Publikum zugängliche Teil von Intourist funktionierte tadellos, was sich von der angeschlossenen russischen Verwaltungsabteilung nicht unbedingt sagen ließ.
Der junge Mann mit den Glutaugen prüfte die Gutscheine auf ihre Gültigkeit und holte dann die erforderlichen Buchungs- und Antragsformulare hervor.
«Wie steht’s mit den Reisepässen?» fragte er.
«Hier sind sie», antwortete Mrs. Harris.
«Ferner brauchen wir drei Paßfotos.»
«Haben wir ebenfalls», sagte Mrs. Harris triumphierend, «und auch unsere Geburtsurkunden.»
Der junge Mann lächelte gewinnend und sagte: «Ich sehe, die Damen sind erfahrene Reisende. Nein, nein, nur die Fotos.»
Die Bilder stammten noch aus der Zeit, als Mrs. Harris und Mrs. Butterfield bei einem amerikanischen Filmmagnaten beschäftigt und per Schiff in die Vereinigten Staaten gereist waren.
Der Angestellte sagte: «Wenn Sie jetzt bitte diese Formulare ausfüllen wollen. Feder und Tinte finden Sie dort drüben auf dem Tisch.»
Das eine Blatt war ein Buchungsformular, in das der junge Mann bereits die Art der Pauschalreise beziehungsweise die Kennziffer eingetragen hatte; das andere, der Antrag für die Einreisegenehmigung mit den vielen Fragen in kyrillischer Schrift und der englischen Übersetzung darunter sah schon furchteinflößender aus.
Mrs. Butterfield bekam einen Schreck. «Was sind das für komische Buchstaben?» fragte sie. «Das habe ich gar nicht gern, wenn ich was nicht lesen kann.»
Ada sagte: «Stell dich nicht so an, Vi, es steht genau da, was es heißt.»
Sie überflog rasch die Liste der Fragen, um festzustellen, wie weit die Russen sich für ihr Privatleben interessierten. Name, Nationalität, Geburtsdatum, Beruf und so weiter — sie fand die Fragen erstaunlich harmlos. Ada erinnerte sich an das Theater, als sie beide in die große demokratische Republik der Vereinigten Staaten von Amerika einreisen wollten. Um ein Besuchsvisum zu erhalten, hatten Violet und sie eine halbe Stunde lang die Fragen eines wortkargen, reizbaren Vizekonsuls über sich ergehen lassen müssen, der nicht nur alles über Familienstand, Geldeinkünfte und Zweck und Ziel der Reise wissen wollte, sondern auch über ihre Religionszugehörigkeit, ihre politische Einstellung bis hin zu ihrem
, so daß Mrs. Harris drauf und dran gewesen war, dem jungen Mann zu sagen, wohin er sich sein Visum stecken könne — wenn sie es bloß nicht so dringend gebraucht hätte. Verglichen mit der Ausquetscherei durch die große Demokratie war der russische Fragebogen ein Kinderspiel, und die meisten Fragen ließen sich sehr leicht beantworten.
Rechtschreibung war nicht gerade die Stärke der beiden Freundinnen, und schon oft hatte die eine oder andere von Mrs. Harris’ Arbeitsgeberinnen verzweifelt zu ihrem Mann gesagt: «O Gott, es hat jemand angerufen, während wir fort waren. Mrs. Harris hat den Namen hier zwar aufgeschrieben, aber zu entziffern ist er nicht.»
Die beiden Frauen machten sich an die Schwerarbeit, die Fragebogen auszufüllen. Es ging nur langsam und mühevoll vonstatten, mit vielen Tintenklecksen, Streichungen und Verbesserungen, doch nach etwa einer halben Stunde, unterbrochen von allerlei Erörterungen, hatten sie es geschafft, und das Ergebnis war sogar fast durchweg lesbar.
Bei der längsten Debatte war es um die Frage nach ihrem Beruf gegangen. Beide schämten sich dessen nicht, womit sie ihr Brot verdienten, doch wie sollte man das für die Augen von Moskowitern formulieren? Es war schwer, die richtige Bezeichnung zu finden.
Aufwartung) war für Ausländer sicher unverständlich. Was dann? ? ? ? Mrs. Harris kam zu dem Schluß, daß sie schließlich Putzfrau war und die da drüben sich damit würden abfinden müssen. Damit es jedoch etwas eindrucksvoller klang, schrieb sie in einem Anfall von Übermut unter ihren Namen in die Sparte : «Putz-Lady».
Mrs. Butterfield tat sich genauso schwer. Eine genaue Angabe ihrer Tätigkeit im würde zu weit führen. Was sollte sie schreiben? Mit Adas Hilfe kam sie schließlich auf «Damenbetreuerin».
Die Bewältigung dieser Aufgabe verschaffte den beiden das prickelnde Gefühl, eine Leistung vollbracht zu haben. Ada nahm die ausgefüllten Formulare und reichte sie dem jungen Mann am Schalter, der einen kurzen Blick darauf warf und sagte: «Sehr gut. Sobald die Visa ausgestellt sind, was etwa zwei Wochen dauern dürfte, bekommen Sie an die