Zum Glück erinnerte sich der Präfect, daß der Nauarch Pomponius, einer der Verschwornen, mit drei Triremen zuverlässiger,
     d.   h. römischer Bemannung an der Ostküste des Adriatischen Meeres, zwischen Ancona und Teate, auf afrikanische Seeräuber Jagd
     machend, kreuzte. Diesem sandte er Befehl, in der Nacht des Epiphaniasfestes in der Bucht von Ravenna zu erscheinen. Er hoffte,
     vom Garten des Palastes aus, unter dem Schutz der Dunkelheit und während kirchliche und weltliche Festfeier die Stadt beschäftigte,
     leicht und sicher mit Amalaswintha die Schiffe zu erreichen, welche sie zur See über die gotischen Stellungen hinaus bis nach
     Teate bringen sollten: von da aus war der Weg nach Rom kurz und ungefährdet.
    Diesen Plan im Bewußtsein – sein Bote kam glücklich hin und zurück, mit dem Versprechen des Pomponius, pünktlich einzutreffen
     – lächelte der Präfect zu dem täglich wachsenden, trotzigen Haß der Goten, welche seine Günstlingsstellung bei Amalaswintha
     mit Ingrimm betrachteten. Er ermahnte diese, geduldig auszuharren und nicht durch einen Ausbruch ihres königlichen Zornes
     über die »Rebellen« vor dem Tag der Befreiung einen Zusammenstoß herbeizuführen, der leicht alle Pläne der Rettung vereiteln
     konnte.
    Das Epiphaniasfest war gekommen: das Volk wogte in dichten Massen in den Basiliken, auf den Plätzen der Stadt. Die Kleinodien
     des Schatzes lagen geordnet und gepackt bereit, ebenso die wichtigsten Urkunden des Archivs. Es war Mittag. Amalaswintha und
     der Präfect hatten soeben ihren Freund Cassiodorius von dem Plan unterrichtet, dessen Kühnheit ihn anfangs erschreckte, dessen
     Klugheit ihn alsbald gewann. Sie wollten gerade aus dem Gemach der Beratung aufbrechen, als plötzlich der Lärm des Volkes,
     das vor dem Palast auf und nieder flutete, lauter und heftiger anschwoll: Drohungen, Jubelrufe, Waffenklirren wild durcheinander.
    Cethegus schlug den Vorhang des großen Rundbogenfensterszurück: doch er sah nur noch die letzten Reihen der Menge nachdrängen in die offnen Tore des Palastes. Die Ursache der Aufregung
     war nicht zu entdecken. Aber schon stieg im Schloß das Getöse die Treppen hinan, Zank mit der Dienerschaft wurde hörbar, einzelne
     Waffenschläge, bald nahe, schwere Tritte. Amalaswintha bebte nicht: fest hielt sie den Drachenknauf des Thronstuhls, auf welchen
     Cassiodorius sie zurückgeführt. Cethegus warf sich indessen den Andringenden entgegen.
    »Halt«, rief er, unter der Türe des Gemaches hinaus, »die Königin ist für niemand sichtbar.«
    Einen Augenblick lautlose Stille. Dann rief eine kräftige Stimme: »Wenn für dich, Römer, auch für uns, für ihre gotischen
     Brüder. Vorwärts!«
    Und wieder erhob

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