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Ein Kind, das niemand vermisst

Ein Kind, das niemand vermisst

Titel: Ein Kind, das niemand vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody DeVine
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das?«
    »So vor drei Monaten. Seitdem hab ich weder Alice gesehen, noch ihn.«
    »Haben Sie ihn angerufen?«
    McGinley hob beide Augenbrauen und sah verdutzt zu Cunningham. »Nein, wieso hätte ich das tun sollen?«
     
     

14
     
    DC Josh Barton hasste Krankenhäuser. Den Geruch, die weißen Kittel und die kranken Menschen, die in ihren Bademänteln auf den Fluren mit ihren Infusionsständern spazieren gingen, das alles hatte ihm schon als Kind ein flaues Gefühl in der Magengegend verursacht. Er erinnerte sich noch zu gut an den Tag, als er seinen Vater hier besucht hatte, der nach einem Arbeitsunfall am Rücken behandelt werden musste.  Barton war um die zwölf Jahre alt gewesen und hatte gesehen wie ein älterer Mann im Flur stürzte und sich dabei eine blutige Kopfwunde zuzog. Barton war durch den Anblick des vielen Blutes ohnmächtig geworden, woraufhin sein Vater ihn anschließend angeraunzt hatte, dass er sich anstellen würde und viel zu empfindlich sei. Seitdem mied er Krankenhäuser wo es nur ging und er konnte sich nur schwer vorstellen, wie sich ein Kind fühlen musste, dass längere Zeit dort bleiben musste. Olivia war zwei Tage zuvor operiert worden und ihre Eltern hatten der Befragung nur zugestimmt, weil sie keine Schmerzen hatte und gerne bei der Suche nach Chloe behilflich sein wollte. Mit weichen Knien folgte er der Krankenschwester, die schwungvoll eine Zimmertür öffnete und auf das Bett am Fenster zeigte.
    Olivia lag mit zwei weiteren Kindern in einem Zimmer. Die Wände waren bunt bemalt und bis auf die Betten und die Waschbecken erinnerte der Raum wenig an ein Krankenhauszimmer.
    Olivia saß in ihrem Bett, der linke Arm war vom Ellbogen abwärts eingegipst. Sie lächelte, als er zu ihr ans Bett trat, legte das Buch beiseite, in dem sie gerade geblättert hatte und blickte ihn an.
    Sie hatte eine rundes Gesicht mit rosigen Wangen und hübsche haselnussbraune Locken, die ihr bis über die Schultern fielen. »Sie sind der Polizist, oder?« Ihre Stimme klang so viel kindlicher als die von Mia und er nickte erleichtert, zog sich einen Stuhl heran und holte seinen Notizblock heraus.
    »Wir machen uns große Sorgen um Chloe. Hat sie dir mal erzählt, dass sie weglaufen will?«
    Olivia bis sich auf die Lippe und ließ ihren Blick einen Moment lang aus dem Fenster schweifen.
    »Sie hat mal eine Nacht in einem Versteck verbracht. Ihre Mutter hat nicht einmal bemerkt, dass sie nicht zu Hause war.«
    Josh machte sich eifrig Notizen. »Weißt du noch ungefähr, wann das war?«
    »Ist schon ein bisschen her. Es war kurz nach ihrem Geburtstag.«
    »Der ist im Februar, richtig?«
    Olivia nickte.
    »Hat sie dir erzählt, wo dieses Versteck ist?«
    »In Upper Milwood.«
    »Upper Milwood? Wow, das ist ja am A- ziemlich weit weg. Wie ist sie dort hin gekommen?«
    »Mit dem Fahrrad. Wenn man von Huxton aus durch den Wald fährt ist es nur eine dreiviertel Stunde.«
    »Und was ist das für ein Versteck?«
    »Eine Gartenlaube glaube ich. Er gehört zu einem leerstehenden Haus.«
    »Das ist ja ein ziemlich tolles Versteck! So etwas muss man erst einmal finden.«
    Olivia biss sich wieder auf die Lippe und rückte dann ein Stück vor. »In dem Haus hat ihre Mutter früher gewohnt.«
    »Wirklich? Die genaue Adresse kennst du nicht zufällig?«
    Olivia schüttelte den Kopf. »Aber sie hat mir genau beschrieben, wie man dort hinkommt. Es ist ganz leicht zu finden. Es ist die erste Straße, die von der Milwood  Road abgeht. Dort stehen nur zwei Häuser und eins davon ist das leerstehende Haus mit der Laube. Die ist eigentlich abgeschlossen, aber Chloe hat den Schlüssel unter einer Gießkanne im Garten gefunden.« Sie lächelte verschmitzt.
    »Das ist wirklich toll, Olivia! Du hast mir richtig viel weiterhelfen können. Deine Freundin Mia meinte nämlich, dass Chloe nie spricht, wenn sie mit euch zusammen ist.«
    Olivia kicherte. »Mia ist ziemlich gemein und Chloe kann sie nicht leiden. Aber wenn wir alleine sind, dann unterhalten wir uns viel. Aber nicht in der Schule, wenn Mia dabei ist.«
    »Wieso gebt ihr euch denn überhaupt mit Mia ab?«, fragte Barton interessiert.
    »Weil sie sonst wirklich gemein wird und wir keinen Ärger mit ihr wollen. In einem Jahr gehen wir sowieso auf unterschiedliche Schulen.« Sie zuckte die Schultern und ließ sich zurück ins Kissen fallen, während sie den eingegipsten Arm umständlich auf die Bettdecke ablegte.
    »Finden Sie Chloe?«
    »Wir tun unser Bestes«, sagte Barton.

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