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Ein Killer für Rockford

Ein Killer für Rockford

Titel: Ein Killer für Rockford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Jahn
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habe.«
    »Jemand hat ihn getötet«, sagte sie. »Und wer immer es ist, er sollte dafür büßen.«
    »Ich stimme dir zu. Der Haken dabei ist nur: du mußt aufpassen, daß du nicht selber dafür büßt. Du sprichst mit einem Experten. Ich habe fünf Jahre meines Lebens in dieser Falle verbracht. Es ist schwer, wieder herauszuklettern.«
    Sie drückte seine Hand.
    »Du bist sentimental«, sagte sie, »wie seltsam.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Rockford.
    Sie seufzte.
    »Ich bin müde. Kann ich schlafen gehen?«
    »Da drinnen«, sagte er und zeigte aufs Schlafzimmer. »Zieh eins meiner Hemden an.«
    »Und was machst du?«
    »Aufbleiben und nachdenken«, sagte er. »Nur aufbleiben und nachdenken.«
    Die Vorgänge des menschlichen Denkens funktionieren gut, aber sie funktionieren nicht ununterbrochen gut. Nach einer Stunde fruchtlosen Grübelns nahm sich Rockford ein paar Bier und eine Angelrute und ging zum Strand, um die Zwei-Uhr-Flut auszunutzen. Länger als eine halbe Stunde warf er den Haken wieder und wieder in das weiß schäumende Wasser, das durch die Lücke strömte. Das verschaffte ihm Ablenkung, aber auch keine greifbareren Resultate als seine geistigen Anstrengungen. Deshalb packte er das Angelzeug zusammen, schulterte die Rute und trottete zum Wohnwagen zurück, um schlafen zu gehen.
    Während der fünf Jahre im Gefängnis hatte er gewisse Fähigkeiten entwickelt, wie alle Gefangenen. Eine davon war ein geschärftes Gehör, ein Gehör für außergewöhnliche Töne und Geräusche. Da das Leben im Gefängnis in genau festgelegten Bahnen verlief, war jedes Geräusch, das nicht zur Routine gehörte, so etwas wie eine Alarmglocke. Rockford entwickelte die Fähigkeit, winzige Veränderungen der normalen Geräusche um ihn herum zu erkennen. Es war eine Fähigkeit, die ihm verschiedentlich das Leben gerettet hatte.
    Als er den gewundenen, sandigen Pfad vom Strand zum Hügel hinaufging, hatte Rockford das Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Er hörte ein Geräusch, das nicht hierhingehörte und das nie hierhingehört hatte. Er ließ das Angelzeug ins Seegras fallen und kauerte sich hin, um zu lauschen. Er hatte recht. Da war ein Geräusch, ein metallischer Laut, das Quietschen von Federn. Die Federn im Wohnwagen quietschten nicht. Aber die in seinem Wagen. Irgend jemand war in Rockfords Wagen!
    Er ließ das Angelzeug liegen und schlich durch die Seegrasbüschel, die dafür sorgen sollten, daß die Oberfläche des Hügels nicht von dem ruhelosen Seewind abgetragen wurde. Das Quietschen hörte auf. Wenn jemand im Wagen war, dann durchsuchte er gerade den Inhalt des Handschuhkastens.
    Vermutlich steckt er gerade mein Kleingeld ein, dachte Rockford.
    Rockford schlich um den Wohnwagen herum und kam zu der entgegengesetzten Seite, wo er routinemäßig seinen Wagen parkte. Als er sich an der Wand des Wohnwagens entlangtastete, spürte er eine leichte Bewegung, ein leichtes Schaukeln. Der ungebetene Gast war aus dem Wagen gestiegen und hatte sich in den Wohnwagen begeben.
    Rockford bewegte sich vorsichtig zur Vorderseite. Ein dunkler Mustang, Baujahr 1965, war ein Stück weiter geparkt, und die Tür des Wohnwagens stand halb offen. Rockford schlich um die Ecke und spähte durch die Tür. Der Büroraum war leer. Der Eindringling war bei Sara im Schlafzimmer!
    Rockford eilte zurück zur Rückwand des Wohnwagens. Er erinnerte sich, daß das Fenster zur kleinen Küche offen war, aber das Schlafzimmerfenster war geschlossen. Er legte sein Ohr an die Wand des Schlafraums. Er konnte Stimmen hören; eine gehörte einem Mann, die andere war Saras. Er war nicht sicher, aber er meinte, sie weinen zu hören.
    Rockford ließ sich auf die Knie fallen und tastete im Sand herum, bis er ein paar Steine fand. Er suchte sich zwei aus. In einer Steilkurve könnten sie über den Wohnwagen fliegen und auf dem Dach seines Wagens landen. Rockford biß sich auf die Unterlippe, dann warf er die Steine. Sekunden später war ein dumpfes Geräusch von der Vorderseite des Wohnwagens zu hören sowie ein ziemliches Gepolter im Inneren, als der Mann versuchte, die Tür zu erreichen.
    Wie ein Blitz griff Rockford durch das Fenster über den Küchenausguß nach der alten Kaffeedose. Er holte sie aus dem Wohnwagen, öffnete den Plastikverschluß und nahm seine 38er heraus. Er ließ den Sicherungshebel schnappen und eilte zur Vorderseite seines beweglichen Heims.
    Ein großer, dünner Mann mit kurzem Haar und einer ungesunden, gelblichen Gesichtsfarbe beugte

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