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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Ich ließ Energie aus mir herausströmen, ich umgab mich mit ihr, als würde mein Körper mich nicht mehr begrenzen. Ich war Teil des Ganzen, ich konnte alles beeinflussen.
    Eine Minute später öffnete ich die Augen. Thais sah aus, als hätte ihr jemand eine Kopfnuss verpasst. Sie starrte auf den Tisch und dann hoch zu mir. Schließlich rückte sie ihren Stuhl nach hinten, beugte sich über Q-Tip und suchte die Unterseite des Tisches nach versteckten Kabeln oder Magneten ab.
    »E s ist nur Salz«, erklärte ich ihr. »K eine Metallspäne oder so. Kaum etwas kann auf Salz einwirken. Außer Magie.«
    Wieder blickte sie auf den Tisch, wo ihr ein rundes, glückliches Salzgesicht zulächelte.
    »N atürlich«, sagte Petra trocken, »h at Magie noch sehr viel weitreichendere, wichtigere Ziele. Dies war nur eine kleine Demonstration dessen, was wir Macht nennen. Ich glaube nicht, dass Michel wusste, dass deine Mutter eine Hexe war. Er selbst hatte keine Kräfte. Und ich erzähle euch das alles, um euch die Hintergründe zu verdeutlichen, um euch begreiflich zu machen, warum ich so gehandelt habe. Der Stammbaum unserer Familie kann über fünf Jahrhunderte lang zurückverfolgt werden«, sagte Nan. »Und seit den ersten Anfängen hatten wir ein Problem mit Zwillingen.«
    »W as?« Davon hatte ich noch nie gehört. »E in Problem?«
    »J a«, sagte Nan. »I n unserer Familie sind Zwillinge etwas Besonderes, denn sie können ihre Magie zu etwas sehr Mächtigem verbinden. Etwas sehr viel Mächtigerem als alles, was zwei andere magisch begabte Menschen gemeinsam erreichen könnten. Eineiige Zwillinge, die wissen, was sie tun, haben ein unglaubliches Potenzial.« Nan sah erst mir in die Augen und dann in die von Thais. »E in gefährliches.«
    Das war das Interessanteste, was ich seit Langem gehört hatte. Ich sah Thais nachdenklich an und fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bis wir in Sachen Magie auf einer Höhe waren.
    »I n unserer Familie fürchtet man Zwillinge«, fuhr Nan fort, und ich runzelte die Stirn. »M ehr als einmal haben sie ihre Kräfte nicht für das Gute, sondern für dunkle Machenschaften eingesetzt. Sie waren die Ursache für Zerstörung, Unglück und Tod. Das letzte Mal vor ungefähr zweihundert Jahren.«
    »W aren sie denn verrückt, ihre Gabe für das Böse einzusetzen?«, fragte ich. Als ich Thais’ Gesicht sah, fügte ich erklärend hinzu: »J ede Magie, die du in die Welt setzt, kommt dreimal so stark zu dir zurück. Deswegen ist jeder mit einem halbwegs funktionierenden Verstand darauf bedacht, seine Kraft nur für das Gute zu nutzen. Alle, die ihre Zauberkraft für etwas Böses missbrauchen, laufen Gefahr, das Höllenfeuer auf sich niederfahren zu sehen.«
    »R ichtig«, stimmte Nan zu. »U nd so ist es geschehen, mit ihnen, ihren Familien und ihren Gemeinden. Die Folgen waren verheerend. Und das nicht nur einmal, sondern mindestens dreimal in unserer Geschichte. Deswegen sind unsere Leute auch heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, auf der Hut vor Zwillingen. Mehr noch, sie haben Angst. Und Angst macht Menschen gefährlich. Als eure Mutter euch, eineiige Zwillingsmädchen, in jener Nacht vor fast achtzehn Jahren auf die Welt brachte, wusste ich sofort, dass ihr Vorurteilen, Furcht, Verfolgung und sogar Gefahren ausgesetzt sein würdet.«
    »A ber, ich meine, wie viele von eurer Sorte gibt es denn? Warum konnten wir nicht einfach umziehen und ganz normal aufwachsen? Wie viele Leute hätten schon von uns erfahren? Und wie vielen wäre das Ganze tatsächlich wichtig genug gewesen, dass sie uns etwas hätten anhaben wollen?« Thais schüttelte den Kopf. »I ch verstehe es immer noch nicht.«
    »S chwer zu sagen, wie viele Leute die Bonne Magie praktizieren«, sagte Nan. »I ch glaube, es sind grob zwanzigtausend oder so. Ungefähr sechstausend in Amerika, mehr noch in Frankreich und anderen Teilen Europas. Und wahrscheinlich achttausend in Kanada.«
    »D as hört sich nicht nach viel an«, argumentierte Thais. »A llein in Amerika leben zweihundertfünfundneunzig Millionen Menschen.«
    »I m Vergleich dazu sind es wenige«, stimmte Nan zu. »A ber es braucht keine große Gruppe, um gewaltigen Einfluss auszuüben und seine Macht über weite Entfernungen hin auszudehnen. Besonders unsere Familie, in der nicht mal tausend Frauen als Hexen geboren wurden, ist mit der kulturell begründeten Angst aufgewachsen, jemand von uns könne Zwillinge bekommen.«
    »A lso habt ihr uns einfach aufgeteilt«,

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