Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Anna gleich als Erstes am Montagmorgen.
»Einen Tanga«, erwiderte Anna tonlos.
»Was führt dieser Mann bloß im Schilde?«, sagte Grace. Beziehungen! Hatte überhaupt jemand eine glückliche Geschichte zu erzählen, abgesehen von der jungen Raychel, die mit ihrem Ben offenbar ein echtes Traumpaar war?
»Was will er denn damit sagen, dass er dir einen Tanga vor die Tür legt?«, fragte Raychel.
»Weiß der Geier«, sagte Anna. »Ich verstehe sowieso nicht, wie jemand so einen Tanga tragen kann. Der verhüllt ja nun wirklich gar nichts.«
»Ich denke, genau das ist die Absicht«, lächelte Christie. »Wie sexuell freizügig!«
»Was meinst du, was er dir nächste Woche dalassen wird?«, fragte Dawn. »Vielleicht sich selbst? Nackt auf der Türmatte?«
»Keine Ahnung«, sagte Anna. »Offenbar ist er noch immer mit dieser Tussi zusammen, die keinen Arsch in der Hose hat, aber falls er nächstes Wochenende wirklich persönlich auftauchen sollte, wird er feststellen, dass ich zu beschäftigt bin, um beeindruckt zu sein.«
»Wieso das denn?«, fragte Grace.
»Na ja«, begann Anna, »wenn ich das Land nicht fluchtartig verlassen habe, weil die Sendung am Donnerstag ausgestrahlt wird, werde ich bei Vladimir Darq auf einem Vollmondball sein. Ihr seht, die Woche wird eine echt actionreiche Achterbahn werden.« Dann erzählte sie ihnen alles über das Kleid, das er für sie gemacht hatte.
»Wow!«, sagte Dawn. »So viel Aufmerksamkeit von einem Mann!«
»Warum kriegt man eigentlich so viel Aufmerksamkeit von einem Mann, mit dem man gar nicht geht und den man nach dem nächsten Wochenende nie mehr wiedersehen wird, aber absolut keine von dem, mit dem man zusammenleben sollte? Wie passt das denn zusammen?«, murmelte Anna.
»Weil du mit dem falschen Mann zusammen bist, deswegen«, sagte Christie. »Mein Mann hat mich wie eine Königin behandelt. Ich war überglücklich an jedem Tag, den ich mit ihm hatte.«
Werde ich mich eines Tages so auch mit Calum fühlen?, dachte Dawn. Werde ich seinetwegen auch so verträumt blicken? Aber sie wusste die Antwort bereits, warum schleppte sie sonst diesen Zettel mit der Telefonnummer eines Gitarristen immer und überall mit sich herum? Sie bot an, für alle Kaffee zu holen, bevor ihr Kopf sie mit noch mehr Fragen bombardierte und völlig um den Verstand brachte.
An diesem Nachmittag saß Christie mit den Abteilungsleitern in einer Besprechung. James McAskill war ebenfalls anwesend und nahm seinen Platz neben Christie ein. Auf der anderen Seite des Tischs sah Malcolm, wie James’ Augen aufleuchteten, als er mit ihr redete. Er sah, wie Christies Hand seine berührte, während sie ein paar private Worte mit ihm wechselte, bevor die Besprechung begann. Und als sie schließlich anfing, hörte er, wie James McAskill ihnen allen sagte, wie stolz er auf sein Flaggschiff-Programm sei und wie gut es sich unter der Leitung von Mrs. Somers entwickelte. Er hörte Christies Präsentation darüber, wie das Programm immer größer wurde, ihre Beispiele für ein paar der nützlichsten Ideen, die sie bekommen hatte – vor allem für ein neues Programm, die Absatzzahlen zu verarbeiten, das ein Manager der Filiale in Rothwell selbst entwickelt hatte. Sie beeindruckte alle mit ihrer Vortragsweise und ihrer Begeisterung. Dann war Malcolm an der Reihe, einen einschläfernden Vortrag über den Zustand der Käse-Abteilung zu halten, bei dem er versuchte, die enttäuschenden Zahlen zu beschönigen, und sein Bestes tat, um das unverhohlene Gähnen mehrerer Zuhörer zu ignorieren. Dann musste er sich ein paar aggressiven Fragen von McAskill stellen, und er stolperte und bluffte sich durch seine Antworten. McAskill stellte ihn wie einen Idioten hin. Alle am Tisch schienen sich zu freuen, dass er endlich die längst überfällige Standpauke bekam. Er hasste McAskill. Er hasste sie . Wenn die beiden keine Affäre hatten, dann war er selbst Tom Cruise. Vielleicht war es an der Zeit, dass Mrs . McAskill einmal erfuhr, was hinter ihrem Rücken los war. Er würde die beiden auffliegen lassen und sehen, ob sie dann immer noch so miteinander turtelten!
Einundsiebzigstes Kapitel
A m nächsten Tag, als sich Anna kurz vor Feierabend eben ausloggte, durchzuckte sie ein Gedanke und kam ihr mit der Geschwindigkeit – und Lautstärke – einer Concorde über die Lippen.
»Scheiße, ich habe keine Schuhe!«
»Ist dir klar, dass du das eben laut gesagt hast?«, fragte Dawn.
»Ich habe für Samstag keine Schuhe! Ich
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