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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Kürze nach Paris zurückkehre und im Quai d’Orsay einen neuen Posten als Chefberater für Auswertige Angelegenheiten übernähme. «Mit dem hattest du dich doch richtig angefreundet, nicht wahr?» Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: «... damals, als du ins Parlament gewählt wurdest.»
    Ada überflog die wenigen Zeilen nun selbst, ließ sich jedoch zu keinem Kommentar herab. Mrs. Butterfield sah sie erstaunt an und bemerkte: «Vielleicht kommt er mal wieder nach London rüber. Dann könntet ihr euch doch mal treffen.»
    Mrs. Harris, nach wie vor im Banne von Mr. Lockwoods Tragödie, nickte nur düster und verhielt sich noch immer schweigsam.
    «Also wirklich», rief Violet aus, «deine Stimmung scheint ja heute auf dem Nullpunkt zu sein. Hat einer von deinen Leuten sich dir gegenüber nicht nett benommen? Hast du ihm vielleicht die Schlüssel durch die Tür geworfen?»
    Letzteres bezog sich auf die altehrwürdige Form der Kündigung, die alle Londoner Putzfrauen anwendeten, sobald sie sich von ihrem Arbeitgeber schlecht behandelt oder beleidigt fühlten. Beim Verlassen der Wohnung warfen sie die Schlüssel durch den Briefschlitz in der Tür, was hieß, daß sie jede Verbindung abbrachen.
    Mrs. Harris schüttelte bloß verneinend den Kopf, blieb jedoch nach wie vor stumm, und da ihrer Freundin heute ganz offensichtlich nicht nach Plaudern zumute war, sagte Mrs. Butterfield: «Ich will mal schauen, was es im Fernsehen gibt.» Sie stand auf, schaltete den Apparat ein und drehte an einem der Knöpfe, was einen heftigen Schneesturm auf dem Bildschirm und bösartiges Grollen aus dem Lautsprecher zur Folge hatte. Mit dem nächsten Knopf war es nicht besser: begleitet von Zischen und Krachen erschien ein Bild, das aussah wie durch den Wolf gedreht. Der dritte Knopf hatte einen gänzlich leeren Schirm anzubieten, und der Apparat blieb stumm wie ein Fisch.
    Ada Harris fand endlich die Sprache wieder: «Verdammt und zugenäht!» sagte sie erbost. «Ich habe ihn doch erst letzte Woche reparieren lassen. Der Dreckskasten taugt nicht mal zu Brennholz. Und morgen wollte ich unbedingt sehen, aber vor Montag kommt der Mechaniker nun nicht. Schalt ihn aus, Vi, sonst zertrümmere ich ihn am Ende noch.» Dann setzte sie hinzu: «Ich muß wohl doch etwas weniger Tee trinken und erheblich weniger rauchen und noch ein, zwei weitere Kunden annehmen, bis ich mir einen neuen Apparat bzw. einen Farbfernseher leisten kann.»
    Mrs. Harris hatte nur selten solche Temperamentsausbrüche, und wenn es dazu kam, sagte Vi meistens vor lauter Angst das Falsche. «Ach, Ada, schlag dir das doch bitte aus dem Kopf. Das schaffst du nie. Es ist dasselbe wie mit meinem Pelzmantel. Immer fehlen mir zwanzig Pfund.»
    «Du und dein Pelzmantel», sagte Mrs. Harris.
    «Du und dein Fernseher!» hielt Mrs. Butterfield ihr entgegen, doch es tat ihr sofort wieder leid, und außerdem hatte sie eine Idee, wie der verpfuschte Sonntag ihrer Freundin doch noch zu retten war.
    Sie sagte: «Du, Ada, unsere Gewerkschaft veranstaltet morgen abend in der Tradesmen’s Hall ein großes Wohltätigkeitsfest. Jeder mußte zwei Eintrittskarten kaufen. Wollen wir da nicht zusammen hingehen? »
    «Gewerkschaft», sagte Mrs. Harris verächtlich, denn sie war unabhängigen Geistes, stand politisch rechts und hielt sich von Gewerkschaften fern. Mrs. Butterfield hingegen hatte, bevor sie auf dem Weg über die Damentoilette, des sozusagen in die große Welt aufgestiegen war, Büros geputzt; da hatte sie gar nicht anders gekonnt, als der Gewerkschaft beizutreten.
    Doch Ada merkte, daß es sich bei dem Vorschlag um ein Friedensangebot handelte, und ein warmes Gefühl für ihre Freundin durchströmte sie: «Also gut, Vi», sagte sie. «Die Karten brauchen ja nicht zu verfallen. Wir können uns die Sache ja mal ansehen.»
    Wider Erwarten wurde die Veranstaltung in der Tradesmen’s Hall am Sonntag für die beiden zu einem heiteren, gelungenen Abend. Sie trafen dort auf eine ganze Reihe von Bekannten, lauter hart arbeitenden Frauen, die, um zum Unterhalt der Familie beizutragen, ohne Murren täglich die großen Stadtbüros säuberten oder bei fremden Leuten von früh bis spät bohnerten, schrubbten und Staub wischten. Neben Musik, leckeren Speisen und allen möglichen Darbietungen bestand vor allem die Gelegenheit, unzählige Preise zu gewinnen. Es gab außer der Tombola, wo man für ein paar Pence ein verschlossenes Plastikröhrchen mit einem Los

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