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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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wie er es früher immer getan hatte, als sei sein Herz noch immer erfüllt von ihr. Diesen »Liebesblick« hatte er immer so gut beherrscht. Sie musste wegsehen, sonst hätte sie vielleicht doch noch einem primitiven Verlangen nachgegeben, hätte ihn ins Haus gezogen und ihr leidendes Ego befriedigt.
    »Na, dann fahre ich jetzt mal wieder«, sagte er und wandte sich ganz langsam zum Gehen, um ihr möglichst lange die Chance zu geben, es sich noch einmal anders zu überlegen.
    »Bis später«, sagte Anna.
    »Cinderella wird ihren Prinzen um Mitternacht zurückbekommen«, grinste er.
    Anna schloss die Tür und dachte: Du hast gewonnen, Mädchen! Tony kommt nachhause.
    Aber warum hüpfte ihr Körper dann nicht vor Freude darüber?
    Eine halbe Stunde später starrte sie laut fluchend ihr Spiegelbild an.
    Sie sah aus, als hätte sie sich in einem Autoskooter geschminkt. Maria hatte ihr Make-up immer so leicht aufgetragen, aber jetzt sah Anna bestenfalls so aus, als hätte irgendein Kraftprotz ihr links und rechts ein blaues Auge geschlagen. Außerdem zitterte ihre Hand so stark, als sie den Eyeliner auftrug, dass sie aussah, als würde sie als Panda mit einer Gothic-Fixierung auf einen Maskenball gehen. Sie seufzte, schnappte sich die Wattebällchen und den Augen-Make-up-Entferner und fing noch einmal von vorn an. Warum zum Teufel musste Tony ihr Leben wieder durcheinanderbringen, und das ausgerechnet heute?
    Es klingelte an der Tür, als sie eben den zweiten Versuch mit dem Eyeliner in Angriff nehmen wollte, und ihr Herz stand vor Schreck fast still. Bitte mach, dass er es nicht ist. Bitte mach, dass es wieder nur ein verirrter Pizzajunge ist .
    Als sie die Tür aufmachte, sah sie vier grinsende und wunderbar vertraute Gesichter mit Make-up-Etuis und Taschen in den Händen.
    »Wir dachten, du könntest vielleicht ein bisschen Hilfe beim Schminken gebrauchen«, sagte Christie. »Und nach dem Zustand deiner Augen zu urteilen, denke ich, wir hatten recht.«
    Dawn war selbst mächtig aufgedonnert. Sie konnte nur etwa eine Stunde bleiben, da sie auf dem Weg zu ihrem Junggesellinnenabschied war, und Anna beim Schminken zu helfen war tausendmal besser, als zuhause zu sitzen und darauf zu warten, dass sie nach Blegthorpe entführt wurde. Es war ihre Idee gewesen, spontan bei Anna vorbeizuschauen, um sie, selbst wenn sie keine Hilfe benötigen sollte, wenigstens in diesem Kleid zu sehen. Und natürlich brannten sie alle darauf, Anna herausgeputzt wie eine Prinzessin zu sehen.
    Dawn, wieder ganz die Friseurin, die sie früher gewesen war, wickelte und steckte Annas Haar zu einem wundervollen Turm hoch und ließ dann ein paar lose Strähnen um ihr Gesicht fallen. Bei ihr sah es so leicht aus, sogar noch leichter als bei Maria. Sie wussten nicht, wie froh Dawn war, etwas zu tun zu haben, das nichts mit Hochzeiten oder Gitarren oder riesigen, aufblasbaren Penissen zu tun hatte. Sich ausschließlich auf Annas Frisur zu konzentrieren war genau das, was sie im Augenblick brauchte.
    »Ich hatte von Anfang an zwei linke Hände, und als dann auch noch Tony plötzlich vor der Tür stand, war ich erst recht ein Nervenbündel!«, sagte Anna. Sie hatte ihnen alles über ihren letzten Besucher erzählt.
    »Hast du denn schon entschieden, wie es jetzt mit ihm weitergehen soll?«, fragte Raychel.
    »Ich versuche, gar nicht darüber nachzudenken«, sagte Anna. »Jetzt muss ich mich erst mal auf Vladimirs Ball konzentrieren. Und später, wenn ich nachhause komme, werde ich mich mit Tony befassen.«
    »Das ist sehr weise«, sagte Grace. »Diese Party ist sehr wichtig für dich, und du hast einen wundervollen Abend wirklich verdient.«
    Während Grace Wasser aufsetzte, nahm Christie Annas Gesicht in Angriff. Raychel übernahm später, als es um Annas Augen ging. Sie hatte die erforderliche ruhige Hand, um Anna diese dramatisch langen Wimpern zu schminken. Als sie fertig war, trat sie einen Schritt zurück und strahlte.
    »Wow!«, sagte sie voller Stolz.
    »Lass mich mal sehen«, flehte Anna.
    »Warte, du Zappelphilipp«, sagte Raychel. »Erst noch die Lippen.«
    »Ich kann nur noch fünf Minuten bleiben«, sagte Dawn, nachdem Raychel den letzten Strich von Annas scharlachrotem Lippenstift aufgetragen hatte. »Bitte zieh dieses Kleid an und lass es mich sehen.«
    »Hast du es denn überhaupt schon anprobiert?«, fragte Christie.
    »Er hat gesagt, das müsse ich nicht. Er hat gesagt, es würde passen.« Anna dämpfte ihre Stimme, als sei Vladimir in

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