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Ein Kind, das niemand vermisst

Ein Kind, das niemand vermisst

Titel: Ein Kind, das niemand vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody DeVine
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Mundwinkel zu einem Grinsen. »Manchmal sagte sie Bitte sehr , wenn sie mir den Ball gab.«
    Cunningham fragte sich insgeheim, ob Chloe dabei manchmal das Bedürfnis verspürt haben mochte ihr den Ball in den Mund zu stopfen.
    »Hast du eine Idee, wo sie sein könnte?«
    »Diese Frage habe ich schon dem anderen Polizisten beantwortet.«
    Er kratzte sich erneut und presste die Lippen fest aufeinander. »Würdest du sie mir freundlicherweise auch beantworten?«
    »Kommt darauf an, wie viele Polizisten hier noch auftauchen. Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn ich auf die Wache komme und es durch ein Megaphon sage.«
    »Und was würdest du dann sagen?«
    »Dass ich keine Ahnung habe, wo sie sein könnte«
     
     

    Ihre Füße schmerzten. Sie hatte kein Zeitgefühl mehr und hätte unmöglich sagen können, wie lange sie schon durch die Straßen Manchesters lief. Es konnten zwei Stunden sein, genauso gut aber auch vier oder sechs. Eine Pause gönnte sie sich nicht, denn sie befürchtete zusammenzubrechen und nicht mehr weiter zu kommen, sobald sie irgendwo verschnaufte.
    Von der Marble Street bog sie in die Fountain Street, aber dann wusste sie nicht mehr weiter.
    Richie hatte ihr zwar den Weg  erklärt, doch sie hatte nichts zum Schreiben dabei gehabt und sich nicht alles merken können. Unsicher ging sie auf eine ältere Dame mit einem Dackel zu, um nach dem Weg zu fragen. Die Frau hatte einen so starken schottischen Akzent, dass Chloe nur die Hälfte verstand, doch glücklicherweise zeigte sie beim Erklären in die entsprechende Richtung.
    Als sie das Pizza Hut Restaurant erreichte, warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie war eine halbe Stunde zu spät dran. Mehrmals hatte sie sich verlaufen und war dann sogar in den falschen Bus gestiegen, was sie zum Glück aber schnell bemerkt hatte.
    Beim ersten Blick durchs Fenster wurde ihr ganz flau im Magen. Er war nicht da! Hatte er keine Lust gehabt so lange auf sie zu warten?
    Doch dann nahm sie eine vage Gestalt in einer Nische wahr, deren Kopf von einer Kapuze verdeckt wurde. Das musste er  sein!  Als sie das Lokal betrat, spürte sie zum ersten Mal wie hungrig sie war, als der köstliche Duft von Pizza und Pasta durch ihre Nasenlöcher strömte.
    Richie hatte tiefe Augenringe und der schwarze Kapuzenpullover ließ sein ohnehin schmales Gesicht fast verschwinden. Seine Pupillen waren so groß, dass von dem Hellblau seiner Augen fast nichts zu sehen war.
    »Hab 'ne Menger Ärger wegen dir«, sagte Richie anstelle einer Begrüßung. Chloe nickte nur und setzte sich auf den leeren Platz neben ihn.
    »Hier« Er schob ihr seinen Teller mit zwei Stücken Pizza rüber.
    »Danke.« Gierig nahm sie das erste Stück in beide Hände und schlang es hinunter.
    »Die haben meinen Computer mitgenommen.« Er lachte. »Idioten. Den nutze ich nur noch für die Musik. Den Laptop haben die nicht gefunden, weißt du wieso?«
    Chloe schüttelte den Kopf.
    »Weil ich schlau bin. Schlauer als die scheiß Bullen.« Er schob seine Hand unter die Kapuze und kratzte sich am Kopf. »War mein Bruder okay zu dir?«
    Chloe kaute und nickte. »Wusstest du, dass die Polizei zu dir kommt? Durfte ich deswegen nicht bei dir in der Wohnung bleiben?«, fragte Chloe; nachdem sie den letzten Bissen hinunter geschluckt hatte.
    »Hab so etwas befürchtet, ja.«
    »Ich weiß nicht, wo ich jetzt hin soll.« Tränen traten in ihre Augen, die sie schnell versuchte wegzublinzeln. »Nach Hause willst du nicht mehr, was? Was ist da eigentlich los? Wegen der Trinkerei deiner Mutter?«
    »Ja; auch.«
    »Also zu mir in die Wohnung kannst du nicht«, sagte er. Als er die Tränen in ihren Augen bemerkte, strich er ihr über das Haar. »Keine Panik, ich hab da schon eine Idee.«
    »Ehrlich?« Hoffnung keimte in ihr auf.
    »Ich hab da einen Kumpel, der hat ein Zimmer in seinem Keller. Das vermietet er sozusagen. An Frauen aus dem Ausland, die keine Aufenthaltsgenehmigung haben, weißt du?«
    Chloe nickte, obwohl sie nicht wusste, was er meinte. »Die können da wohnen und bekommen Essen, im Gegenzug...arbeiten sie für ihn.«
    »Arbeiten?«
    »Ja. Keine Bange. Ist keine schwere Arbeit und ich glaube Kinder lässt er auch nicht für sich arbeiten. Aber wenn du die Miete bezahlst, kannst du sicherlich dort wohnen.«
    »Aber ich habe kein Geld.«
    Richie strich ihr erneut über den Kopf. »Ich weiß, Kleine. Darüber mach dir mal keine Sorgen. Ich bezahle die erste Miete und dann gucken wir mal weiter.«
    Chloe nickte.

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