Ein Kampf um Rom
Purpur in Treue erhalten kann.«
Sie setzte sich wieder.
»Kurz, Amalaswintha stirbt«, sagte sie, plötzlich wieder kalt geworden.
»Wohl«, erwiderte der Rhetor, »aber nicht durch mich. Du hast der blutgewohnten Diener genug. Sie sende; ich bin ein Mann
der Rede. –«
»Du bist ein Mann des Todes, wenn du nicht gehorchst. Gerade du, mein Feind, mußt es tun: keiner meiner Freunde kann es ohne
Verdacht.«
»Theodora«, mahnte der Rhetor, sich vergessend, »die Tochter des großen Theoderich ermorden, eine geborne Königin – –«
»Ha«, lachte Theodora grimmig, »auch dich Armseligen blendet die geborne Königin. Narren sind die Männer alle, noch mehr als
Schurken! Höre, Petros, an dem Tage, da die Todesnachricht aus Ravenna eintrift, bist du Senator und Patricius.«
Wohl blitzte des Alten Auge. Aber Feigheit oder Gewissensangst war doch mächtiger als der Ehrgeiz.
»Nein«, sagte er entschlossen, »lieber lasse ich den Hof und alle Pläne.«
»Das Leben läßt du, Elender!« rief Theodora zornig. »Oh, du wähntest, du seiest frei und ungefährdet, weil ich damals vor
deinen Augen die gefälschte Urkunde verbrannt? Du Tor! es war die rechte nicht! Sieh her – hier halte ich dein Leben.«
Und sie riß aus einer Capsula voller Dokumente ein vergilbtes Pergament. Sie zeigte es dem Erschrocknen, der jetzt willenlos
in die Knie brach.
»Befiehl«, stammelte er, »ich gehorche.«
Da pochte man an die Haupttüre.
»Hinweg«, rief die Kaiserin. »Hebe meinen Brief an die Gotenfürstin vom Boden auf und bedenk es wohl: Patricius, wenn sie
stirbt, Folter und Tod, wenn sie lebt. Fort.«
Und Galatea schob den Betäubten durch den geheimen Eingang hinaus, drehte den bronzenen Justinian wieder an seine Stelle und
ging, die Haupttür aufzutun.
Neunzehntes Kapitel
Herein trat eine stattliche Frau, größer und von gröberen Formen als die kleine, zierliche Kaiserin, nicht so verführerisch
schön, aber jünger und blühender, mit frischen Farben und ungekünstelter Art.
»Gegrüßt, Antonina, geliebtes Schwesterherz! komm an meine Brust!« rief die Kaiserin der tief sich Verbeugenden entgegen.
Die Gattin Belisars gehorchte schweigend. »Wie diese Augengruben hohl werden!« dachte sie, sich wiederaufrichtend.
»Was das Soldatenweib für grobe Knöchel hat!« sagte die zierliche Kaiserin zu sich selbst, da sie die Freundin musterte.–
»Blühend bist du wie Hebe«, rief sie ihr laut zu, »und wie die weiße Seide deine frischen Wangen hebt. Hast du etwas Neues
mitzuteilen von – von ihm?« fragte sie und nahm gleichgültig spielend vom Waschtisch ein gefürchtetes Werkzeug, ein spitzes
Lanzett an einem Stäbchen von Elfenbein, mit welchem ungeschickte oder auch nur unglückliche Sklavinnen von der zürnenden
Herrin oft zolltief in Schultern und Arme gestochen wurden.
»Heute nicht«, flüsterte Antonina errötend, »ich hab’ ihn gestern nicht gesehn.«
»Das glaub’ ich«, lächelte Theodora in sich hinein.
»O wie schmerzlich werd’ ich dich bald vermissen«, sagte sie, Antoninens vollen Arm streichelnd. »Schon in der nächsten Woche
vielleicht wird Belisarius in See stechen und du, treuste aller Gattinnen, ihn begleiten. Wer von euren Freunden wird euch
folgen?«
»Prokopius«, sagte Antonina, »und« – setzte sie, die Augen niederschlagend, hinzu – »die beiden Söhne des Boëthius.«
»Ah so«, lächelte die Kaiserin, »ich verstehe. In der Freiheit des Lagerlebens hoffst du, dich des schönen Jünglings ungestörter
zu erfreuen, und indessen Held Belisarius Schlachten schlägt und Städte gewinnt –«
»Du errätst es. Aber ich habe dabei eine Bitte an dich. Dir freilich ward es gut. Alexandros, dein schöner Freund, ist zurück:
er bleibt in deiner Nähe, und er ist sein eigner Herr, ein reifer Mann. Aber Anicius, du weißt es, der Jüngling, steht unter
seines ältern Bruders Severinus strenger Hut. Nie würde dieser, der nur Rache an den Barbaren sinnt und Freiheitsschlachten,
diese zarte – Freundschaft dulden. Er würde unsern Verkehr tausendfach stören. Deshalb tu mir eine Liebe: Severinus darf uns
nicht folgen. Wenn wir an Bord sind mit Anicius, halte den ältern Bruder in Byzanz zurück mit List oder Gewalt – du kannst
es ja leicht –, du bist die Kaiserin.«
»Nicht übel«, lächelte Theodora. »Welche Kriegslisten! Man sieht, du lernst von Belisarius.«
Da erglühte Antonina über und über.
»O nenne seinen Namen
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