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Ein Kind, das niemand vermisst

Ein Kind, das niemand vermisst

Titel: Ein Kind, das niemand vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody DeVine
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viktorianischen Häusern, die so perfekt gepflegte Vorgärten hatten, dass seine Frau jedes Mal ins Schwärmen geriet, wenn sie auf dem Weg zu einem Elternabend daran vorbeifuhren.
    Die Schule seines Sohnes Ethan lag am Ende einer Sackgasse. Ein Rotklinkerbau aus den Siebzigern mit Flachdach und einem von Unkraut überwuchernden Schulhof. Obwohl schon seit einer Stunde Schulschluss war, standen immer noch ganze Grüppchen Jugendlicher bei den Fahrradständern, lachten, rauchten, schubsten sich spielerisch und zeigten einander vermutlich die neusten Pornos auf ihren Handys.
    Er entdeckte Ethan sofort. Mit seinem rötlich schimmernden Haar war er trotz seiner geringen Größe leicht zu finden. Er stand mit drei Klassenkameraden, die ihn alle um mindestens einen Kopf überragten abseits am Zaun und blickte lachend auf das Display eines Handys, das ihm einer der Jungs unter die Nase hielt. Cunningham hoffte, dass es nur ein harmloses Nacktbild war und keins dieser Happy-Slapping Videos oder anderer kranker Mist.
    Als Cunningham den Motor abstellte, blickten sie hoch. Ethan schulterte seinen Rucksack, schob sich an den Jungs vorbei und kam aufs Auto zugelaufen.
    Cunningham kurbelte das Seitenfenster herunter.
    »Was machst du hier?«, fragte Ethan gereizt und blickte über seine Schulter zu den Jungs, die ein Handy herum reichten und lauthals lachten.
    »Ich…» Cunningham räusperte sich und wurde sich plötzlich bewusst, dass er es nicht wusste. Er hatte einfach das Bedürfnis verspürt zu gucken, ob alles in Ordnung war. Natürlich war es das.  Da er sich nun davon überzeugt hatte, dass es Ethan gut ging, fühlte er seltsamerweise jedoch keineswegs ein Gefühl der Erleichterung.
    »Evanna ist aus der Psychiatrie entlassen worden.«
    Ethan sah ihn einfach nur an.
    »Das heißt, heute ist sie wieder eingewiesen worden. Aber ich weiß nicht für wie lange.« Er studierte das Gesicht seines Sohnes sorgfältig, und das kurzzeitige Aufflackern von Angst in den Augen entging ihm nicht.
    »Wieso erzählst du mir das?« Seine Stimme zitterte; er räusperte sich und täuschte einen Hustenanfall vor.
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, du solltest das wissen.«
    »Sie wird ja wohl kaum wieder auf diese Schule gehen, oder?«
    »Kaum«, erwiderte Cunningham.
    »War´s das?«, fragte er und ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und ging zu seinen Freunden zurück.
     

     
    Zurück auf dem Revier erwartete ihn die übliche Hektik. Uniformierte hetzten mit kleinen Notizzetteln durch die Gänge, Verdächtige in Handschellen, die lauthals die Justiz beschimpften und im gleichen Atemzug nach einem Anwalt verlangten, wurden in Vernehmungszimmer geführt. An jeder Ecke klingelten Telefone, wurden Aktenordner gereicht und wild auf Tastaturen eingehämmert.
    Im dritten Stock, wo sich die Kriminalpolizei befand, ging es nicht ruhiger zu. Normalerweise nahm Cunningham die Geräuschkulisse gar nicht mehr wahr. Doch heute verursachte jeder Teelöffel, der gegen einen Keramikbecher schlug, jeder Buchstabe, der auf der Tastatur getippt wurde und jedes Rascheln von Aktenblättern ein Pochen in seinem Schädel.
    »Ist Ihnen nicht gut, Sir? Sie sehen blass aus.«
    Haines stand am Kopierer, in der Hand einen Stapel Blätter.
    »Wir müssen nochmal mit Mrs Conroy sprechen«, sagte Cunningham und erzählte von dem Onkel, der Chloe aus der Schule abgeholt hatte.
    »Was wollte denn unser Doktor Hyperaktiv? Gibt es Neuigkeiten?«
    Cunningham ließ sich auf einen Stuhl fallen und massierte seine Schläfen mit den Zeigefingern. »Es war Mord, da ist er sich ziemlich sicher. Eingeschlagener Schädel. Er schätzt das Alter zwischen 3 und 4. Er muss allerdings noch alle möglichen Untersuchungen anstellen.«
    »Und das Geschlecht?«
    »Das kann er erst nach einer DNA Untersuchungen sagen.«
    »Das ist nicht gerade viel.«
    »Die Schuhe sollen ganz gut erhalten sein. Vielleicht kommen wir damit weiter. Die restliche Kleidung bestand wohl aus Baumwolle, davon ist nichts Verwertbares mehr übrig.«
    »Die in CSI würden mit den kleinsten Stofffetzen noch herausfinden, in welchem Monat und in  welcher Stadt das T-Shirt gekauft wurde«, meinte Haines grinsend.
    »Da wir hier aber nicht in Miami sind und mit den uns zur Verfügung stehenden technischen Mitteln auskommen müssen, werden wir uns an die Schuhe halten», sagte Cunningham und stand auf. »Kommen Sie, fahren wir nach Huxton, bevor Mrs Conroy mit den Abenddrinks

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