in Form eines winzigen , das Knopfnäschen und die zwei erschrocken dreinblickenden Äuglein. Der Mund schien wie geschaffen dafür, jeden Augenblick einen kleinen Angstschrei auszustoßen. Während Ada Harris die geborene Optimistin war und über eine Portion persönlichen Muts verfügte, der manchmal an Verwegenheit grenzte, war Mrs. Butterfield furchtsam und nervös, und da sie ausgesprochen pessimistisch veranlagt war, neigte sie stets dazu, Katastrophen und Unglück zu prophezeien, besonders wenn ihre engste Freundin mal wieder eine ihrer ausgefallenen Ideen zum besten gab. Früher einmal hatte Violet zu jener tapferen Schar von Putzfrauen gehört, die allmorgendlich um vier Uhr aufstanden, damit sie rechtzeitig die Büros von London säubern konnten, doch kürzlich war es ihr gelungen, sich im in Mayfair den Posten einer Toilettenfrau zu sichern. Daraus hatte sich das abendliche Zeremoniell entwickelt, denn sobald Mrs. Harris ihr Tagewerk beschloß, machte Violet Butterfield sich so langsam zu ihrem Arbeitsplatz auf den Weg, was ihnen Gelegenheit gab, rund eine Stunde beieinanderzusitzen und Tee und Abendzeitung zu genießen. Zu diesen Zusammenkünften steuerte Mrs. Butterfield ihren Anteil in Gestalt von allerlei pikantem Tratsch bei, den sie von den Damen, die ihr Reich aufsuchten, aufgeschnappt hatte, während Mrs. Harris mit Bemerkungen über die Extravaganzen und Eskapaden ihrer Arbeitgeber aufwartete. Doch an diesem Abend verspürte sie merkwürdigerweise keine Lust, das, was Mr. Lockwood ihr anvertraut hatte, weiterzuerzählen. Das tragische Schicksal der jungen Liebenden erschien ihr irgendwie zu erhaben, um Stoff für Klatsch und Tratsch abzugeben. Sie zog es vor, sich der Wehmut über besagtes herbes Schicksal allein hinzugeben. Außerdem kamen sie schnell auf zwei Dinge zu sprechen, die Mr. Lockwoods Sorgen ohnehin vorübergehend in den Hintergrund drängten: der Pelzmantel und der Farbfernseher. «Du und dein Pelzmantel!» «Du und dein Fernseher!» Seit Jahren schon stach Violet Butterfield ein Bisampelz in die Augen, der jeden Herbst — immer der neuesten Mode entsprechend — im Schaufenster von Arding und Hobbs, ihrem Lieblingskaufhaus, auftauchte. Es war eine aussichtslose Sache. Denn während Violet knauserte und sparte, um so viel zusammenzukratzen, wie der Pelz im vergangenen Jahr gekostet hatte, erhöhte die galoppierende Inflation in der folgenden Saison den Preis um weitere zwanzig Pfund, womit das begehrte Stück für Mrs. Butterfield erneut unerschwinglich wurde. Was den Schwarzweiß-Fernseher von Mrs. Harris anging, so handelte es sich dabei um ein uraltes Modell. Der Apparat war launisch und eigenwillig und hatte überdies die fatale Neigung, immer im spannendsten Augenblick den Geist aufzugeben. Mrs. Harris verzehrte sich nach einem neuen, modernen Farbfernsehgerät mit Super-Bildschirm, das ihre Kellerwohnung in Willis Gardens Nr. 5, Battersea, in ein richtiges Theater verwandeln würde. Der Preis für ein solches Gerät, inklusive Installation, Versicherung und Kundendienst betrug mehr als 400 Pfund und war für sie so unerreichbar wie das erwähnte Rauchwerk für ihre Freundin. Es gab eine Zeit, in der Ada dieses Problem gemeistert hätte. Einmal war es ihr gelungen, die riesige Summe von 450 Pfund zusammenzusparen: sie war nach Paris gefahren, wo sie sich — man lese und staune - ein Modellkleid bei Dior gekauft hatte. Doch inzwischen war sie älter geworden, leichter ermüdbar und nicht mehr so robust wie früher. Die Anhäufung einer solchen Summe war einfach nicht , also auch das Farbfernsehgerät nicht. Aber das hielt sie nicht davon ab, es sich zu wünschen. Oft blieb sie auf dem Heinweg vor einem Elektrogeschäft stehen und betrachtete voll Verlangen die ausgestellten Apparate, auf denen allen in wunderbaren, natürlichen Farben das gleiche Bild flimmerte. Die Teeblätter waren zum zweitenmal überbrüht worden, und auf dem Tisch stand eine Platte mit belegten Broten. Mrs. Butterfield fiel auf, daß ihre Freundin sich heute ungewöhnlich schweigsam und ungesellig verhielt. Sie stieß in der E vening News auf einen Artikel, der bestimmt auch Adas Interesse erwecken würde. «Oh, hör mal», sagte sie, «hier steht etwas über einen Freund von dir.» Und sie begann einen Bericht aus Paris vorzulesen, in dem es hieß, daß der Marquis Hypolite de Chassagne, der derzeitige französische Botschafter in den Vereinigten Staaten, in