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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Harris, «und wissen Sie, wen ich ins Gebet nehmen würde? Den Arbeiter. Keiner von ihnen hat den Verstand, mit dem er geboren ist. Woher ich das weiß? Nun, ich lebe unter ihnen und sehe ihre Frauen leiden. Streik. Streik. Streik. Die und ihre Streiks. Streiken monatelang für eine Lohnerhöhung von vier Pennies und brauchen dann drei Jahre, um das wieder wettzumachen, was sie während des Streiks an Lohn verloren haben. Gar nicht davon zu reden, daß sie die Gans, die die goldenen Eier legt, töten und die Eierpreise in die Höhe treiben. Wenn sie durchaus streiken müssen, dann sollten sie gegen die Preise streiken. Es gibt nur eines, das dem Arbeiter hilft, und das ist nicht der Streik, sondern die Arbeit. Und wenn er nicht begreift, daß man nur durch Arbeit Geld verdient, dann braucht er jemanden mit Verstand, der ihm das sagt. Er und seine Fünfunddreißigstundenwoche! Wo kämen Sie hin oder ich, wenn wir nur so wenig arbeiteten? Es würde dann nicht einmal für eine Extratasse Tee oder überhaupt für eine Tasse Tee reichen.»
    Wie alle gerissenen und mächtigen Männer, die nur durch ihr kluges Köpfchen über den Durchschnitt hinausgekommen sind, konnte Sir Wilmot verschiedene Dinge gleichzeitig mit seinem Verstand erfassen. Die Fanfare «Leben und leben lassen» hatte die Räder des politischen Ränkeschmiedens in Gang gesetzt, so ausgefallener und weit hergeholter Ränke, daß sie wahrscheinlich sofort als unmöglich und absurd verworfen wurden. Aber so ganz absurd waren sie doch nicht, schon wegen der zwingenden Gestalt, zu der die schmächtige kleine Putzfrau, die die Waffe ihres Berufs fast wie ein Flammenschwert hielt, geworden war. Dies und die Erinnerung an etwas, das er entweder vor noch gar nicht so langer Zeit gesehen oder von dem er gehört oder über das er gelesen hatte. Er hörte Mrs. Harris nur noch halb zu, weil die Räder ineinanderzugreifen begonnen hatten. Und dennoch drang manches von dem, was sie sagte, zu ihm durch.
    «Und die Mods und Rockers, wissen Sie, was ich mit denen täte? Ich würde ihnen die Hosen herunterziehen und sie tüchtig verdreschen. Das würde ich tun! Jeden von ihnen und ihre Huren auch. Ich würde ihnen den Hintern grün und blau schlagen. Sie langweilen sich. Ich würde ihnen mit einem Riemen die Langeweile auspeitschen. Und das auf einem öffentlichen Platz. Das wäre das Richtige für sie, die Eigentum vernichten und alte Männer und Frauen überfallen.»
    Aus einem anderen Teil von Sir Wilmots Gehirn, dem, in dem er seine Phantasie aufbewahrte, erschien auf seinem inneren Fernsehschirm ein Bild des Sloane Squares mit einem riesigen Strauß entblößter Hintern in der Mitte und Polizisten, die sie mit Birkenruten schlugen. Keine Mods und Rockers mehr!
    Es würde natürlich nicht möglich sein, aber im Augenblick hatte das Bild dieser tierischen Form der Rache etwas seltsam Befriedigendes. Was enthielt schließlich mehr Vernunft und praktischen Wert als der Satz «Spare den Stock und verdirb das Kind»? Generationen um Generationen, denen der Stock nicht erspart geblieben war, waren aufgewachsen, ohne daß einer von ihnen ein Mod, ein Rocker oder ein ungewaschener Beatnik geworden war. Die Räder griffen weiter wie geölt ineinander. Es war natürlich vollkommen unmöglich, aber das war nicht das, was die Räder sagten.
    «Und die Atomwaffengegner», fuhr Mrs. Harris fort. «Wissen Sie, was die sind? Zumeist schmutzige, gemeine Kommunisten oder Narren, und ich weiß nicht, was schlimmer ist. Schmutzig! Verlaust und schmutzig sind manche von ihnen. Ich habe sie gesehen. Denen würde ich das Marschieren beibringen. Wissen Sie, wohin ich sie marschieren ließe? In ein Bad. Das brauchen die, eine Säuberung ihres Körpers, und vielleicht würde dabei auch ihr Geist sauber werden.»
    Auf Sir Wilmots ganz privatem Fernsehapparat erschien jetzt ein anderes Bild. Eine lange, nicht endende Schlange von schmutzigen, ungewaschenen, subversiven Taugenichtsen, die durch so etwas wie eine gigantische Autowäscherei gingen und auf der anderen Seite vor Sauberkeit blitzend und befreit von der Last ihres Wunsches, jeden und jedes so widerlich und nutzlos zu machen, wie sie selbst es waren, auftauchten. Innerlich lächelte er über das, was er sich da ausdachte, aber dann ertönte von neuem das «Leben und leben lassen», und die Räder drehten sich schneller.
    Mrs. Harris war hinsichtlich der Außenpolitik nicht so streng, hielt es da mehr mit dem laissez faire. Sollten die, die

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