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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Originale erhielt.
    Der Angestellte, der sich mit den ihn betreffenden Auszügen aus den Antragsformularen Harris/Butterfield zu beschäftigen hatte, sah sich mit einem Problem konfrontiert, das mit den Berufsangaben der beiden Frauen zu tun hatte, ihrem früheren Mädchennamen und anderen Angaben zur Person. Da er kurzsichtig war und schon längst eine stärkere Brille hätte haben müssen, führte die Entzifferung der bereits erwähnten Krakelfüße dazu, daß er seinen Vorgesetzten ein höchst bemerkenswertes Dokument vorlegte, aus dem hervorging, daß eine gewisse Lady Ada Harris Putz für sich und ihre Zofe Violet Butterfield Visa für eine fünftägige Moskau-Reise beantragte.
    Er hatte nämlich Mrs. Harris kurzerhand in den britischen Adelsstand erhoben; denn da die Worte ihm nichts sagten, nahm er an, daß die Reihenfolge nicht stimme, und machte unverzüglich daraus, worunter er sich etwas vorstellen konnte.
    Jetzt kam die Reihe an Mrs. Butterfield. Wer war sie? Was war ihr Beruf? Dieses Problem bereitete ihm erhebliches Kopfzerbrechen, doch er löste es auf geniale Weise. Nachdem er Mrs. Butterfields Berufsangabe entziffert hatte, folgerte er messerscharf, daß eine Angehörige der englischen Aristokratie sich niemals ohne persönliche Bedienung auf Reisen begeben würde, und so wurde Mrs. Butterfield der Lady als Zofe zugeteilt.
    Eine Kopie der Antragsformulare wurde dem Hauptbüro von Intourist in Moskau übersandt, das sofort Zimmer in einem Hotel der Touristenklasse reservieren ließ. Das Räderwerk begann sich zu drehen, damit Mrs. Harris und Mrs. Butterfield und die anderen Teilnehmer der Pauschalreise 6A in das festgefügte, unumstößliche Besucherprogramm eingefädelt wurden, das die Besichtigung sämtlicher Wahrzeichen der Stadt, der historischen Stätten, Denkmäler und aller möglichen Einrichtungen vorsah und natürlich an einem Abend auch den Besuch des Bolschoi-Theaters. Eine Sonderabteilung von Intourist hatte die Aufgabe, die Liste der jeweiligen Besuchergruppen daraufhin durchzusehen, ob sich jemand von Rang und Namen darunter befand. Dazu gehörte jeder, der einen Titel trug. Vor allem englische Aristokraten waren mit Samthandschuhen anzufassen, um sie in dem Glauben zu wiegen, der Große Russische Bär sei in Wirklichkeit ein zufrieden schnurrendes Kätzchen. Dieser Sonderabteilung stand ein ansehnlicher Geheimfonds zur Bewirtung der verschiedenen V.I.P.s und anderer Großkopfeter zur Verfügung. Alles konnte geboten werden: Kaviar, Champagner, Limousinen mit Chauffeur, Datschas auf dem Lande, Treibjagden, kurzum, Vergnügungen jeder Art. Zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichte das Exzerpt mit dem Hinweis auf die bevorstehende Ankunft von Lady Putz nebst Zofe auch diese Sonderabteilung, wo sofort entsprechende Schritte eingeleitet wurden, um dem Rang und der Bedeutung der Besucher Genüge zu tun.
    Dieses köstliche Durcheinander berechtigte, was die geplante Ferienreise der beiden Freundinnen anging, zu den schönsten Hoffnungen. Doch leider gab es einen Haken bei der Sache. Die für den Staatssicherheitsdienst bestimmten Fotokopien der Antragsformulare von Mrs. Harris und Mrs. Butterfield landeten auf dem Schreibtisch des Genossen Inspektor Waslaw Wornow, des Mannes mit dem Gedächtnis einer Elefantenherde; dabei hätte der Zufall sie ebensogut einem der fünf anderen ranggleichen Genossen in die Hände spielen können.
    Die Anträge befanden sich in einem Stapel von rund fünfundzwanzig anderen Einreisegesuchen für die allwöchentliche Pauschalreise 6A von Intourist.
    Genosse Wornow überflog die Papiere mit geübtem Blick und entdeckte unter den Namen keinen, der ihm verdächtig erschienen wäre. Es war unter den Antragsstellern kein Zeitungsmann, kein Geschäftsmann und auch kein Mitglied einer Handelsdelegation, kurz niemand, bei dem zu vermuten war, daß er so ganz nebenbei ein wenig Spionage betrieb. Es schien sich um eine Gruppe völlig harmloser Touristen zu handeln, die dennoch vorsichtshalber beim Verlassen des Flugzeugs mit einem verborgenen Teleobjektiv aufgenommen werden würden und anschließend unter ständiger Überwachung stünden, angefangen beim Reiseleiter von Intourist über das Hotelpersonal bis zu dem sogenannten , jener bei jeder Hoteletage neben dem Aufzug sitzenden Frau, die den Gästen die Zimmerschlüssel aushändigt und von ihrem Platz aus das Kommen und Gehen genau beobachten kann.
    Nichts Verdächtiges. Er griff schon

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